Laurie Anderson / Strange Angels
Strange Angels Spielzeit: 46:01
Medium: CD
Label: Warner Brothers, 1989
Stil: Avantgarde


Review vom 03.12.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Seit April 2008 sind sie ein verheiratetes Paar... Laurie Anderson und Lou Reed.
Beide haben eine beeindruckende Karriere aufzuweisen.
Die Avantgarde-Künstlerin wurde am 05.06.1947 in der Nähe von Chicago geboren und sie ist nicht nur Musikerin sowie Sängerin, sondern auch eine Performance-Künstlerin.
Sie studierte Violine und hat einen Abschluss in Kunstgeschichte in der Tasche.
Ihr Instrument unterzog sie Mitte der Siebzigerjahre einer interessanten bau- sowie klangtechnischen Veränderung. Grob gesagt brachte sie auf dem Korpus eine Single an und diese wurde mit dem Geigenbogen in Schwingungen versetzt. Viophonograph heißt ein solches Instrument.
1981 wurde "O Superman" veröffentlicht.
Eine elfminütige Single, mit der die Anderson auch diesseits des Atlantiks schon für Aufsehen sorgte. Im Jahr darauf machte bereits ihr erstes Album "Big Scenes" nicht nur die Runde bei den Kritikern.
In lockerer Folge brachte sie weitere Platten auf den Markt. Ihr Hauptaugenmerk gehörte allerdings ihren Performance-Auftritten.
Über ihre Künste lernet sie einen großen Kreis von Musikern kennen und schätzen.
1989 war "Strange Angels" ihr aktuelles Werk und damit lädt sie jeden Hörer zu einer Art Weltreise ein.
Der Bitte folge ich auch heute noch sehr gerne. Wer andere Platten der Künstlerin kennt, wird den 'fremden Engel' als eines ihrer mehr artigen Alben einordnen. Allerdings ist und bleibt der Silberling eine typische Anderson-Platte.
Sie ist Perfektionistin der inszenierten Worte, gesungen wie gesprochen. Das soll ihr erst einmal jemand anderes nachmachen.
Musik von einer Antimusikerin?
"Strange Angels" ist wohl eine ihrer zugänglichsten Platten in ihrer nicht ganz so langen Liste von Alben.
Sie hat sich damals mit einigen klasse Musikern ins Studio begeben. Hier eine kleine Auswahl: Mit von der Partie sind der Harper Hugh McCracken (B.B. King, Paul Simon, Aretha Franklin,
Billy Joel, Van Morrison), die Gitarristen Scott Johnson (The Kronos Quartet), John Selolwane (Hugh Masekela) sowie Chris Spedding, der Keyboarder Dave Labolt (Paul Simon, Foreigner, Roberta Flack). An den diversen Handtrommeln finden wir Sue Hadjopoulos (Joe Jackson) und David Van Tieghem (Brian Eno, Talking Heads, Charlie Sexton, Ryuichi Sakamoto). Anton Fier, Steve Gadd oder Joey Baron trommeln und Tony Levin ist am Chapman Stick zu hören. Bobby McFerrin ist als weiterer Sänger dabei.
Anderson verfügt über die Gabe, Songs mit wunderschönen Melodien fernab vom Mainstream zu schreiben.
So kann man den Titel des Albums auch in der Weise interpretieren, dass es archaische Tracks sowie himmlische Balladen gibt. Rundum fallen ihre Lieder stets etwas anders aus. Abseits der Hauptstraße... avantgardistisch eben.
Einer der Schwerpunkte bezüglich der Arrangements liegt bei der Percussionabteilung. Dann findet der Hörer sehr feinfühlig umgesetzte Songs, die mit wenigen Instrumenten auskommen und dennoch eine beeindruckende Atmosphäre ausstrahlen.
Die Kombination aus Singen und emotional gesprochenen Worten hat eine unwiderstehliche Intensität und unter diesem Gesichtspunkt sollt man sich besonders "The Day The Devil" anhören. Hier gibt es flirrende Percussion, einen Chor mit Gospelfeeling und die vokale Akrobatik der Künstlerin erzeugt eine Gänsehaut nach der anderen.
Einige Tracks wurden gar ganz ohne Drums eingespielt und zusammen mit Bobby McFerrin hat sie den Schmeichler "Ramon" gesungen. Ein sphärisches Lied mit herrlichen Keyboardteppichen. Im Kontrast dazu gibt es in "Babydoll" fetzige Bläser.
Ihre Texte sind Poesie.
Auch wenn die Platte zum Zeitpunkt dieser Rezension bereits über zwanzig Jahre auf dem Buckel hat, haben die Aussagen (leider) immer noch Aktualität. Stellvertretend soll hier das relaxte "Beautiful Red Dress" genannt werden.
Laurie Andersons Kunst ist Philosophie. Sie hält den Finger in die Wunde der Weltpolitik und alltäglicher Ungereimtheiten.
"Strange Angels" ist so oder so immer noch in der Gegenwart anzusiedeln. Laurie Anderson hat 1989 ein zeitloses Album veröffentlicht.
Line-up:
Laurie Anderson (vocals, keyboards, percussion, drum programming)
Bobby McFerrin (vocals - #2,4,8)
Scott Johnson (guitar - #1,10)
John Selolwane (guitar - #2,5,9)
Ray Phiri (guitar - #2,9)
David Spinozza (guitar - #5)
Arto Lindsey (guitar - #6)
Chris Spedding (guitar - #7)
Jimi Tunnell (guitar - #9)
Tony Levin (Chapman stick - #7)
Gib Wharton (pedal steel - #1)
Dave Lebolt (keyboards - #1,2,3,5,7,9)
Gene Tyranny (keyboards - #2,5,7)
Robby Kilgore (keyboards - #4,9)
Tom Wolk (accordion - #1)
Kenny Kosek (violin - #1)
Hugh McCracken (harmonica - #1)
Earl Garner (trumpet - #2,5)
Laurie Frink (trumpet - #2,5)
Steve Turre (trombone - #2,5, conch shell - #2)
Alex Foster (alto saxophone - #2,5)
Lenny Pickett (tenor saxophone - #2,5,6)
Lew Del Gatto (baritone saxophone - #2,5)
Robby Kilgore (bass - #1, keyboards - #1)
Bakithi Khumalo (fretless bass - #1,2,5,9)
Mark Egan (bass - #2)
Peter Scherer (bass - #3,6, keyboards - #6,10, drum programming - #6)
Mark Dresser (bass - #10)
Anton Fier (drums - #4)
Steve Gadd (drums - #5,9)
Jeey Baron (drums - #10)
Sue Hadjopoulos (percussion - #1,2,3,10)
Nana Vasconcelos (percussion - #2)
Manolo Badrena (percussion - #2,7,9)
David Van Tieghem (percussion - #3)
Crusher (percussion - #5)
Cyro Baptista (percussion - #6)
Bill Buchen (percussion - #7,9)
Mike Thorne (percussion programming - #1,7, keyboards - #7)
Ian Richie (percussion programming - #2)
Eric Liljestarnd (drum programming - #1)
Jimmy Bralower (drum programming - #5,7)
Leon Pendarvis (drum programming - #5)
Benne Diggs (backing vocals - #2,5,7)
Phil Balou (backing vocals - #2,5,7)
BJ Nelson (backing vocals - #2)
Yolanda Lee (backing vocals - #2)
Lisa Fischer (backing vocals - #2)
Maggie Roche (backing vocals - #10)
Suzzy Roche (backing vocals - #10)
Terre Roche (backing vocals - #10)
Tracklist
01:Strange Angels (3:51)
02:Monkey's Paw (4:33)
03:Coolsville (4:34)
04:Ramon (5:03)
05:Babydoll (3:38)
06:Beautiful Red Dress (4:43)
07:The Day The Devil (4:00)
08:The Dream Before (3:03)
09:My Eyes (5:29)
10:Hiawatha (6:53)
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