Annihilator / In Command (Live 1989-1990)
In Command (Live 1989-1990) Spielzeit: 70:07
Medium: CD
Label: Metal Mind Productions, 2008 (1996)
Stil: Thrash Metal


Review vom 26.06.2008


Boris Theobald
Annihilator ist eine unverwüstliche Festung im Lande der Thrash-Metaller. Das liegt an Jeff Waters, der einzigen Konstanten der Band über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Jeff Waters IST Annihilator, wechselt seine Bandmitglieder wie Gottschalk die Abendgarderobe und hat schon so einige musikalische Experimente hinter sich. Da lohnt es sich, mit dieser Live-Scheibe ganz an den Anfang der Karriere zurückzuhorchen. 1996 kam "In Command (Live 1989-1990)" erstmals raus - nun gibt's eine Neuauflage, auf einer goldenen CD und 'ditschitälli remastert'.
Die 14 Tracks stammen von zwei Gigs von den Touren zu den ersten beiden Alben, "Alice In Hell" und "Never, Neverland". Und schon diese frühe Live-Zusammenstellung ist geprägt von einem Wechsel. Beide Alben und somit auch die Aufnahmen von der jeweiligen Tour entstanden mit verschiedenen Sängern. Bei Nummer 1 bis 5 blökt Randy Rampage ins Mikro. Rampage war ein Sänger mit begrenzten stimmlichen Fähigkeiten, dafür aber ein fieser Shouter (und nicht zuletzt ein ziemlich abgedrehter Bühnenclown mit viel Körpereinsatz).
Zur Mucke des ersten Albums passte dieser Mann dadurch aber ganz prima. Annihilators Frühtaten waren vornehmlich temporeiche, aggressive Riff-Ungetümer ("Wicked Mystic", "Ligeia") mit teils anarchisch abgedrehtem Songwriting ("Word Salad"). Und passend zum verrückten "Alison Hell" erzeugt seine wütend-schizophrene Stimmbandsägerei genau die richtige Stimmung. Im Text geht's um ein kleines Mädchen, das aus nächtlicher Angst vor Monstern ihren Verstand verliert - und Randy Rampage gibt ein hervorragendes Monster ab!
Die Tracks 6 bis 14 entstanden fast genau ein Jahr später mit Ex-Omen-Sänger Coburn Pharr. Dieser ist ein wesentlich besserer Sänger und zeigt es auch gleich. Das erste Stück mit ihm ist nämlich die zweite Version von "W.T.Y.D." auf dieser CD - und Pharr macht das, was Rampage nicht kann: Screamen, dass einem das Metal-Herz aufgeht! Pharr sorgt für einige Live-Improvisationen; bei "Sixes And Sevens" macht seinetwegen sogar die Gitarre mal Pause. Die Sänger sind so grundverschieden, dass auch die Doppler von "W.T.Y.D." und "Alison Hell" auf der CD nicht wirklich stören.
Interessant zu hören ist, wie sich die damals neuen Stücke vom "Never, Neverland"-Album schon teilweise vom ganz alten Stoff unterscheiden und Annihilator Richtung Melodic Thrash Metal steuern. Genauso durchgeknallt, aber viel melodischer im Riffing und Gesang und mit mehr schaurig-ruhigen Clean-Gitarren-Parts ausgestattet sind Stücke wie "Fun Palace", "Stonewall", "Road To Ruin" oder das geniale "Never, Neverland", das richtig episch anmutet und mit den Lyrics in fünfeinhalb Minuten eine ganze Geschichte erzählt.
"In Command (Live 1989-1990)" ist eine mehr als hörenswerte Zeitreise zurück in die frühen Tage einer Legende, die es völlig zu Unrecht nie dauerhaft aus dem Schatten von Bands wie Metallica oder Slayer geschafft hat. Die (remasterten) Aufnahmen versprühen unbändige Bühnen-Power mit dem AC/DC-Cover "Live Wire" als Party-Höhepunkt. Zugleich ist der Sound richtig klasse und zumindest beim zweiten Teil von 1990 bestens ausdifferenziert. Das ist viel wert, denn es spielt eine technisch unendlich versierte Kapelle mit einem Konzertmeister, der zu den besten Gitarristen der Zunft zählt. Wer die Scheibe nicht ohnehin besitzt: Noch ein Grund zuzuschlagen, ist die Limitierung auf 2000 Exemplare. Diese Rezension bezieht sich ausschließlich auf Nr. 0799!
Line-up:
Jeff Waters (guitar, vocals)
Randy Rampage (vocals - #1-5)
Coburn Pharr (vocals - #6-14)
Dave Scott Davis (guitar)
Wayne Darley (bass)
Ray Hartmann (drums)
Tracklist
01:W.T.Y.D.
02:Wicked Mystic
03:Ligeia
04:Alison Hell
05:Word Salad
06.W.T.Y.D.
07:The Fun Palace
08:Never, Neverland
09:I Am In Command
10:Stonewall
11:Road To Ruin
12:Sixes And Sevens
13:Alison Hell
14:Live Wire
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