Blackmore's Night / The Beginning
The Beginning Spielzeit: 69:00 (DVD 1), 73:00 (DVD 2)
65:26 (CD 1), 58:50 (CD 2)
Medium: 2 DVD, 2 CD-Box
DVD-Technik:
Bild:4:3/NTSC
Ländercode:0
Label: EMI, 2012
Stil: Renaissance-Folk Rock


Review vom 28.01.2013


Sabine Feickert
Es war einmal... so fangen Märchen an. Wie ein Märchen mutet das an, was mir in einer hochwertig aufgemachten Box aus violettem Samt ins Haus gebracht wurde – unpassenderweise nicht vom reitenden Boten, sondern ziemlich schnöde per Post. Märchenhaft dagegen schon wieder die Geschichte, die in diesem Schatzkästchen verborgen liegt. Auf zwei DVDs wurde "The Beginning" eines ausgesprochen erfolgreichen Unterfangens festgehalten. Als nette Beigabe sind auch die ersten beiden Studioalben mit ins Kästchen gepackt, die den jeweiligen Touren als Anlass dienten.
Einer der Beteiligten, der sich hier selbst als 'Prince Of Darkness' bezeichnet, Ritchie Blackmore, war einst als besonders ungestümer, wiewohl begnadeter Gitarrist Mitglied einer weltbekannten Kapelle, die sich zu tiefem Purpur hingezogen fühlte. Wenn er dieser gerade den Fehdehandschuh hingeworfen hatte, musizierte er auf dem Regenbogen, um dann irgendwann wieder ins tiefe Purpur und von dort zurück in den Regenbogen zu wechseln. Dort traf er seine große Liebe, 'Princess Of Light' Candice Night, die als Hintergrundsängerin zu entzücken vermochte. Noch größer mag das Entzücken beider gewesen sein, als sie feststellen durften, dass beide die tiefe und reine Liebe zur Rennaissancemusik vereint.
Damit auch ihre beiden Kinderlein sehen können, wie das damals war, als Papa und Mama angefangen haben zusammen zu musizieren, vielleicht auch ein bisschen, um noch ein paar Golddukaten in die Kiste zu bekommen, gibt es nun in oben schon vorgestellter violetter Samtbox diese Edition, in der die beiden ersten Touren des Traumpaars in Bild und Ton festgehalten wurden. Während die Musik der beiden den historischen Kontext recht weit fasst und neben einigen Bearbeitungen traditioneller Stücke auch etliche Neukompositionen als historisch anmutende Folk- bis Popstücke, sowie 'vermittelalterte' Cover-Versionen von Rocksongs beeinhaltet, wurden für die Locations wirklich alte Burgen in Deutschland ausgewählt.
Die erste DVD, "Shadow Of The Moon (Live In Germany 1997-1998)" greift in den Interview-Einblendungen die Atmosphäre auf, die Ritchie und Candice – auf der Flucht vor dem »Würgegriff, in dem die Industrie den Rock'n'Roll hielt« zu ihrem gemeinsamen Projekt brachte.
»Eines Abends, in einer kalten verschneiten Winternacht im Jahr 1995, nachdem Ritchie bei Deep Purple ausgestiegen war und sich gerade mit Rainbow im Studio befand, saßen wir vor einem prasselnden Kaminfeuer und betrachteten die tanzenden Schneeflocken, die auf das Dach des alten Farmhouse Studios und die umliegenden Felder fielen. In diesem Moment begannen wir unsere eigene Welt zu erschaffen.«
Diese eigene Welt zeigt sie musizierend zu zweit und mit Band oder plaudernd in trauter Zweisamkeit, in idyllischer Kulisse am Kamin oder Lagerfeuer. Sie schufen die ersten Lieder »auf der Basis von jahrhundertealten Melodien, angetrieben von dem Geist vergangener Zeiten und verloren uns in märchenhaften Texten und fanden Trost darin.« Und trafen damit – Zufall oder nicht – wohl auch den (Zeit-)geist von Freunden und den zahlreichen späteren Fans. Denn diese Songs blieben nicht so privat, wie sie ursprünglich womöglich wirklich gedacht waren.
Die Flucht in märchenhafte, heile Welten rannte offene Türen ein, speziell in Deutschland erblühte um diese Zeit die Mittelalterrockszene mit ihrer Marktmusik auf der einen – der rockigen Variante auf der anderen Seite.
Während jedoch die deutschen Spielleute eher dazu tendieren neben eigenen Stücken auch altertümliche Weisen zu verrocken, 'verrenaissancen' Blackmore's Night darüberhinaus auch große und bekannte Rock- und Popsongs, wie beispielsweise "Self Portrait" aus Ritchies Rainbow-Zeiten oder "Wish You Were Here", geschrieben von L. Teijo und von den Rednex bereits 1995 veröffentlicht.
Der "Shadow Of The Moon"-DVD wohnt noch ein gewisses Maß an Frische, Natürlichkeit und Aufbruchstimmung inne. Candice und Ritchie mit ihren Musikern in Wohnzimmeratmosphäre und auf einer relativ kleinen Bühne, Ritterkämpfe und ein Ritchie, der über seine Liebe zu Deutschland, den Burgen und klassischen Komponisten erzählt. Eine Ausdruckstänzerin auf der Bühne, die man im Besitz oder zumindest unter Einwirkung einer Hexensalbe vermuten könnte. Dazwischen Geblödel in der Garderobe und Ritchies Liebeserklärung an Candice, weil diese es im Gegensatz zu den meisten Frauen schafft, mit nur einer Tasche zu verreisen.
Die "Castle Tour 2000"-DVD hinterlässt bei mir dann einen anderen Eindruck als das erste Filmdokument. 'Prince' und 'Princess' haben sich aufs Trefflichste herausgeputzt, alles ist prunkvoll, edel und perfekt. Sehr professionell, aber auch sehr glatt. Die Aufnahmen wechseln zwischen Interviewszenen, Open Air-Konzertausschnitten und einigen wenigen Backstage-Impressionen. Penibel inszeniert, wohldurchdacht – eine wahre Augenweide wird hier dargeboten [warum geht mir hier nur ständig 'Barbie goes Mittelalter' durch den Kopf?!?].
Bei mir bleibt ein etwas zwiespältiger Eindruck zurück. Betrachtet man diese Epoche, so gab es damals extreme Unterschiede zwischen Adel und Volk. Während die deutschen 'Spielleute' und Mittelalterrocker eine derbe Lebensfreude verkörpern, präsentieren sich Ritchie und Candice als Märchenprinz und -prinzessin und laden alle in ihren Hofstaat ein, die derartige Träume hegen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, musizieren sie noch heute...
Line-up:
Ritchie Blackmore (guitars, renaissance drum, mandolin, bass, tambourine)
Candice Night (vocals, pennywhistle)

