Baby Woodrose / Third Eye Surgery
Third Eye Surgery Spielzeit: 37:55
Medium: CD
Label: Bad Afro Records, 2012
Stil: Space Rock

Review vom 18.03.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Lorenzo Woodrose aka Baby Woodrose gehört definitiv zu der Speerspitze des psychedelischen Stoner Rocks im Garage-Ambiente. Er hat uns schon mit hervorragenden Alben beglückt und Faulheit kann man ihm nur ganz schwer vorwerfen. Seine Hausaufgaben macht er immer fleißig und so ist es keine Überraschung, dass er nach dem Debüt "Blows Your Mind" aus dem Jahr 2001 nun mit seinem sechsten Album auf den Markt kommt.
Zur Platte steht im Informationsblatt: »All Baby Woodrose albums have a different vibe and with Third Eye Surgery they have made their space rock album.« Aha, sehr aufschlussreich. Dann können wir uns wohl auf eine galaktische Fahrt im Baby Woodrose-Raumschiff gefasst machen. Wenn Woodrose den Space Rock predigt, dann lassen wir unsere Gedanken nicht um den Platten-Titel kreisen. Das dritte Auge schaut eh nach innen und Baby Woodrose nimmt ja Kurs auf den Weltraum.
Beim erwähnten Genre ist die Combo genauso von anderen attraktiven Bands umzingelt, wie beim bisher vertretenen Stoner Rock auch. Hawkwind (quasi als Erfinder des Genres),
Øresund Space Collective, Space Debris, Black Space Riders, Sula Bassana und viele mehr können als Maß der Dinge hergenommen werden. Wie gesagt, Baby Woodrose nimmt Kontakt mit einem Weltraumbahnhof auf und vielleicht kann er ja seine "Third Eye Surgery"-Fähre erfolgreich in den luftleeren Raum bugsieren. Vielleicht bekommt der Chef einer Raumstation oder eines -schiffs etwas von den Klängen dieser Scheibe mit.
Bei dem Opener "Down To The Bottom" geht man durch einen Tunnel der Erinnerung. Die ersten knapp drei Minuten bieten nichts anderes, als bisher bekannte, aber gute Kost. Baby Woodrose hat der Gitarre ein Maximum an Fuzz zukommen lassen. Ein wenig indische Beigaben mögen den Kuchen etwas fetter machen. Aber Space Rock? Nein! In "Waiting For The War" ist der Gitarren-Fuzz-Generator bis zum Anschlag aufgedreht und man kommt gar mit einem Pop-Refrain um die Ecke. Das soll Space Rock sein?
So langsam muss die Band aber aus den Puschen kommen, sonst erhebt sich die Rakete nur schwerlich von der Startplattform. Es wird blumig: "Dandelion" ist eine Gewächs, das Mitte der Sechzigerjahre gepflanzt wurde und 1973 dann leider schon weg vom Fenster war. Gemeint sind die Byrds, die im gerade genannten Track mächtig durchscheinen. Aber Space Rock? Pusteblume!
Selbst das Einbeziehen eines Sitar, orientalischer Klanggemälde oder nach den Doors klingenden Keyboards kann nicht über den Eindruck hinwegtäuschen, dass diese Baby Woodrose-Rakete nicht in den Orbit gelangt. Wenn überhaupt, sorgt "Third Eye Surgery" hier und da höchstens für Kondensstreifen am Himmel und bekanntlich verschwinden die auch noch nach einer gewissen Zeit. Die auf Fuzz eingestellte Gitarre macht das Hören nicht gerade geschmeidiger.
Ignoriert man das von der Gruppe heraufbeschworene Genre, dann kann man von einem Album sprechen, dass einen interpretatorischen Einblick in die Psychedelic der Sechziger- oder Siebzigerjahre gibt. Es existieren durchaus gelungene Passagen in den neun Kompositionen. Ob dem Hörer damit allerdings geholfen wird?
Baby Woodrose bleibt mit dem Album "Third Eye Surgery" eher bodenständig, denn abgehoben. Die sehr individuelle Interpretation des Genres Space Rock kann auf diese Art und Weise nicht überzeugen. Der Raketenstart wird aus technischen Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben. Ganz unabhängig von der Musik kann die künstlerische Gestaltung der Verpackung viel eher begeistern. Da hat Kiryk Drewinski ganze Arbeit geleistet. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es die Platte auch als LP im Gatefold gibt.
Tracklist
01:Down To The Bottom (2:53)
02:Waiting For The War (2:27)
03:Dandelion (2:31)
04:It's Just A Ride (4:07)
05:Bullshit Detector (5:48)
06:Nothing Is Real (4:49)
07:Love Like A Flower (4:13)
08:Third Eye Surgery (5:29)
09:Honalee (5:38)
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