Jan Akkerman
14.01.2011, Muddy Waters Saal, Geldern
Culturkreis Gelderland Jan Akkerman
Muddy Waters Saal, Geldern
14. Januar 2011
Konzertbericht
Stil: Fusion, Blues



Artikel vom 19.01.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Jan AkkermanWarum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nahe. In diesem Fall handelt es sich um keinen Geringeren als den niederländischen Gitarristen mit dem globalen Esprit Jan Akkerman. Im zarten Alter von elf Jahren war er mit seinem Freund Pierre von der Linden bei Johnny & His Cellar Rockers aktiv. Die nächste Station waren die Hunters und dann kam die Zeit mit der kurzlebigen Brainbox. Focus mit Thijs van Leer ist natürlich sehr bekannt und unter anderem waren "Hocus Pocus" oder "Sylvia" Hits der Band.
Solo hat der Gitarrenakrobat nicht minder für Aufsehen gesorgt. Schon "Tabernakel" schlug Mitte der Siebzigerjahre mächtig Wellen. Er war bereits beim Montreux Jazz Festival, den Leverkusener Jazztagen, Hague Jazz Festival und im eigenen Land beim North Sea Jazz Festival zu Gast. Akkerman wurde früher in einem Atemzug mit Jimmy Page, Jeff Beck oder Eric Clapton genannt.
Jan AkkermanDer Muddy Waters Saal war ausverkauft. Für einen Gitarristen von solcher Klasse hätte man auch ein Vielfaches an Karten verkaufen können. Es war schon beeindruckend, einen Star so hautnah in einer feinen Clubatmosphäre erleben zu dürfen.
Es brauchte nur einen Moment und man war von der Musik der Band gefesselt. Mit Coen Molenaar hatte Akkerman einen kongenialen Partner an den Keyboards. Während des gesamten Gigs spornten sich die beiden Musiker gegenseitig an und das Mienenspiel der Zwei sprach Bände. Die Rhythmusabteilung mit Wilbrand Meischke am Bass sowie Marijn van den Berg (Schlagzeug) war ein Garant für einen unwiderstehlichen Groove und deren Soloeinlagen konnten nur wortlos, aber mit viel Szenenapplaus zur Kenntnis genommen werden. Bei Meischke hätte man an und für sich Basssolo mit sechs 's' schreiben müssen, dann was er auf den fünf Saiten seines Arbeitsgerätes zauberte, war gigantisch und van den Bergs Alleingang wollte zur Freude der Besucher gar nicht enden. Super!
Jan AkkermanDie Gruppe bot über zwei Stunden melodische Kost in balladesken wie auch Uptempo-Verknüpfungen und begeisterte damit das Publikum. Akkermans Konzert war ein umfassendes Zeugnis unterschiedlicher Stile. Jazz, Rock, Fusion, Funk oder der Blues waren Genres, mit denen der niederländische Gitarrist und seine Begleitmusiker wie selbstverständlich jonglierte. Bei bester Spiellaune streute der Protagonist des Öfteren Zitate aus wohlbekannten Songs ein und als seine Band und er auf die Blues-Allee einbog, gab es eine superbe Wah Wah-Einlage auf den Zebrastreifen.
Jan AkkermanAkkerman spielte ganz gefährliche Sachen auf seiner Gibson Les Paul Custom und immer wieder war es unglaublich beeindruckend, mit welcher Gelassenheit, ja Selbstverständlichkeit er dem Publikum seine Fingerakrobatik mit ganz viel Feeling offenbarte. Kurze Nummern bildeten beim Auftritt im Muddy Waters Saal die Ausnahme von der Regel. Stücke mit einer Spielzeit von um die zehn Minuten und mehr standen auf dem Programm. Eine Setlist existierte nicht. Es gab kurze Absprachen über das nächste Lied, wobei nicht unbedingt Akkerman der Bestimmende war. Es existierten Situationen, in denen wenige Takte des Drummers oder von Molenaar reichten, um einen neuen Track ins Gleiten zu bringen.
Auch in den balladesken, ruhigeren Momenten des Konzerts wurde der Fantasie freier Lauf gelassen. Die Combo streichelte die Trommelfelle mit samtenen Handschuhen und in den schnellen Phasen war der Teufel los. Das Quartett spielte zeitweilig auf wie eine Jam-Band.
Jan AkkermanAuch dieser Akkerman-Gig war ein Unikat. Der Song und sein Thema waren Aufhänger für freie Improvisationen von der Größe eines riesigen Ackers. Dem Zuschauer blieb nicht verborgen, dass die Gruppe über die Strukturierung des Stückes stets nonverbale Absprachen traf. Der Mann am Sechssaiter konnte auch mit wunderschönen Klangspielereien überzeugen. Da musste man manchmal schon hinsehen, um mitzubekommen, ob Sounds vom Gitarristen oder Keyboarder kreiert wurden. Akkerman bewegte sich auf einem Teppich mit Zebramuster. Coen Molenaars Finger konnten auf den schwarzen und weißen Tasten entsprechende tonale Landschaften entwickeln. Auch er lieferte fette Riffs und dass er im Jazz einen Freund hatte, war offenkundig.
Nach einer guten Stunde gab es eine Pause und am Anfang der zweiten Runde stand eine herrliche Traumreise. Eine Zugabe im üblichen Sinn gab es nicht. Akkerman trat ans Mikrofon und teilte dem Publikum mit, dass man einfach weiter spielen würde. "Urban String" war ein Meisterstück mit dem Funk als Basis und darin eingebettet war van den Bergs bereits erwähntes Drumsolo der Extraklasse.
Jan AkkermanIm federleichten Groove von "My Pleasure" hatte die Band kurz "Sylvia" auf der Bühne und "Hocus Pocus" machten sie auch. Exzerpts von "Eruption" (aus Moving Waves aka Focus II) machten die Runde und selbstredend verzichtete man nicht auf Songs wie "Streetwalker", "Tranquilizer", "Blues Route" und ganz zum Schluss gab es einen aufsehenerregenden Abstecher in den Swing. Akkerman & Co. konnten einerseits das Blut des Zuschauers in Wallung bringen und mit den sphärischen Phasen andererseits für Traumwelten sorgen.
Man hat ja nicht alle weltbesten Gitarristen gesehen, aber mit diesem beeindruckenden Konzert und seinen zeitlos schönen Songs aus der Vergangenheit wie Gegenwart hat sich Jan Akkerman bei mir jetzt in diesen persönlichen Kreis gespielt. Ein dickes Kompliment an die Leute vom Culturkreis Gelderland e.V., diesen Mann auf die Bühne des Muddy Waters Saales geholt zu haben.
Wir bedanken uns bei Gregor Pickers vom Culturkreis Gelderland e.V. für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Jan Akkerman (guitar)
Coen Molenaar (keyboards)
Wilbrand Meischke (bass)
Marijn van den Berg (drums)

Bilder vom Konzert
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