Birth Control / Collectors Premium
Jungle Life & Getting There
Collectors Pemium - Jungle Life & Getting There Spielzeit: 72:20 (Jungle Life), 80:56 (Getting There)
Medium: Do-CD
MiG Music, 2013 (1996, 1998)
Stil: Krautrock, Rock


Review vom 12.12.2013


Ulli Heiser
Ich bin 'Nossianer'. Es gibt wenige deutsche Bands, die mich seit jungen Jahren, ja seit der Pubertät bis ins Fast-Rentenalter begleiten. Birth Control ist da mit an vorderster Stelle zu nennen: Die Truppe um den singenden Schlagzeuger mit den fliegenden Haaren. Live an den Fellen ist Nossi einfach unschlagbar. Es gibt wenige Drummer, die ihr Instrument so in den Mittelpunkt rücken und in die Shows einbauen. Aber der Mann hat auch eine Stimme. Und was für ein gewaltiges Organ. Auf Platte wird das ganz besonders deutlich, denn da sieht man seinen Körpereinsatz höchstens vor dem geistigen Auge. Die kräftige und unverkennbare Stimme allerdings jagt immer wieder wohlige Schauer den Rücken runter.
So auch auf diesem Juwel, das uns MIG auf den Gabentisch legt. Ein Digipak bestehend aus dem 1996er "Jungle Life" sowie "Getting There" aus dem Jahre 1998. "Getting There" ist das letzte Album mit dem 1999 verstorbenen Horst Stachelhaus. Horst ist auf beiden Scheiben am Bass zu hören, ebenso Xaver Fischer, der in die Tasten haut und der von mir sehr geschätzte Peter Engelhardt an den rockenden Saiten. Als ob die beiden Scheiben nicht schon genug wären, gibt es auf beiden CDs hervorragende Live-Mitschnitte als Bonusmaterial. Da sind zum einen musikalisch wie klangliche Highlights vom 5. März 1999 aus dem Z7 in Pratteln (CH). Aufgenommen von wem wohl? Genau, Bandintimus Eckhard Gallus aka Wallbreaker, mit dem auch unsere Magazin seit den Anfangstagen in Freundschaft verbunden ist, hat die Pratteln-Stücke beigesteuert. Weiterhin gibt es zwei Songs aus dem Norddeutschen Bullentempel vom 19. Oktober 1996, aufgenommen vom Offenen Kanal Rendsburg.
Die alten Diskussionen: Ist das Krautrock, Hard Rock, oder was? Ich will das heute nicht vertiefen, ja eigentlich ist es völlig wurscht. Birth Control sind natürlich (ich kann es doch nicht lassen) Krautrock. Immer auch ein bisschen härter als die anderen. Aber nicht nur. Gerade auf den beiden vorliegenden Scheiben hat es jede Menge Kompositionen, die dermaßen ausgefeilt sind, dass man sie mit den Großen des Progs der 70er auf eine Stufe stellen kann.
Am 21. August 1993 spielte die Band in der Balver Höhle nach zehnjähriger Pause ihr Reunion-Konzert. Da der Prophet im eigenen Land ja bekanntlich nichts gilt, wurde das kaum zur Kenntnis genommen. Die Fans mal außen vor gelassen, denn die nahmen Birth Control sofort wieder an. Es wurde mit Erfolg getourt und die Presse verschlief das. Auch das Management verpasste es, der Band ein gescheites Label zu besorgen. Die Alben, die herauskamen, waren und sind bis heute Perlen. Auch wenn sie auf kleinen Labels erschienen. Der Keyboarder Xaver Fischer war zu der Zeit stark ins Songwriting eingestiegen. Auch wenn Birth Control zu jeder Zeit herauszuhören sind, darf man annehmen, dass es schon Fischers Handschrift ist, wenn auf den beiden Scheiben wahre Prog-Schlachrösser heranrollen.
Wer Birth Control 'nur' über ihr Hymnen-Album Hoodoo Man, respektive den Live-Kracher kennt, sollte sich unbedingt weiterbilden. Es ist schier unmöglich, nur auf einige Stücke der beiden Scheiben näher einzugehen, denn dann täte man den nicht erwähnten großes Unrecht. Auf alle Tracks detailliert einzugehen, würde den Rahmen einer Besprechung sprengen. Es gibt eh' nur zwei Möglichkeiten: Entweder man kennt die beiden Platten, oder eben nicht. In beiden Fällen lautet meine Empfehlung: unbedingt zulegen. Ob Rock-, oder Progliebhaber ist absolut egal, denn wer hier nicht bedient wird, läuft sowieso in eine andere Richtung.
Wer "Jungle Life" und "Getting There" bereits im Schrein stehen hat, sollte auf diese "Collectors Premium"-Version trotzdem nicht verzichten. Die Bonustracks sind ein starkes Argument. Dann gibt es im Booklet zwei Bilder, die es in sich haben. Einmal gibt es Horst Stachelhaus als Abdruck eines Ölgemäldes von Andreas 'Ole' Ohlendorff aus seiner "Dead Rock Heads"-Serie und dann ein Foto, das das Haus eines Ehepaares zeigt. Die beiden haben sich die 'Big Fat Mama' auf ihr Haus gemalt, welches von Birth Control signiert wurde.

Absolute Kaufempfehlung. Diese beiden Werke müssen im Regal stehen!
Ach so: Ich bin 'Nossianer'.
Line-up
Bernd 'Nossi' Noske (vocals, drums and percussions)
Horst Stachelhaus (bass)
Peter Engelhardt (guitar)
Xaver Fischer (keyboards)
Tracklist
Jungle Life:



01:Valley Of The Darkness Part 1 (06:23)
02:I Send My Mind On Vacation (03:15)
03:Desert Storm (07:34)
04:A Chance To Learn (05:48)
05:Jungle City (05:02)
06:Call Me (03:50)
07:Preacherman (05:29)
08:Automatic World (04:43)
09:Valley Of The Darkness Part 2 (04:46)

Bonustracks:
(Live 05.03.1999, Z7, Pratteln, CH)
10:I Send My Mind On Vacation (03:30)
11:Valley Of Darkness (07:00)
12:Jungle City (05:30)

(Live 19.10.1996, Norddeutscher Bullentempel, Rendsburg
13:Call Me (04:00)
14:Preacherman (05:30)
Getting There:



01:When The Night Falls (06:12)
02:Garden Of Gold (05:43)
03:Love Strike (04:28)
04:Simple As It Seems (05:59)
05:All That I Want (04:00)
06:Getting There (04:35)
07:The Rose (07:07)
08:Hard Times 03:38)
09:Will Somebody Know My Name (03:37)
10:After 360 Degrees Of The Cycle (04:37)

Bonustracks:
(Live 05.03.1999, Z7, Pratteln, CH)
11:Love Strike (04:00)
12:All That I Want (06:30)
13:Garden Of Gold (06:00)
14:When The Night Falls (07:00)
15:Simpler As It Seems (07:30)
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