Ashtar / Ilmasaari
Ilmasaari Spielzeit: 46:02
Medium: CD
Label: Czar Of Crickets, 2015
Stil: Doom/Black Metal

Review vom 25.06.2015


Andrea Groh
Ashtar? Zunächst hatte ich Ishtar gelesen, was gar nicht mal ganz falsch ist. Denn teilweise werden beide Gottheiten gleichgesetzt, wobei es noch weitere Schreibweisen (z.B. Astarte, aber auch Astaroth, manchmal als weiblicher bzw. männlicher Gegenpart gesehen) gibt - was wohl dem sumerisch/vorarabischen Ursprung geschuldet ist, da sich jene Buchstaben nicht einfach in unser Alphabet übertragen lassen.
Die Band Ashtar aus der Schweiz besteht aus zwei Mitgliedern, nämlich Witch N. und Marko Lehtinen, den manche von Phased kennen könnten, Witch N. ist dort schon als Sand Hexe live mit aufgetreten und war mal als Nadine bei ShEver (nebenbei ist sie mit Marko Lehtinen verheiratet…)
Das Debüt "Ilmasaari" kommt nicht so locker-leicht-luftig daher, wie man nach dem Titel vielleicht vermuten könnte (Ilmasaari ist finnisch und heißt Luftinsel - Marko ist gebürtiger Finne), sondern bewegt sich in dunkel-düsteren Bereichen von Sludge, Doom und Black Metal.
Gleich der Opener mit dem langen, französischen Titel (zum Glück gibt es eine Kopierfunktion… ) "Des siècles qui éternellement séparent le corps mortel de mon âme" zeigt, wo es lang geht: Finstere Riffs treffen auf eine grunzkeifige Stimme, schleppen sich so durch die sieben Minuten, wobei auf die raue Basis auch mal Ansätze von Melodie gelegt werden und im Mittelteil die Geschwindigkeit angezogen wird.
Im weiteren Verlauf der Scheibe soll sich daran erst einmal nicht viel ändern. Das Grundgerüst sind tonnenschwere Riffs, der Bass dröhnt dazu und die Stimme verströmt meistens Verzweiflung, seltener etwas, das irgendwo zwischen Abscheu und Schrecken zu liegen scheint, ist nur ausnahmsweise mal weiblich-zart.
Doch halt, was ist das? "Celestial" bietet unerwartet einen verträumt-harmonischen Part - ein Lichtblick im alles umfassenden Dunkel, zumindest für einen Moment, doch bald schon versinkt auch dieser Song wieder in einen Strudel der Schwärze. Später… ein Hauch einer melancholischen Melodie am Anfang von "These Nights Will Shine On" bringt einen Aspekt von Anmut ein. Auf gewisse Weise hat nicht nur dieser Moment eine ganz eigene Schönheit.
"Ilmasaari" versinkt trotz aller Finsternis nie völlig in der Hoffnungslosigkeit, sondern behält immer etwas Schwebendes, Erhabenes - vielleicht 'Luftiges'?
Gleichzeitig gelingt es den Beiden von Ashtar, ihre Hörerschaft in einen bodenlosen Abgrund zu ziehen, eine Reise, die mal beschleunigt wird, dann wieder kurze scheinbar schwerelose Augenblicke hat. Obwohl auf den ersten Eindruck strukturlos wirkend, wird der Trip nicht langweilig, weil sich immer wieder in der Stimmung verändernd.
Manchmal sind sogar kleine Überraschungen eingebaut, wie das Didgeridoo in "Collide". Falls jemand meint, das passt nicht, warum eigentlich nicht?...
"Ilmasaari" setzt sich bewusst zwischen die Stühle, ist vermutlich einigen Doomern zu böse, Sludge-Fans nicht fies genug und Black Metallern zu langsam. Das Info verspricht einen »intensiv-intuitiven Hybriden« - so hätte ich das wahrscheinlich nicht genannt, aber die Beschreibung ist zutreffend und macht klar, dass wir es hier wieder einmal mit etwas zu tun haben, auf das man sich einlassen muss, um seinen speziellen Reiz zu erkennen.
Mir hat das Eintauchen in die gleichzeitig luftige und schwere Welt von "Ilmasaari" gefallen, und ich glaube, sie zu entdecken und erkunden sollte sich für geneigte (Sludge) Doomer, die auch Schwarzmetallischem nicht abgeneigt sind, lohnen.
Bon voyage….
Line-up:
Witch N. (vocals, bass, guitar)
Marko Lethinen (drums, guitar, vocals, didgeridoo -# 6)
Tracklist
01:Des siècles qui éternellement séparent le corps mortel de mon âme (7:16)
02:She Was A Witch (5:53)
03:Celestial (12:57)
04:Moons (5:07)
05:These Nights Will Shine On (8:26)
06:Collide (6:23)
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