Ken Andree / Beatitude
Beatitude Spielzeit: 36:31
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Roots Rock

Review vom 16.04.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Die Visitenkarten des aus El Paso, Texas stammenden Gitarristen, Komponisten, Sängers und Bassisten Ken Andree befinden sich bei Rich Hopkins, den Sand Rubies und The Texicans, die sich später in The New Texicans umbenannten. Der Mann hat beste Adressen vorzuweisen.
Ursprünglich wurde "Beatitude" 2004 zunächst unter dem Titel "All I Gotta Say" veröffentlicht und dann einer Namensänderung unterzogen. Egal wie, olle Kamellen werden einem mit den neun Songs nicht vorgelegt. Im Gegenteil: "Beatitude" klingt frisch, so als wäre das Werk gerade erst erschienen. Zeitlos gute Musik also?
Zwei Schwachstellen seien vorweg angemerkt. Ken Andree persönlich ist kaum im Internet vertreten und das vorliegende Album hat keine Tracklist. Dafür sind die Begleitmusiker des momentan neununddreißigjährigen Künstlers aufgelistet und die sind erste Sahne. Mit dem Gitarristen Adrian Esparza ist ein weiterer Hopkins-Vertreter dabei und außerdem spielte er Ende der Neunziger bei Tito & Tarantula . Craig Schumacher kommt unter anderem aus dem Dunstkreis von Calexico und mit den Trompetern Jacob Valenzuela sowie Martin Wenk sind gleich zwei echte Mitglieder der soeben genannten Band am Start. Nicht unerheblich ist das Mitwirken vom bekannten Ernesto Mendoza an den Drums.
Ken Andree hat alle Songs geschrieben. Wobei wir wieder bei der Ausnahme sind, denn Adrian Esparza hat ihn bei "Starbird" unterstützt. Die vierzig Minuten gehen runter wie Öl und es rockt an allen Ecken und Kanten, die die Platte auch noch hat. Andree schafft mit seinen Kompositionen Rahmenbedingungen, die einen in beste Hörlaune versetzen, und zwar schon mit dem Eröffnungssong "Get It Right". Das ist beste Roots-Kost von der man mehr möchte ... und bekommt.
Nach einem etwas ruhigeren, aber dennoch hinreißend gespielten und gesungenen "You Know The Way" mit schönen Percussion-Beiträgen im Refrain sind die Gitarren überall mächtig aktiv. Craig Schumacher, der das Album auch produziert hat, leistet beste Arbeit an der Harp. Man wird Zeuge eines sehr gelungenen Songs. Ah, jetzt kommt es zur ersten Ballade und auch auf diesem Terrain sind Andree & Co klasse. Da darf man jetzt schon von Feinkost sprechen und wie der Protagonist singt, macht obendrein noch mehr Laune. Herrlich verträumte Gitarrentöne werden kreiert und die Orgelklänge lassen aufhorchen. Hier fehlt es einfach an nichts. Das ist auf den Punkt gespielt.
Mit "Starbird" hat das Album seine Geschichte gefunden und man wird bereits zu diesem Zeitpunkt das Gefühl nicht los, als könne hier nichts mehr schief gehen. Mit einem tollen Solo im Mittelteil wird geglänzt und danach geht es aber richtig zur Sache. Zumindest aus Sicht des Rezensenten, denn "Funny Tonight" ist zwar ziemlich kurz geraten, hat aber den Blues mit mächtig guter Slide-Gitarre. Überhaupt überschlagen sich die Saitenartisten hier mit einem Salto nach dem anderen.
Bei "All I Got To Say" schlüpft man in ein anderes musikalisches Rollenschema. Da spielt eine psychedelische Orgel mit und die Schumacher-Harp suhlt sich im 12-Takter. Die Gitarren klingen schön verzerrt, Soli geben sich die Saitenklinke in die Hand und schon wieder hat Andree einen Song auf seiner Habenseite. O wie schade jetzt ... wir sind ja fast schon am Ende der Platte angelangt.
Durch "Swan Dive" säuft man nicht ab, sondern setzt ein weiteres Ausrufezeichen der guten Musik im Midtempo-Bereich. Verdammt, da war doch von zwei Trompetern die Rede. Bisher herrschte diesbezüglich Funkstille. Erst in "In My Garden" kommen Jacob Valenzuela sowie Martin Wenk zum Zuge und in den flotteren Teilen geht der musikalische Blick an die mexikanische Grenze. Hoppla, "Everything Back" hat nicht die gestochen scharfe Sound-Qualität aller bisherigen Tracks. Es klingt etwas belegt. Ansonsten ist aber auch die Nummer ein Hinhörer.
Insgesamt macht Ken Andrees "Beatitude" eine sehr gute Figur und da die Platte schon einige Zeitringe aufzuweisen hat, sollte der Mann in die Puschen kommen und zumindest über ein neues Album nachdenken.
Line-up:
Ken Andree (guitars, bass, vocals, lead guitar - #7)
Adrian Esparza (guitars, bass, backing vocals)
Keith Green (vox organ, vibes, backing vocals)
Craig Schumacher (organ, harmonica, tambourine, shakers)
Jacob Valenzuela (trumpet)
Martin Wenk (trumpet)
Anne DeWolf (violin)
Ernesto Mendoza (drums)
Tracklist
01:Get It Right (4:35)
02:You Know The Way (3:33)
03:Devils Gonna Win (4:11)
04:Starbird (4:08)
05:Funny Tonight (2:54)
06:All I Got To Say (4:00)
07:Swan Dive (3:43)
08:In My Garden (5:24)
09:Everything Back (3:58)
Externe Links: