Bell X1 / Chop Chop
Chop Chop Spielzeit: 37:21
Medium: CD
Label: Belly Up/Alive, 2013
Stil: Alternative Music

Review vom 02.07.2013


Joachim 'Joe' Brookes
So ganz lässt sich die irische Gruppe Bell X1 aus Celbridge nicht in ein festes Raster packen. Genauso, wie die Vergleiche mit anderen Bands nie so ganz passen. Mit einem relativ einfach strukturierten Namen entstehen keine Probleme damit, ihn sich zu merken. Die "Chop Chop"-Musik ist im Vergleich dazu schon einmal gar nicht einfach, zumindest zum größten Teil. Hier und da weiß das Musikertrio Paul Noonan, Dominic Philips sowie David Geraghty durch die Simplizität der Rhythmik und Synthesizerklänge zu gefallen.
Der Name Bell X1 kommt nicht von ungefähr, denn nach dem Juniper-Zusammenbruch formierte man sich neu und wählte den Namen des ersten Flugzeugs, das schneller als der Schall war. Wenn es in den neun Songs allerdings um Geschwindigkeit geht, tritt die irische Combo mit vorliegender Platte definitiv außer Konkurrenz an.
"Chop Chop" ist viel eher die sinnliche Melancholie der Emotionen. Mit einer vertrackten Rhythmik rumpelt und pumpelt es phasenweise sehr geschmackvoll durch die Spielzeit von etwas über siebenunddreißig Minuten. Bell X1 ist ein geschickter Pfadfinder und füllt mit seinen Kompositionen ansatzweise noch die bei den Beatles hinterlassenen Lücken ihrer Spätphase. So geht es eben, wenn die Gefühlstristesse zu einer Art Werbebegriff der Combo wird und in zum Teil musikalisch skurrile Gewänder gekleidet wird.
Bell X1 zeigen eine Vorliebe für Bläsersounds. Die ziehen sich wie ein roter Faden durch die gerade einmal neun Nummern. Gesanglich zeigt man, wie variantenreich die in der Traurigkeit/Sehnsucht eingebetteten Emotionen dargeboten werden können. Immer wieder befindet sich Paul Noonans Stimme überzeugend in den höheren Skalen der Tonleiter. Durch den extravagant-instrumentalen Gusto umgibt man diese Höhenflüge sehr geschickt. So etwas hat Klasse!
Die relativ weit geöffnete Schere zwischen Minimalismus und einer Anhäufung von Sounds wird sehr gut gefüllt. Diese Divergenz wird von Bell X1 meisterlich zusammengeführt. Das balladeske "Diorama" ist so ein Beispiel. Mit seinen Piano-Schleifen sowie butterweichen Bläserklängen schwebt das Stück genau in diese Nische. Die neun Soundgemälde auf "Chop Chop" bestechen durch ein lobenswertes Händchen fürs Arrangement.
Mit einer spürbaren Herzenswärme baut die Band irgendwie ihr eigenes Haus der Emotionen. Die Herren lassen dem Hörer keine Chance, sie musikalisch festzunageln. Nach dieser herrlichen Ballade namens "Diorama" fragmentiert Bell X1 in "I Will Follow You" den Rhythmus zu einem Konglomerat von verschieden klingenden Percussioninstrumenten, die nur von der monologisierenden Basstrommel zusammengehalten werden. Schon hat man ein Problem! Wem gehört die Zuwendung? Der expressiven Musik oder dem Gesang von Paul Noonan? Beides geht irgendwie kaum.
Rhythmisch etwas anders ausgelegt, aber mit ähnlichen Mitteln erzeugt, steht in der Tracklistreihenfolge "Drive By Summer" leider am falschen Platz. Zwischen willkommenen Wiederholungen liegen bekanntlich mehr oder weniger lange Pausen, aber hier gerade nicht. Allerdings holt die nach karibischer Paradies-Sehnsucht klingende Gitarre wieder einige Kohlen aus dem Feuer.
Mit "The End Is Nigh" setzt man dann ein durchaus flottes Ausrufezeichen. Bell X1 ist die andere Indie-Band, die sich mit ihren musikalischen Fantasien durchaus auch in der Kategorie Alternative Music einsortiert. Für das Album "Chop Chop" sollte man sich Zeit nehmen, damit es sich in seiner gesamten Pracht entfalten kann.
Tracklist
01:Starlins Over Brighton Pier (4:50)
02:A Thousand Little Downers (4:49)
03:Careful What You Wish For (4:32)
04:Diorama (4:46)
05:I Will Follow You (3:38)
06:Drive My Summer (3:18)
07:Motorcades (4:11)
08:Feint Praise (3:09)
09:The End Is Nigh (4:03)
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