Baby Woodrose / Same
Baby Woodrose Spielzeit: 37:29
Medium: CD
Label: Bad Afro Records, 2009
Stil: Retro Rock

Review vom 11.09.2009


Wolfgang Giese
2001 war es, als Baby Woodrose das Debütalbum "Blows Your Mind" veröffentlichte. Von einer Band konnte man hier eigentlich nicht sprechen, war es doch Lorenzo Woodrose, der das Album im Alleingang einspielte.
Auch hier ist er fast allein, man könnte jedoch beinahe von einem Trio sprechen, denn er und The Adam sowie auf vier Stücken der Keyboarder Heinzz, bestreiten den Hauptanteil, dazu nur Gäste an den Background Vocals und einmal ein Helfer an der Mouth Harp.
"Start!"
Eine schnarrende Fuzzgitarre, rumpelnde Drums, ein schepperndes Tambourin, Background Vocals wie früher, und wir sind mittendrin in den Sixties. Nun gut, man hört schon die aktuelle Zeit heraus, waren die Produktions- und Aufnahmetechniken damals doch andere. Es hört sich schon ganz klar 'retro' an, ein 'Echtheitszertifikat' über Musik der Sechziger würde man hier nicht erteilen können.
Dennoch, losgelöst davon, ich höre erfrischende Musik mit dem "Fortune Teller". Und schon geht's ohne Pause weiter, die alten Kinks lassen grüßen, hier ist für mich kein Zweifel, woher der Einfluss für "Take It" stammt.
"All Day And All Of The Night" stand hier wohl Pate. Super, wenn sich dann die scheppernde Lead Guitar herausquält, kurzum, ich mag das, es erinnert mich an alte Zeiten, Zeiten, in denen ich begann, mir Musik vermehrt einzuverleiben.
Gut, meine 'alten Helden' werden hier nicht ersetzt, das wird wohl keine Band mehr schaffen, doch die Musiker von Baby Woodrose haben ihre Hausaufgaben brav gemacht. Sänger Lorenzo Woodrose versteht es dabei, den jeweiligen Songs, die alle irgendwie verschiedenen Quellen entsprungen zu sein scheinen, ihre Identität zu verpassen. Mal klingt er ein wenig nach Neil Young, dann nach Sky Saxon, und eben wie viele andere, die sich nicht typisch zuordnen ließen zu jener Zeit.
Ich höre eine Mischung aus den Charts der End-Sechziger, einiges typischer amerikanischer Bands, anderes mehr britischer Einflussnahme. Dazu solch typische Effekte, bei denen man meint, die Gitarre würde rückwärts gespielt, scheppernde Rhythmusgitarren, wabernde Chöre mit gewaltigem Echo, und schön kurz, die Stücke. Auf "Laughing Stock" dann noch eine kurze fernöstlich anmutende Einlage, wie ich sie z.B. von den Yardbirds kennen gelernt habe. Auch hier hat Mr. Woodrose genauer hingeschaut: The Byrds, The Troggs, The Electric Prunes, HP Lovecraft, The Chocolate Watchband.
Bunt gemischt mit der typischen Mouth Harp, wie sie mitunter ungelenk in ansonsten psychedelischen Songs irgendwie zweckentfremdet, dann aber doch wieder passend, eingesetzt wurde (auf "Emily"), mit verzerrtem Gesang, mit schepperndem Schlagzeug, das jedoch von allen Instrumenten für mich am wenigsten authentisch klingt, das würde eher in die Mitt-Siebziger, zu Zeiten der Punk-Bewegung passen, die schnarrenden Gitarren, und alles irgendwie wunderbar harmonisch.
Insofern zwar 'retro', aber nicht zwingend alleinig auf die Sixties abgestellt. So vermeine ich auf "Changes Everywhere" eindeutige Anklänge an die frühen R.E.M. zu vernehmen, die ja seinerzeit auch einen gewissen Retro-Sound verbreiteten.
Aber auch etwas folkiger geht es zu, auf "Mikita", mit leichten Anklängen an die Beau Brummels. Auch die beiden letzten Titel fallen etwas aus dem ansonsten durchgehend rockenden Rahmen, besonders auf "Secrets Of The Twisted Flower" lassen Syd Barrett und Pink Floyd grüßen!
Also, Garagenpunk der Sechziger, gepaart mit Psychedelic der amerikanischen Westküste, dazu ein wenig 'British Invasion', ein wenig punkige 70er, ein Schuss 80er Retro, etwas Melancholie, fein durchgeschüttelt im Mixbecher und ein wohlschmeckender Mix kann jede/n erfreuen, die/der auf solche Art von Musik steht.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen, die Band ist dänischer Herkunft!
Line-up:
Lorenzo Woodrose (drums, percussion, bass, guitars, lead vocals)
The Adam (bass, guitars, backing vocals)
Heinzz (Fender rhodes - #1,4,8,11)
Sebastian Winther (backing vocals - #1,9)
Johan Lei Gellet (backing vocals - #4)
Henrik Hall (blues harp - #4)
Tracklist
01:Fortune Teller
02:Take It
03:Open Up Your Heart
04:Emily
05:Laughing Stock
06:Countdown To Breakdown
07:Changes Everywhere
08:Hollow Grove
09:No Mas
10:Mikita
11:Scorpio
12:Secret Of The Twisted Flower
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