Avalanche Quartet / Leonard Cohen Songs
Leonard Cohen Songs Spielzeit: 60:29
Medium: CD
Label: Faze Records, 2007
Stil: Acoustic Music

Review vom 01.06.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Nach dem Konzert ist vor der Rezension.
Nachdem das Avalanche Quartet einen tollen Nachmittag live mit ausgewählten Leonard Cohen-Songs gestaltet hatte, ist es nun an der Zeit, dass dauerhaft auditive Vermächtnis des niederländischen Vierers mit Steuermann zu beleuchten.
Der Mann am Lenker ist The Nits-Vorsteher Henk Hofstede. Durch den Gig auf Roepaen weiß man allerdings, dass Pim Kops eindeutig der instrumentale Mann in der ersten Reihe ist. Im Line-up auf der Rückseite des ganz in schwarz-weiß gehaltenen Digipacks steht recht knapp hinter seinem Namen: »various instruments«. Stimmt ja, aber die Streuung ist schon beeindruckend, geht es doch von einigen perkussiven Arbeitsgeräten über die Gitarre bis hin zu Tasteninstrumenten.
Für drei der Songs wird das Quartett gar zum Quintett aufgestockt, denn der Hank Shizzoe–Gitarrist Oli Hartung greift in die Saiten und dann gibt es nicht nur akustische 6-Saiter-Schallwellen zu hören.
Einer der Cohen-Klassiker, wenn man davon bei der Vielzahl an Hochkarätern überhaupt sprechen kann, ist "I'm Your Man". Hier zupft Hartung die E-Gitarre und Marjolein van der Klauw singt mit Herzblut.
Das ist so einer der Begriffe, die einem beim Hören des Albums in den Sinn kommt. Beim Konzert war es ja offenkundig, mit welcher Hingabe und Emotionalität die Musiker hinter dem Konzept stehen.
Dieser Einsatz ist auch über die Platte zu spüren.
Abermals melancholische E-Gitarre vom Hartung gibt es in "Sisters Of Mercy" mit Hofstede an den Lead Vocals. Die Damen servieren herrliche 'uhs' sowie 'ahs' und einen himmlischen Refrain, der zur tiefen Stimme vom Hofstede passt.
Im heimeligen Studio von Kops wurde das Album aufgenommen und viele Booklet-Bilder dokumentieren diese Zeit. Das Album erschien dann im Jahr 2007.
Auch wenn die CD den Titel "Leonard Cohen Songs" trägt, gibt es eine Ausnahme auf dem Silberling. Wo kämen wir bloß ohne diese Ausnahmen hin. Ich liebe sie, nicht nur bei Rezensionen über Musik. Der vorletzte Song, "Nightowl", stammt aus Nits-Zeiten und wurde von Hofstede, Rob Kloet als auch Robert-Jan Stips, dem Ex-Golden Earring-Keyboarder geschrieben.
Hier spürt man, wie dicht so mancher Song von der "In The Dutch Mountains"-Kapelle an denen Cohens war/ist. Genauso sind andere Kompositionen der Niederländer um Meilen vom lebenden Denkmal entfernt.
Sich bei dem 13-Stücke-Studioangebot Favoriten herauszusuchen, fällt verdammt schwer.
Wenn ich mich schon aus dem Fenster lehnen darf, möchte ich zunächst den Opener "Who By Fire" nennen. Der ging mir schon beim Konzert unter die Haut und die CD-Ausgabe bewirkt Identisches.
Und dann noch "Hey, That's No Way To Say Goodbye", weil es einfach besonders schön daherkommt. Die Gitarre ist so klar fingergepickt und man wird das Gefühl einfach nicht los, dass die Vier unmittelbar vor einem sitzen. Außerdem spielt Kops die Maultrommel.
Album-abschließend hat man ein weiteres Schmankerl parat: "Lover, Lover" in einer Live-Version, mitgeschnitten in Deventer. Hier zeigt sich halt die Klasse des Quartetts... Es braucht nur knapp fünf Minuten und man hat den Hörer von den Live-Qualitäten überzeugt.
Das verträumte, nur von dezenten Gitarren begleitete "Bird On A Wire" ist eine klasse Nummer. Dort reihen sich auch das mit Streicher-Andeutungen gefüllte "Avalanche", ein vom Piano getragenes und im Duett von Hofstede sowie van der Klauw gesungenes "Famous Blue Raincoat" ein. Oder wenn Kops für "Dance Me To The End Of Love" das Akkordeon spielt und die Gitarre einen leicht griechischen Einschlag bekommt.... Alles Perlen des Vierers und insgesamt ein Album voller Inbrunst.
Sich Leonard Cohens Songs vorzunehmen, ist eine Sache.
Sie in tragfähige Versionen umzusetzen, ist eine andere, viel wichtigere.
Dem Avalanche Quartet ist das in beeindruckender Weise gelungen und nicht umsonst spricht man jetzt noch von diesem Album.
Wie sehr Hostede, van der Klauw, Linnemann und Kops in der Cohen-Materie verwickelt sind und dennoch den Wald vor lauter Bäumen sehen können, verdeutlichten sie beim Konzert auf Roepaen, wobei die Vier wohl selbst Skeptiker überzeugen konnten.
Aus einer solchen Souveränität heraus darf man dieses Projekt ruhig noch einmal angehen. Ich bin begeistert.
Line-up:
Henk Hofstede (vocals, guitar, piano)
Marjolein van der Klauw (vocals, guitar)
Arwen Linnemann (upright bass)
Pim Kops (various instruments)

With:
Oli Hartung (guitar - #3,8,10)
Tracklist
01:Who By Fire (3:31)
02:Take This Waltz (5:58)
03:Bird On A Wire (3:36)
04:Here It Is (4:33)
05:Famous Blue Raincoat (5:13)
06:Dance Me To The End Of Love (4:12)
07:Seems So Long Ago, Nancy (4:30)
08:I'm Your Man (3:37)
09:Avalanche (5:05)
10:Sisters Of Mercy (3:57)
11:The Guests (4:41)
12:Hey, That's No Way To Say Goodbye (3:15)
13:Nightowl (3:27)
14:Lover, Lover (Live) (4:54)
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