Nach Dead Roses liegt mir nun auch das Nachfolgealbum des inzwischen 27-jährigen Amerikaners vor. Zum Einstieg in die neue Scheibe hab ich mich zuerst noch mal komplett mit dem Vorgänger beschäftigt, und es gibt sowohl Parallelen als auch ziemlich davon abweichende, neue bzw. andere Stimmungen.
Die anmachenden Rocksongs, die man ohne zu zögern mit kernigen Heartland-Sounds in Verbindung bringen kann, sind wieder auf den Punkt geknallte Kracher und sorgen für gute Laune. Auch das abwechslungsreiche Alternieren der Songsequenzierung zwischen Fetzigem und Ruhigem macht genauso Sinn, wie es schon auf dem Vorgängeralbum der Fall war.
Die auf "Dead Roses" fast so typischen Stones-Gedächtnisgitarren sind zugunsten der Gitarrensounds mancher No-Depression Götter, z.B. Whiskeytown gewichen. Dass Anderson eine Affinität zu deren ehemaligem Frontmann Ryan Adams nicht verleugnen kann, hat er früher schon bewiesen. Da Adams auch immer mal wieder Stones-Sound verinnerlicht hatte und hat, schließt dann doch wieder den Kreis.
Was mir allerdings im Vergleich auffällt: Die Balladen sind teilweise viel schwerer - nicht unbedingt eingängiger - und vermitteln eine Melancholie, die unter die Haut kriecht. Der Titelsong etwa, der wirklich perfekt instrumentiert ist: Verzerrte Gitarren, die bemerkenswerte Stimme, die wie die Faust aufs Auge passenden Keyboardtupfer, schwermütig und bedeutungsschwanger.
Manche der klassischen Folktradition entsprungenen Klänge erinnern mich an Even The Hills von Nathan Holscher. Dazu zählen etwa "Don't Look Back", "For St. Ann's" oder auch "Buddy Bolden's Blues". Der letztgenannte Track beinhaltet auch eine Trompete, die zusammen mit der akustischen Gitarre Emotionen fast depressiver Züge freisetzt.
Blue Rose bietet gegenüber der amerikanischen Ausgabe vier Bonustracks, mit "Emaline" und "This Old Town" Alternativfassungen zweier Songs des Vorgängers. "This Old Town" liegt scheinbar in einer Live-Fassung vor, aber "Emaline" wandelt sich gewaltig, hier knallt es vergleichsweise heftig, alles Zurückhaltende mit seinen akustischen Six-Strings ist als Stromvariante noch stärker!
Die beiden anderen Bonustracks sind alternative Mixe von Songs der vorliegenden Platte. Und man glaubt es kaum... der Titelsong ist so stark verändert - ins Drängende, Vorwärtsstrebende - dass man meint, ein komplett anderes Stück zu hören. Und es ist mir unmöglich zu sagen, was besser ist. Beide haben ihre Darseinsberechtigung auf gleichem Level und zeigen, wie professionell und abwechslungsreich der Interpret mit seinem Material variieren kann.
Eric Ambel steuert seine fast unverwechselbare Electric Guitar bei, zeichnet wieder, wie bei dem Vorgänger, für die Produktion verantwortlich. Dies bedeutet nichts weniger als eine Art Qualitätssicherung, die zum einen in der ausbalancierten Abmischung, als auch in der guten Klangqualität feststellbar ist. Das Digipack bietet keine weiteren wichtigen Informationen, jedoch zu jedem Song die Besetzungsliste.
Insgesamt ist das Album in etwa auf dem Niveau von "Dead Roses" und ist damit nach dem RockTimes-Bewertungssystem routinierter, dabei durchaus lohnenswerter Stoff. Was übersetzt dann 6-7 von 10 Rocktimes-Uhren ergibt.
| Tracklist |
01:The Reckoning
02:Last Thin Line
03:Don't Look Back
04:Long Way Home
05:Hometown Boys
06:Buddy Bolden's Blues
07:Wake Up
08:You Don't Live Here Anymore
09:Red Shadows
10:For St. Ann's
Bonus Tracks:
11:Emaline
12:Last Thin Line
13:The Reckoning
14:This Old Town
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