Blood Ceremony / Living With The Ancients
 Living With The Ancients Spielzeit: 51:58
Medium: CD
Label: Rise Above, 2011
Stil: Prog Doom Metal

Review vom 31.05.2011


Andrea Groh
Okkult-Rock mit 70er-Jahre-Sound liegt gerade seit dem Wirbel um The Devil's Blood derzeit im Trend. Doch wer nun glaubt, Blood Ceremony wären auf einen Zug aufgesprungen, irrt sich.
Die 'Teufelsblut'-Niederländer wurden 2007 gegründet und die 'blutige Zeremonie' aus Kanada bereits 2006. Auch erschien das Debüt bevor der Chefredakteur eines bekannten deutschen Magazins begann, seine Vorliebe für solche Sounds so lange zu verbreiten, bis einige Leser positiv reagierten.
So viel einmal dazu. Obwohl Blood Ceremony eine solche Verteidigung eigentlich gar nicht nötig hätten, doch gerade die Tatsache, dass beide Bands eine Sängerin haben, dürfte zu Vergleichen führen. Wobei allerdings Alia im Gegensatz zu ihrer europäischen Kollegin auch mit Orgel und Flöte verzaubert, was die Musik der Kanadier vielseitiger macht, vielleicht schwerer zugänglicher, dafür jedoch interessanter.
So ist dann nicht weiter verwunderlich, dass der erste Song einem Gott gewidmet ist (ebenso wie der letzte Track der Vorgänger-CD), dessen Namen mit dem Spielen der letztgenannten Instrumentengruppe in Verbindung gebracht wird. Seine in der griechischen Mythologie beschriebene Neigung zu Ausschweifungen, Tanz und Fröhlichkeit, die ihn in den Augen von frühen Christen zum Teufel stempelte, passt gut zu Rock- und Metalmusik.
Erstaunlicherweise hält sich Alia in "The Great God Pan" sehr mit dem Flötenspiel zurück, bedient mehr die Orgel, ganz in der Tradition von "Master Of Confusion" von Debüt.
Doch keine Sorge, das panische Instrument wird ab der zweiten Nummer ausgepackt. Blood Ceremony führen das weiter, was sie auf ihrer 2008er Scheibe angefangen haben, eine Mischung, für die ich damals als zwei große Einflüsse die Namen Black Sabbath und Jethro Tull gebraucht habe.
Also düstere 70er-Klänge, heavy Gitarrenriffs mit Orgel und Flöte versetzt. Mal mehr dunkel und unheimlich, mal mehr verträumt und verspielt. Vielleicht dieses Mal sogar noch eine Ecke düsterer als zuvor. Jedoch nicht weniger faszinierend, dabei gereifter im Songwriting.
Dieses bietet uns Musik, bei der sich die Hörer (imaginäre?) geheime Rituale und verborgene Zusammenkünfte in abgelegenen Wäldern vorstellen können. Ein Hauch von altmodischem Horrorfilm, Hexenkult und Okkultismus, der sich natürlich auch in den Lyrics widerspiegelt.
Beispielsweise mit der Nennung von Oliver Haddo im gleichnamigen Stück, sowohl ein Pseudonym von Aleister Crowley als auch eine Karikatur auf ihn in einer Novelle von W. Somerset Maugham, eine Idee, die Bruce Dickinson im Film Crowley - Back From Hell aufgriff.
Mit dem letzten Track, "Daughter Of The Sun", geht es inhaltlich wieder zurück zur griechischen Mythologie, zur Zauberin Circe. Die Rolle der Tochter des Sonnengottes passt gut zu Alia. Hoffentlich verwandelt sie ihre männlichen Zuhörer auf Konzerten nicht auch in Schweine...
Nein, Blood Ceremony haben es nicht nötig, auf diese Weise ihr Publikum festzuhalten, es gelingt ihnen mit ihrer Musik, das ist ihre Magie, auch auf dieser Silberscheibe.
"Living With The Ancients" enttäuscht niemanden, der bereits den Erstling mochte. Vielleicht kommen ja sogar noch ein paar neue Fans hinzu im Zuge des oben erwähnten Trends. Wer Blood Ceremony bisher nicht kannte, die Beschreibung bzw. die erwähnten Namen jetzt interessant fand und die okkulte Retro-Rock-Schiene mag, sollte ruhig mal reinhören und sich verzaubern lassen.
Line-up:
Sean Kennedy (guitars)
Lucas Gadke (bass)
Alia O'Brien (lead vocals, flute, organ)
Andrew Haust (drums)
Tracklist
01:The Great God Pan (7:31)
02:Coven Tree (4:48)
03:The Hermit (2:35)
04:My Demon Brother (4:48)
05:Morning Of The Magicians (6:58)
06:Oliver Haddo (8:12)
07:Night Of Augury (6:05)
08:The Witch's Dance (0:40)
09:Daughter Of The Sun (10:11)
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