Additional musicians:
CD/DVD 1:
John Ford (vocals, bass - #7, background vocals - #1,10, violin - #4)
Miri Ben-Ari (violin - #4,11
Mick Cervino (bass - #4)
Adam Forgione (keyboards - #4)
Kevin Dunne (drums)
Peter Rooth (bass - #1,16, drum programming - #7,8)
Jens Johansson (keyboards - #1,4,7,15)
Jeff Glixman (keyboards)
Roy McDonald (keyboards)
Jason Chapman (trumpet and flugelhorn - #8)
Sue Gochringer, John Gould, Trish (backing vocals)
Mike 'Metal' Goldberg (military drum - #3)
Thomas Roth (bagpipes, vocals)
Albert Dannenmann (bagpipes, vocals)
Albrecht Schmidt-Reinthaler (harpsichord)
Jost Pogrzeba (percussion - #10)
Christof Heus (trumpet - #10)
Adolf Lehnberger (trombone - #10)
Gell Spitz (trumpet - #10)
Rolf Spitz (trombone - #10)
Mark Pender (trumpet)
Mr. and Mrs. Heller (hurdy gurdys)

CD/DVD 2:
Pat Regan (keyboards)
Gerald Flashman (recorders, trumpet, French horns)
Tom Brown (cello)
Lady Green (viola, violins)

Special guest:
Ian Anderson (flute - #4)
Tracklist
DVD 1: "Shadow Of The Moon - Live in Germany 1997-1998"
01:Shadow Of The Moon
02:The Clock Ticks On
03:Play Minstrel Play
04:St. Theresa
05:Under A Violet Moon
06:Magical World
07:No Second Chance
08:16th Century Greensleeves
09:Renaissance Faire
10:Writing On The Wall
11:Mond Tanz
12:Be Mine Tonight
13:Memmingen
14:Black Night
15:Man On The Silver Mountain
16:Still I'm Sad
17:Maybe Next Time
DVD 2: "Under A Violet Moon Castle Tour 2000"
01:Written In The Stars
02:Morning Star
03:Renaissance Faire
04:Fires At Midnight (Midnight Acoustic Performance)
05:Possum Goes To Prague
06:Under A Violet Moon
07:Spanish Nights
08:Past Time With Good Company
09:Wind In The Willows
10:March The Heroes Home
11:Gone With The Wind
12:Fires At Midnight (Midnight Acoustic Performance)
13:Now & Then
14:Durch den Wald zum Bachhaus
CD 1: "Shadow Of The Moon"
01:Shadow Of The Moon
02:The Clock Ticks On
03:Be Mine Tonight
04:Play Minstrel Play
05:Ocean Gypsy
06:Magical World
07:Writing On The Wall
08:Renaissance Faire
09:No Second Chance
10:Spirit Of The Sea
11:Greensleeves
12:Wish You Were Here

CD 2: "Under A Violet Moon"
01:Castles And Dreams
02:Past Time With Good Company
03:Morning Star
04:Avalon
05:Wind In The Willows
06:Gone With The Wind
07:March The Heroes Home
08:Spanish Nights
09:(I Remember It Well)
10:Chaterine Howard's Fate
11:Fool's Gold
12:Now And Then
13:Self Portrait
 
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