Stefan Amannsberger / Piccolo Paradiso
Piccolo Paradiso Spielzeit: 60:14
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2007
Stil: Acoustic Guitar

Review vom 05.03.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Akustische Gitarren-Musik, dafür steht der Niederbayer Stefan Amannsberger. Schaut man sich auf seiner Homepage die stattliche Anzahl seiner wunderschönen Arbeitsgeräte an, kann nur mit der Zunge geschnalzt werden.
Welch eine Vielfalt an 6-Saitern und genau so ist es auch mit der Musik des Gitarristen, der im zarten Alter von zehn Jahren die Begeisterung für dieses Instrument entdeckte. Unterricht hat er auch bekommen und kann mittlerweile das Wissen und Können durch seinen Unterricht an die 'next generation' weiter geben.
Bewegungen in der Musik-Szene machen Freunde.
Mit dem Kontrabassisten Walter Jungwirth gründete er das Duo Acoustic Rendezvous.
Nach dem Umzug ins Niederbayrische lernte er den Harp-Spieler Robert Hobmeier kennen und viele gemeinsame Auftritte pflasterten ihren musikalischen Weg. Übrigens bis heute, denn auch auf dem vorliegenden Album "Piccolo Paradiso" ist der Mann vertreten. Gemeinsam wurden bisher zwei Platten veröffentlicht.
»Mit dem Percussionisten Stefan Waldner verbindet Amannsberger eine tiefe musikalische Freundschaft.« So zu lesen in der Vita des Protagonisten und auch der Handtrommler leistet ihm Gesellschaft.
Unter eigenem Namen stehen bisher zwei Alben auf seinem Konto. Nicht so sehr viel, wenn man bedenkt, dass der Erstling bereits 1993 erschien.
Amannsbergers 'kleines Paradies' ist riesengroß!
In der Tradition von Martin Kolbe, Ralf Illenberger oder Kolbe & Illenberger (irgendwo in unserem Keller schlummern noch Platten vom Duo) und Leo Kottke macht der Amannsberger zeitlos schöne akustische Gitarren-Musik.
Der Sound des Silberlings ist perfekt, sozusagen 1-a.
Der Rezensent kann sich keine Vorstellungen über die turnerischen Qualitäten eines Stefan Amannsberger machen. Für seinen "Piccolo Paradiso"-Spagat gibt es allerdings schon einige Pluspunkte, das steht fest.
Zeitlos ist das Stichwort. Die neunzehn Stücke bestehen selbst in, sagen wir mal, fünfzehn Jahren die Qualitätskontrolle.
Genauso wie die letzten zwei Minuten der CD, denn dabei handelt es sich um einen Song mit dem Namen "Hello, Young Lovers", der von dem Komponisten-Duo Richard Rodgers/Oscar Hammerstein geschrieben wurde. Deren Hochzeit lag in den 40er- sowie 50er-Jahren. Zeitlos gut, hier mit dem Flötisten Jörg Benzing eingespielt.
Neben diesem Track hat der Finger-Picker für sein zweites Cover die Zeit nicht ganz so weit zurück gedreht und es kommt auch aus einem anderen Genre: "Birdland", eines der Markenzeichen von Weather Report, geschrieben vom Mastermind Joe Zawinul, und hier mit Robert Hobmeier aufgenommen. Klasse gespielt und immer wieder gerne gehört, auch in dieser akustischen Version.
Amannsbergers mit der Gitarre erzählten Geschichten sind einerseits verträumt, melancholisch, nachdenklich, andererseits kann er, mit wechselnden Begleitmusikern auch richtig loslegen.
Stellvertretend hierfür sollen zwei unmittelbar aufeinander folgende Tracks genannt werden: Das schwebende "A Trip Without A Pick" sowie der aussagekräftige Titel "Fresh And Funky". Ein wenig Schlagzeug, Chris Eggerbauer ist mit den Sticks fast ausschließlich auf dem Trommelrand unterwegs. Ab und an ein Kurz-Trip zu den Becken, ganz dezent. Die Felle werden lediglich einmal kurz bedient. Amannsberger ist hier ein wahrer Groove-Meister.
Natürlich fielen die Blues-Nummern beim Rezensenten stante pede auf fruchtbaren Boden. Der Gitarrist wechselt zur Dobro und streift sich das Bottleneck über. Natürlich darf bei einem 12-Takter der Hobmeier nicht fehlen… "Blues For 3 Cats". Damit aber nicht genug, es geht in diesem Genre ja noch weiter: "Black Magic", ein einziger Amannsberger Solo-Ausflug, ebenfalls auf der Dobro.
Jazziges, Folkiges und auch ein herrlicher Tango, in der Tracklist leicht zu finden, gibt man zum Besten. Wenn Hobmeier mitspielt, lässt sich der Gitarrist mehr zurückfallen und befindet sich in einer Begleiterrolle.
In "Shake It Up" ist der Pianist Roman Zankl mit von der Partie. Eine ganz tolle Nummer!
Wenn es auf vorliegender Platte ein "Ticino II" gibt, muss es vorher auch ein "Ticino" gegeben haben. Amannsberger erweist sich auch als ein sehr guter Arrangeur, denn die Mitmusiker sind mit Bedacht ausgesucht. So ist es auf erwähntem "Ticino II" Stefan Waldner, der in wirklich hörenswerter Weise seine Handtrommeln einsetzt.
"Piccolo Paradiso" ist keine seelenlose Gitarren-Technik-Orgie, sondern eine mit 'grande sentimento' gespielte Reise und so, wie es das Bild auf dem Cover zeigt, schlängelt sich die Musik durch viele Genre.
Herzliche Grüße vom Niederrhein…
Line-up:
Stefan Amannsberger (6- und 12-saitige Gitarre, Lapsteel, Percussion, Ebow)
Robert Hobmeier (Mundharmonika)
Stefan Waldner (Percussion)
Chris Eggerbauer (Schlagzeug)
Roman Zankl (Piano)
Jörg Benzing (Querflöte)
Tracklist
01:Piccolo Paradiso (4:04)
02:Two Little Birds (3:40)
03:A Trip Without A Pick (3:50)
04:Fresh And Funky (2:39)
05:Get Your Own Taste (3:23)
06:She Is The One (0:46)
07:Scarabaeus (3:10)
08:Stella (3:00)
09:Tango Bavaria (2:33)
10:Feuerabend (3:00)
11:Birdland (4:08)
12:Blues For 3 Cats (2:38)
13:Black Magic (2:10)
14:Deep Inside (3:54)
15:Slow Burning (3:23)
16:Ticino II (3:30)
17:Shake It Up (2:58)
18:Waiting For Spring (4:08)
19:Hello, Young Lovers (1:59)
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