Mit völlig neuem, offenbar handgezeichnetem Cover inklusive verändertem Bandlogo erschienen vor kurzem die beiden Assassin-Frühwerke "The Upcoming Terror" (1987) und "Interstellar Experience" (1988) erneut unter dem Banner "Chronicles Of Resistance". Lange Zeit waren beide Scheiben im Original nur sehr schwer erhältlich, doch das damals bereits die Band verwaltende Label Steamhammer/SPV erkannte dieses Problem und wuchtete kürzlich beide Scheiben im fetten Digipak ein weiteres Mal in die CD-Regale. Remastert wurden die Songs natürlich auch und zwar von keinem Geringeren als Gitarrist Michael Hoffmann.
Das Debüt "The Upcoming Terror" (erschienen Anfang 1987) bot seinerzeit absolut kompromisslosen Thrash Metal mit dem klassischen Teutonen-Sound, als vergleichbare Acts können ebenfalls aus dem Ruhrpott (
Assassin waren in Düsseldorf ansässig) stammende Combos wie
Kreator,
Deathrow oder die mächtigen
Violent Force herangezogen werden. Songs wie der bedrohlich beginnende Opener "Forbidden Reality" (erinnert mich vom Aufbau immer ein wenig an
Slayers "Hell Awaits"), der Uptempo-Brecher "Fight (To Stop The Tyranny)" oder die zuerst außergewöhnlich ruhig beginnende Bandhymne "Assassin" mit ihrem schwer einprägsamen Refrain gehören auch fast ein Vierteljahrhundert nach der Premiere noch zum Pflichtprogramm für jede Thrasher-Seele. Diese Platte rumpelt richtig ungeschliffen durch die Boxen,
Robert schrie damals noch wie ein gerade abgestochenes Schwein (das ist hier als Lob zu sehen!) und allgemein versprüht das Teil auch im Jahre 2011 einen unvergleichlich jugendlichen und gleichermaßen ungehobelten Charme, den selbst die talentiertesten Retro-Thrasher nicht mehr hinbekommen werden. Als Bonustracks wurden zwei Livemitschnitte ("Assassin" und "Baka") von einem Konzert in Osaka 2010 dazu gepackt, die in einem sehr annehmbaren Sound daher kommen, aber vom Feeling einfach nicht mehr das liebenswürdige, asoziale Flair der Frühtage verbreiten können. Als interessante Randanekdote kann man hier erwähnen, dass
Robert seine Ansagen offenbar auf japanisch machte. Ich wüsste ja gerne mal, wo er das gelernt hat... Aufgenommen wurde diese Sternstunde deutscher Musikkultur übrigens im November 1986 zusammen mit
Kalle Trapp.
Die zweite CD dieser Compilation ist der Nachfolger "Interstellar Experience", der etwas technischer und nicht mehr ganz so rumpelig ausfiel wie das Debüt und auch weniger Erfolg einfuhr bzw. heutzutage den geringeren Kultstatus inne hat, aber immer noch als wahres Meisterwerk des einheimischen Geknüppels gezählt werden kann. Ursprünglich war die Platte nur läppische 28 Minuten lang, fuhr jedoch mit einer deutlich druckvolleren, klareren Produktion auf und wurde von Knöpfchenlegende
Harris Johns (u.a.
Sodom) im Musiclab-Studio in Berlin veredelt. Rein musikalisch orientierte sich "Interstellar Experience" gerade durch den fetteren Sound etwas mehr am US-Thrash der damaligen Zeit. Auch Background-Shouts waren sehr oft zu hören: etwas, das man seinerzeit größtenteils von Bands wie beispielsweise
Anthrax oder späteren
D.R.I. gewohnt war. Derart markante Hymnen wie auf dem Vorgänger konnten die Düsseldorfer auf dieser Platte zwar nicht mehr präsentieren, dennoch laufen Ohrwürmer wie das groovige "Junkfood" oder die punkige Abrissbirne "Baka" nach wie vor wie frisch gezapftes Alt hinunter. Der erste Bonustrack "Strange World" ist ein Song aus damaliger Zeit, der lediglich auf den CD-Versionen enthalten war, auf den LP-Pressungen jedoch nicht! "Low Intensity Warfare" ist ein im Januar dieses Jahres aufgenommener Coversong der japanischen Thrasher
Casbah, die es Mitte der 80er lediglich auf ein paar Demos schafften und bei dieser Neuaufnahme sogar mitwirkten; eine interessante Perle für jeden Underground-Historiker!
Das Booklet des aufklappbaren Digipaks beinhaltet sämtliche Lyrics und einige kultige Fotos in schwarz/weiß aus alten Tagen und auch ein paar wenige Pics aus heutiger Zeit. Ein wirklich interessanter Re-Release, den sich jeder Thrasher bei Nichtbesitz der Originalversionen bzw. einem Plattenspieler schleunigst zulegen sollte. Wer allerdings einen Plattenspieler hat und Vinyl bevorzugt, dem empfehle ich sogar noch eher, die beiden Scheiben einzeln zu ergattern, denn parallel zu dieser Compilation-Box erscheinen beide Werke einzeln als fette, jeweils 180g schwere Doppel-LP! Ein Review hierzu folgt in Kürze.
Ich vergebe insgesamt
8,5 von 10 RockTimes-Uhren für dieses einzigartige Stück deutscher Metal-Geschichte!