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Tori Amos / Screaming In Silence
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"Screaming In Silence" ist eine Tori Amos-Zeitreise. Mit "Little Earthquakes" gelang ihr der Durchbruch und mit den Songs dieses Albums war sie alleine in der Welt unterwegs, um ihren Fans die Kompositionen live zu präsentieren.
Auf der sehr gut gefüllten Platte werden Auftritte vom 28.10.1992 und 05.03.1993 in Toronto, Kanada sowie vier Nummern eines Konzerts in Chicago am 03.03.1993 zusammengefasst. Das sehr dürftige Booklet enthält Linernotes, deren Schreiber nicht genannt wird. Inklusive der Tracklist war es das dann auch schon, was die Verpackung an Informationen hergibt.
Neben Nummern ihrer grandiosen Platte "Little Earthquakes" erwartet den Hörer noch die eine oder andere Überraschung, denn wir bekommen auch Leckerbissen in Form von Coversongs geboten, die unter anderem auf der "Winter"-EP enthalten sind. Diese Scheibe gibt es in diversen Ausgaben und für den, der den Silberling als 'Limited Edition' hat, sind dann ihre Interpretation von Nirvanas "Smells Like Teen Spirit" und Led Zeppelins "Thank You" keine Unbekannten mehr.
Weiterhin macht sie sich auf ihre ganz persönliche Art und Weise über eine weitere Led Zeppelin-Nummern her: "Whole Lotta Love". Auf diesen Track habe ich mich sehr gefreut, allerdings macht sich Enttäuschung breit, weil die knapp über vier Minuten zu etwas mehr als der Hälfte durch Gesprächsbedarf der Amos verschenkt werden. Schade! Dennoch ist der Rest "Whole Lotta Love" faszinierende Musik von einer weiter über dem Boden schwebenden Protagonistin. Phasenweise tummelt sie sich mit ihren Riffs und Tastenläufen im Prog.
Amos erzählt ganz schön viel. Das Publikum mag es und beide sind in einem guten Austausch. Sie begleitet sich auf dem Klavier und gerade so kann die Amerikanerin voll überzeugen. Einige Nummern geben Anlass zu Vergleichen, denn sie tauchen gleich zweimal in der Tracklist auf. "Winter" ist die Amos-Gospel-Predigt im Gig bei der Hot Ticket Radio Show. Die Version und alle anderen Songs aus dem Q101 mag man sich dann nicht mit so viel Begeisterung anhören, weil der Klang doch etwas belegt ist. Schade, sehr schade!
Die letzten beiden Nummern des Albums hängen vom Sound her zwischen der Radio-Show und dem Auftritt in Chicago. Im Unterschied zu allen anderen Songs präsentiert sie "Sugar" mit sphärisch-dramatischer Keyboard-Begleitung. Klasse! Auf ihr Gerippe reduziert, erhalten die Stücke ein anderes Gesicht und klingen, im Vergleich zu den Arrangements des Albums noch nicht einmal wie Song-Zwillinge.
Im Jahr des zwanzigsten Geburtstags von "Little Earthquakes" kann es allerdings aus meiner Sicht nicht nur bei der Veröffentlichung von "Screaming In Silence" bleiben. Da muss im Laufe des Jahres schon etwas Besseres an Tonträger aufgefahren werden.
Mit dem Blick auf die solo vorgetragenen Kompositionen lohnt es sich definitiv, auch andere auf dem Markt befindliche Veröffentlichungen von ihr ins Auge zu fassen. Tori Amos ist bestimmt eine Ausnahme-Künstlerin und hat das alternative Singer/Songwriter-Genre seit "Little Earthquakes" nachhaltig beeinflusst. Vorliegende Platte ist nicht der Weisheit letzter Schluss.
"Screaming In Silence" ist rundum okay, nicht mehr und nicht weniger. Tori Amos alleine auf der Bühne ist effizient, aber über den zu kritisierenden Klang der letzten sechs Lieder darf man nicht hinwegsehen. Außerdem ist das dürftige Booklet mehr oder weniger lieblos entstanden. Zitat aus den Linenotes: »... this set is sure to delight fans everywhere, and offer a touching insight into the early work of this great artist.« Über dieses Album ist man nicht hundertprozentig erfreut.
Line-up:
Tori Amos (piano, keyboards, vocals)
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