Barclay James Harvest - der Name weckt in mir recht einschneidende Erinnerungen an meine Jugendzeit. Das erste Mal in Berührung kam ich mit der Musik dieser Band durch den im Jahre 1974 erschienenen Livemitschnitt "Barclay James Harvest - Live", der mich seinerzeit so nachhaltig beeindruckte, dass ich mir genau dieses Album viel später auf CD gepresst gleich noch einmal kaufte.

Aufgrund der langen Ära also an dieser Stelle zunächst mal ein kleiner Einblick in die Geschichte von Barclay James Harvest:
Gegründet wurde die Band bereits 1966 in England, zunächst unter dem Namen The Blues Keepers, von den damals gerade mal 18 bis 19-jährigen Musikern Les Holroyd (bass, rythm guitar, vocals), Mel Pritchard (drums), John Lees (lead guitar, vocals) und Stuart "Wooly" Wolstenholme (electric piano, moog, vocals). Den Namen Barclay James Harvest eignete man sich dann 1967 an, wohl in erster Linie, um nach dem Entschluss zum professionellen Einstieg in das Musikbusiness ein Zeichen zu setzen. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten gab es erste Plattenverträge (zunächst bei dem Label Harvest, später dann Polydor), denen nach ein paar zunächst eher glücklosen Versuchen mit der ganz zu Anfang bereits erwähnten Doppel-LP "Barclay James Harvest - Live" 1974 der Aufstieg in die Charts folgte.

Die Zahl der über die Jahre hinweg bis heute produzierten Alben, VHS-Mitschnitte und deren Ableger in Form von Samplern und "Best Of" - Zusammenschnitten ist immens und zeugt von der durchwegs großen Popularität und Beliebtheit der Band. Unvergessen ist wohl auch jenes eintrittsfreie Berlinkonzert im August 1980, zu dem 175000 (!) Besucher kamen und das 1982 auf Vinyl gepresst erschien.

Trotz diverser "künstlerischer Pausen" in den Achtzigern und Neunzigern meldete sich Barclay James Harvest doch stets mit weiteren Veröffentlichungen und Tourneen zurück, bis es schließlich 1997 zur Aufspaltung der Formation kam. Während John Lees wieder mit Stuart Wolstenholme zusammenkam (Barclay James Harvest Through The Eyes Of John Lees), der die Band bereits 1979 verlassen hatte, firmierte Les Holroyd fortan unter Mithilfe von Mel Pritchard und weiteren Musikern unter dem Namen Barclay James Harvest Featuring Les Holroyd weiter und veröffentlichte 2002 mit "Revolution Days" das vorerst letzte von insgesamt 20 Studioalben.

Die mir vorliegende DVD stammt genau aus dieser Zeit - sie wurde während einer Deutschlandtour bei einem Konzert in Bonn/Bad Godesberg am 30. Oktober 2002 mitgeschnitten und enthält neben einigen echten "klassischen Schmankerln" der Band - wie beispielsweise "Rock'n'Roll Star" (erschienen erstmalig 1976 auf der LP "Octoberon"), "Life Is For Living" (von dem 1981 veröffentlichten Album "Turn Of The Tide"), "Shadows On The Sky" (von "Welcome To The Show" 1990) vorwiegend Material der letzten Platte - oder besser gesagt der ersten Platte mit neuer Besetzung - "Revolution Days" von 2002.

Begleitet wurden die beiden Urgesteine der Band Mel Pritchard (dr) und Les Holroyd (bass, vocals) während ihrer Tournee von Colin Browne (keyboards, backing vocals), Steve Butler (backing vocals), Mike Byron-Hehir (lead guitar), Ian Wilson (rythm guitar) sowie Chris Jago, der neben Mel Pritchard als zweiter Drummer auf die Felle schlug.

Beim Abspielen der DVD wird schnell klar, dass sich bis auf das Line Up und den mittlerweile eben um einiges älter gewordenen Musikern auch nach all den Jahren nicht allzuviel geändert hat: wo Barclay James Harvest drauf steht ist auch immer noch Barclay James Harvest drin! Perfekt gespielte Stücke und leckerer Progressive-Rock à la B.J.H wie in allerbesten Zeiten, immer wieder mit melodiösen musikalischen Keyboardeinlagen, gefühlvollen Gitarrensolos und dem altbekanntem "touchigem" Gesang, bei dem in mir Erinnerungen an meine Jugendjahre wieder aufleben. Klasse! Auch der Sound der Aufnahme ist gut.
Als eine Zugabe der besonderen Art gibt es zum Abschluss des 105-minütigen Konzertes noch eine deutschsprachige Version des Klassikers "Life For Living", die ebenfalls gut rüberkommt.

Abgerundet wird das Ganze durch zusätzliche Features wie z.B. zwei Textinterviews mit Les Holroyd und Mel Pritchard, sowie einer Band-Bio, die in englischer als auch deutscher Sprache abrufbar ist.

Leider bekommt dieses mir vorliegende Bild- und Tondokument im Nachhinein noch einen ganz besonderen und sehr tragischen Stellenwert, denn es stellt gleichzeitig einen endgültigen Abschied von dem Drummer und Gründungsmitglied Mel Pritchard dar, der am 28.Januar 2004 plötzlich und unerwartet im Alter von 56 Jahren einem Herzinfarkt erlag.

Allerdings gibt es auch einige Punkte, die mir nicht so gut gefallen:
Zum einen ist das Hauptmenue auf dem Bildschirm sehr schlecht lesbar, auch stellt sich bei schnelleren Bildbewegungen während des Abspielens der DVD ein leichter Interlace-Effekt ein, was bei einer professionellen Produktion wohl eigentlich nicht passieren dürfte. Zudem fehlt bei der mir vorliegenden Version das (wohl normalerweise übliche) Booklet.

Dennoch: Für B.J.H-Fans ist die DVD ein Muss. Schon alleine (aber nicht nur!) deswegen, weil sie das letzte Filmdokument darstellt, auf dem Mel Pritchard zu sehen ist.

Für diejenigen, die die Band noch nicht kennen [gibt es solche denn überhaupt? ;-) ], ist sie sicher ein guter Einstieg.

Der voraussichtliche Veröffentlichungstermin ist der 24. Januar 2005

Diskografie:
1970 - Barclay James Harvest
1971 - Once Again
1971 - BJH And Other Stories
1972 - Early Morning Onwards
1972 - Baby James Harvest
1974 - Everyone Is Everybody Else
1975 - Time Honoured Ghosts
1976 - Octoberon
1977 - Gone To Earth
1978 - XII)
1980 - Eyes Of The Universe
1981 - Turn Of The Tide
1983 - Ring Of Changes
1984 - Victims Of Circumstance
1987 - Face To Face
1990 - Welcome To The Show
1993 - Caught In The Light
1997 - River Of Dreams
1999 - Nexus
2002 - Revolution Days