Awesome Color / Massa Hypnos
Massa Hypnos Spielzeit: 36:12
Medium: CD
Label: Ecstatic Peace/Cargo, 2010
Stil: Psychedelic Rock

Review vom 17.05.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Diese Musik stammt von einem Trio?
Ohne mich mit dem, was es im Digipak zu lesen gibt, zu beschäftigen, wanderte die CD in den Player und versetzte mich umgehend in Verzückung. Jedoch der Reihe nach...
Awesome Color gibt es seit 2004. Untergekommen ist die Band beim Label des Sonic Youth-Meisters Thurston Moore. Der Dreier begibt sich mit seiner musikalischen Mischung einerseits an die Wurzeln von Iggy & The Stooges und andererseits einer Vielzahl von Bands aus dem Bereich der europäischen Psychedelic. Da darf es dann durchaus auch etwas aus den guten alten Zeiten von Black Sabbath sein.
Awesome Color ist flexibel und kennt so ziemlich keine Grenzen, denn neben den erwähnten Stilen beziehungsweise Referenzen darf es ab und an auch etwas Noise sein. Alleine schon von den Spielzeiten der Tracks her gibt es Ausreißer nach unten wie auch nach oben. Pendeln die meisten Songs so um die Vierminutenmarke, fertigt die Gruppe den Hörer auch in unter drei oder über sechs Minuten ab. An der Band mit dem großspurigen Namen hatte ich schon nach so zirka drei Songs einen Narren gefressen. Die erste Nummer mit dem Titel "Transparent" ist im Vergleich zu dem, was noch folgen wird, ein straighter Rocker mit fuzziger Gitarre und antörnenden Riffs. Der Gesang des Gitarristen Derek Stanton ist perfekt in die Musik integriert und mit einigen Verfremdungseffekten versehen. Bei diesem Song mag man fast das Wort Hitpotential in den Mund nehmen. Gemeint sind allerdings nicht die marktüblichen Charts, sondern viel eher eine im unabhängigen Bereich.
Kommt es zum Gesang im zweiten Track, scheint Stanton auch noch einen Iggy Pop verschluckt zu haben. Die Musik ist so etwas von geschickt rückwärts gerichtet, dass einem schwindelig werden kann. Zur Gitarre, jetzt mit einem polierten Sound auflaufend, liefern Allison Busch (Schlagzeug) sowie der Bassist Michael Troutman einen drastischen Unterbau. "Flying" ist somit anders als der Opener. Klarer der Gesang und die Basslinien sind wesentlich melodischer.
Awesome Color reizen die Hörgewohnheiten und fabrizieren tolle Zauberei auf der Größe eines Bierdeckels (wegen der sechsunddreißig Minuten Spielzeit). Da darf man auf einen Song wie "Zombie" ja richtig gespannt sein. Die Band verlangsamt das Tempo und der Gitarrist setzt das Wah Wah-Pedal ausgiebig ein. Diese Nummer knüpft eine Verbindung zu skandinavischen Bands wie zum Beispiel Dexter Jones' Circus Orchestra.
Mit "Slaughterhouse" schickt die Band eine verspätete Ansichtskarte an vergangene Rockzeiten. Wie ein roter Faden ziehen sich zum Beispiel Gitarre und Bass in ganz kurzen Teilen auf den "Summertime Blues" von The Who zurück. Die Gruppe ist wild und lässt sich kaum bändigen.
"IOU" setzt einen famosen Schlusspunkt. Sich in hypnotischer Art wiederholende Riffs vermengen sich mit gelegentlichen Rhythmuswechseln und Stantons Gesang ist abermals mit Effekten versehen. Auch hier zeigt sich, dass die Gruppe auf basale Grundprinzipien eines Songaufbaus verzichte. So wirkt die Musik frisch sowie unverbraucht und hat einen Anstrich von Freistil.
Awesome Color hinterlässt Spuren beim Hörer. Ihre Genremischung ist als eigenständig zu bezeichnen und dem Trio darf man gerne seine Wertschätzung entgegen bringen. Wenn Eigenständigkeit gefragt ist, dann kommen die Detroiter gerade richtig.
Line-up:
Derek Stanton (guitar, vocals)
Michael Troutman (bass)
Allison Busch (drums)
Tracklist
01:Transparent (4:04)
02:Flying (4:05)
03:Oaxaca (6:46)
04:White Cloud (2:28)
05:Vision (3:17)
06:Zombie (4:38)
07:Slaughterhouse (4:22)
08:IOU (6:33)
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