Ant-Bee / Pure Electric Honey
Pure Electric Honey Spielzeit: 47:47
Medium: CD
Label: Gonzo Multimedia, 2013 (Voxx, 1990)
Stil: Psychedelic


Review vom 29.05.2013


Ulli Heiser
Wer ihn kennt, 'den' Ant-Bee, wird sich über die Tracknamen sowie die Aliase der Musikernamen nicht wundern bzw. wissen, zu welchem Ergebnis das führt. Allen anderen mag das Lesen der erwähnten Namen als Hinweis dienen, auf vorliegender CD nichts für den alltäglichen Gebrauch zu finden. Fast nichts.
"Pure Electric Honey" wurde erstmals 1990 (LP) veröffentlicht und dieses erste Album von Billy James aka Ant-Bee zeigt die avantgardistischen Gehversuche des Surrealismus-Freaks mit einer 4-Spur Bandmaschine. Ausloten was geht, schauen, wie man seine Vorliebe für Musik in der Art eines Künstlers wie Syd Barrett oder Alben wie Magical Mystery Tour/Sgt. Pepper umsetzen kann. Das Ergebnis hieß "Pure Electric Honey" und begeistert vom Geschaffenen, wandte sich Billy an das Bomp/Voxx-Label in Los Angeles. Zur der Zeit war in der Undergrund-Szene Psychedelic aus den Sechzigern angesagt und seine Musik bekam sogar Radio-Spielzeit. Unvorstellbar, wenn man sich die heutige Medienlandschaft anschaut. Selbst Privatsender, lokal oder im I-Net, dürften sich mit derlei musikalischem Output heutzutage schwer tun.
Die beiden genannten Alben, sowie die Musik von Pink Floyd zu Syds Zeiten sind eigentlich fast Pop, im Vergleich zu Ant-Bees Output. Vielleicht deswegen, weil man von den Beatles als auch von Pink Flyod selbst die schrägsten Momente immer auch in Verbindung von genialen Melodien irgendwie oder irgendwo verbindet.
Bei Ant-Bee fehlt diese 'Kopf-Verbindung' und man muss sich die Musik erarbeiten. Genau, die Songs wollen entdeckt werden. Am besten frühmorgens oder spät am Abend, wenn man zum einen die Muse hat, Neues in den Kopf zu lassen, oder dieser vom Tag schon so gefüllt ist, dass er ohne großen Widerstand diese Art von Honig einfach aufnimmt.
Zitate aus dem Booklet, welches die Entstehung der Titel dokumentiert, bedürfen in ihrer Aussage keiner weiteren Erklärung:
»Just listen, you might hear something.« Oder:
»… the music was ahead of it's time… «
Das war sie sicher und für die Meisten wird sie es auch heute noch sein. Das Zitat Nummer eins trifft den Nagel auf den Kopf, denn nach anfänglichen 'Schwierigkeiten' eröffnet sich einem die Musik urplötzlich. Überlegte man anfangs noch, ob vielleicht der Hauskater krank ist und jammert, ob ein Fensterladen bei absoluter Windstille klappert, die Frösche aus Nachbars Gartenteich um Asyl bitten oder die Waschmaschine per Geräuschen den baldigen Gang zum Schrotthändler ankündigt, so verblassen diese Anfängergedanken spätestens nach dem dritten Hördurchgang und so viele sollte man der Platte auch zugestehen. Ant-Bee hat einen psychedelischen Kosmos auf CD gebracht - hier und da wohl experimentell zu nennen, zum Teil aber auch mit sehr harmonischen Momenten ausgestattet -, der entdeckt und vor allem erfasst werden will. Ist das geschafft, kann man die Musik einfach 'kommen lassen' und wie von Geisterhand nistet sie sich automatisch an genau den Stellen im Kopf ein, wo sie gerade erwartet wird und willkommen ist.
Natürlich, und darauf gebe ich Garantie, ist das kein Album, das im Regal an der Pole-Position steht. Auch, weil man sich nach entsprechendem zeitlichen Abstand sicher wieder einhören muss. Aber gelungen ist das schon, wenn sich Bagpipes und indisch anmutende Stimmungen mit Vögeln und Fröschen um des Hörers Gunst balgen, wenn honigsüße Klänge mit Sprachsamples und Schlagzeugattacken konkurrieren oder wunderschöne surrealistische Klanglandschaften vor dem geistigen Auge urplötzlich in monströsen dunklen Angründen versinken.
Ant-Bee hat mit illustrer Musikerschar unter anderem über seine Vergangenheit 'berichtet'… dass er aus Protest drei Wochen lang bei seinen Bandewannenaufenthalten Schokolade aß oder was er während seines Indientrips erlebte. Und genau das macht "Pure Electric Honey" zu einem authentischen Werk. Kein normaler Musiker-Output mit welchen Ambitionen auch immer: Hier kann man, wenn man sich öffnet, direkten Einblick in die Psyche und Seele eines Musikers bekommen.
Mir selbst gefallen übrigens die indischen Momente am Besten, da sie vor Mystik und angenehmem, fast tranceartigem Rhythmus nur so strotzen. Wenn, und das ist wichtig, wenn man sich eingehört hat.

Vorliegender 2013er Ausgabe liegen übrigens fünf Demo-Versionen aus dem Jahre 1987 bei, die im Prinzip beim Hören nicht aus der Reihe tanzen, sondern sich wie selbstverständlich ins Gesamtgefüge einbringen.
Line-up:
Billy James (vocals, drums, percussion, tables, guitar, keyboards, tape manipulations)

Guests:
Herman Monster [Roy Herman] (electric, acoustic, slide & beast uitars)
Mr. Green Beans [Greg Lamastro] (sitar)
The Spiral Stairchase [Todd Rogers] (keyboards)
Purple Plastic Penguin [Rick Snyder] (bass)
Mod Martian [Rodney Martin] (slide guitar)
Ymmit [Timmy Cannon] (bagpipes)
The Colonel [Jeff Wolfe] (harmonica)
Nedock Toes [Scott Kolden] (guitar, studio scorcery)
Om Shanti [Jeff Maredn] (flute)
Fuzzy Martian [Charlotte] (backwards violin)
Rantin' & Ravin' [Bob & Suzannah Harris] (Rabtin' & Ravin')
Gouda & The Potato (Meows)
Tracklist
01:Intro
02:Eating Chocolate Cake (In The Bath)
03:My Cat
04:Black & WhiteCat, Black & White Cake
05:Silly Fat Fingers
06:The Wrong At Once (Has Gone)
07:Sy Ahhh!
08:The Green Gin
09:Evolution #7
10:Part I
11:Part II
12:Part III
13:Part IV
14:Outro

Bonus Tracks (1987 demos)
15:Pre-Cake
16:Eating Chocolate Cake In The Bath
17:Silent Mantroid Volume
18:Silent Mantroid Volume 2
19:Post Cake
Externe Links: