Mose Allison / The Way Of The World
The Way Of The World Spielzeit: 35:36
Medium: CD
Label: ANTI-, 2010
Stil: Jazz, Singer/Songwriter

Review vom 21.03.2010


Wolfgang Giese
Am 11.11.1927 geboren, ist John Mose Allison Jr. nicht mehr der jüngste, aber der rührige Produzent Joe Henry, bekannt durch seine Zusammenarbeit mit anderen, alten und gestandenen Künstlern wie Solomon Burke, Mavis Staples oder Bettye LaVette, hat es vollbracht, den Musiker nach 12 Jahren Pause wieder ins Plattenstudio zu holen.
Immerhin ist es über 40 Jahre her, dass der Sänger und Pianist seine ersten Aufnahmen als Musiker für das Label Prestige einspielte, 1956 war das. Sein erstes Soloalbum erschien jedoch ein Jahr später. Noch heute zählt "Back Country Suite" für mich persönlich zu einem der Klassiker der Musikgeschichte. Er beeinflusste viele Musiker aus dem Blues- und Rockbereich … zu erwähnen sind die zahlreichen Versionen von "Parchman Farm" (z.B. John Mayall, Blue Cheer), der "Young Man Blues" von The Who, auch bei Van Morrison ist ein Einfluss zu hören und sogar The Clash coverten mit "Look Here" einen seiner Songs.
Dabei ist die Musik Allisons nicht so einfach einzuordnen, sie ist ganz besonders und auf ihre Art wahrscheinlich einzigartig.
»My babe don't stand no cheatin'«, das erwartet man eigentlich textlich bei den ersten Klängen des Openers "My Brain". Ja, das ist eine eigenwillige Version des Titels "My Babe" von Willie Dixon, mit leicht sanft-knurrigem Gesang und swingend-stampfender Pianoeinlage. Dazu treiben die Drums und eine akustische Gitarre schmückt den Song aus. Es ist interessant, wie sich die aus den End-Fünfziger- und Anfang-Sechziger-Jahren bekannten Klänge mit der Neuzeit paaren und dazu die Produktion Joe Henrys klar zu spüren ist. Ganz besonders, wie ich finde, auf dem dahinrumpelnden "Let It Come Down".
So entstand ein relativ einheitlicher Mix aus Folk, Blues und Jazz. Wie Henry ausführte: »He's been, in a way, too bluesy for jazz purists, much too jazzy for blues purists.«
Für alle anderen, mit offenen Ohren und ohne solche Beschränkungen, ist das ganz einfach zu benennende Musik - nennen wir sie simpel Mose Allison!
Die Kombination seines Pianos, das auch mal an Thelonius Monk erinnert ("Crush", das Instrumental), mit akustischer Gitarre, mit gelegentlicher Steel Guitar, mit dezent hintergründigen Saxophoneinlagen, ist in ihrer Gesamtheit wirklich einzigartig.
Erstmalig auch eine Zusammenarbeit mit seiner Tochter, der Country/Folksängerin Amy Allison, auf dem Titelsong - beide singen auch auf "This New Situation", das Stück halte ich angesichts nicht so sehr passender Stimmen für weniger gelungen, aber ist halt meine Meinung ...
Mancher der Songs erinnert entfernt an die 'Erzählweise' eines Randy Newman ("Modest Proposal"). Neben der bereits erwähnten Hinwendung zu Thelonius Monk hinsichtlich seines Pianospiels, darf auch Errol Garner nicht unerwähnt bleiben.
Andere frühe Einflüsse des Musikers waren Louis Jordan, Nat 'King' Cole oder Fats Waller, wahrscheinlich als Spurenelemente immer noch in Allisons typischer Art nachzuweisen. Um auf "Crush" zurück zu kommen, das ist ein wirklich treibendes Piano-Trio-Stück, mit jenen alten Ragtime- und Stride-Elementen, wie auch Monk sie verwendete. Leider bleibt es der einzige Track in dieser Machart. Sehr skurrile Musik auf ihre Art, und klang Allison in seiner Frühzeit schon relativ 'anders' und eigenartig, so hat der Produzent dieses noch einmal extrem aus ihm herausgekitzelt, ganz hervorragend gelungen ist das!
"Once In A While" ist eine Ballade, bei der sich Mose nur am Klavier begleitet, bis leicht und schwebend Gitarre und sanfte Perkussion hinzustossen, das swingt so langsam immer mehr in Richtung eines 'late night feelings', mit Schlagzeugbesen und akustischem Gitarrensolo. Sein Freund Loudon Wainwright wird gecovert mit "I'm Alright", hier in einem schleppenden Bluesrhythmus und mit Saxofonbeteiligung vorgetragen.
Eindeutig Musik abseits jeglichen Mainstreams, trotz des hohen Alters keines jener Alben, mit dem eine Legende hochgehalten werden soll, nein, Mose klingt hier locker mindestens 20 Jahre jünger, als er wirklich ist!
Mit diesem Album untermauert Allison seinen Status als ganz besonderer Songwriter des 20/21.Jahrhunderts! Seine laszive Art zu singen und sein stark jazzig geprägtes Pianospiel bilden eine nahezu unwiderstehliche Kombination!
Tracklist
01:My Brain (3:01)
02:I Know You Didn't Mean It (3:30)
03:Everybody Thinks You're An Angel (3:00)
04:Let It Come Down (2:33)
05:Modest Proposal (2:31)
06:Crush (2:57)
07:Some Right, Some Wrong (2:50)
08:The Way Of The World (2:52)
09:Ask Me Nice (3:22)
10:Once In A While (3:34)
11:I'm Alright (3:13)
12:This New Situation (2:08)
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