Blues Blend / When Daylight Comes
When Daylight Comes Spielzeit: 52:14
Medium: CD
Label: Pepper Cake/ZYX, 2008
Stil: Blues & More

Review vom 22.05.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Zwei Jahre ist es schon her, da feierten die Frankfurter Blues Blend mit der DVD "10th Anniversary Special Live" ihren ersten zweistelligen Geburtstag. Nachträglich zu gratulieren wäre nun wirklich etwas fehl am Platz. Dafür darf man vielleicht schon einmal einen Blick in die Zukunft werfen und bis zum 15. Jubiläum seit Gründung alles Gute wünschen… .
Mainhatten ist also die geografische Wiege dieses Quintetts um die Gründer André Huthmann sowie Henning Eichler, welche zunächst als Duo die Blues-Gegend unsicher machten, wobei, wie auf der Blues Blend-Homepage zu lesen ist, wohl auch ein Brombeerschnaps seine Wirkung nicht verfehlt hat.
Oh Mann, so ein süßes Zeugs? Nicht mein Ding. Aber darum geht es nicht, ist aber ein schönes Stichwort für eine Überleitung zum mittlerweile sechsten Album der Combo, DVD und ihre erste EP eingeschlossen, denn süßlich klebrige Musik ist "When Daylight Comes" nun wahrlich nicht. Obwohl, hängen bleiben kann man schon, vor den Lautsprechern.
Blues Blend, ein treffender Bandname (auch beim Schnaps entstanden?), denn die Männer verstehen es, den 12-Takter mit seinen unterschiedlichen Lesarten kompetent in Szene zu setzen.
Den Coversongs verpasst der Fünfer einen perfekt sitzenden Blues Blend-Anzug, sodass man erst bei den Credits, mit der Ausnahme von Willie Dixons "Mellow Down Easy", auf Fremdkompositionen schließt.
Die Musiker verstehen ihr Handwerk und präsentieren sich als makellos eingespielte Band.
Beim Hören der CD muss man sich die Frage stellen, ob Jörn Bösel überhaupt einen elektrischen Bass geschultert hat. Vom Sound her ist der wohl auf dem ganz großen Tieftöner unterwegs. Solche geschmeidigen und sanften Klänge können nur mit einem Kontrabass erzeugt werden.
Und doch kann der kurz geslappte Bass im Opener "I Get The Bone" nur vom elektrisch Verstärkten kommen. Wie dem auch sei: Das Stück hat Klasse und zeigt, zu welchen songwriterischen Qualitäten die Band in der Lage ist.
Huthmann sorgt für fließende Pianoklänge, die ihre jazzigen Wurzeln nicht verleugnen. Mit tollen Breaks und einem relaxten Gitarrensolo wird schon jetzt der Neugierde-Bogen in Spannung gebracht.
Da kommt der Little Walter-Track "Too Late" gerade richtig, denn jetzt wird gegroovt! Zunächst erscheint Henning Eichler gar nicht auf der Spielfläche. Der Harper lässt sich für seinen Solo-Einsatz ein wenig Zeit, präsentiert sich dann allerdings umso fulminanter. Diese Harp-Einlage ist echt erste Wahl, während die Band den Groove beibehält. Kommen wir zu Reinhard Bassenges ganz großen Auftritt an der E-Gitarre: Was er zu sehr sparsam arrangierter Rhythmus-Arbeit plötzlich, wie aus dem Nichts auf seinem 6-Saiter zaubert, ist Spielfreude pur und er brennt, in aller Bescheidenheit, ein kleines Feuerwerk in diesem ansonsten wehmütig daher kommenden Song ab.
"Blues Cruise" ist ein toller Boogie. Zur Abwechslung bedient André Huthmann vortrefflich die Tasten der Orgel. Es braucht ja nur sehr wenige Töne, um diesen Boogie-Flair abzurufen, den
Canned Heat perfekt beherrschen.
Blues Blend sind zusätzlich in der Lage, etwas weiter zurück zu schauen, denn sie haben auch den Blues der Vierziger- und Fünfzigerjahre drauf. Ein locker swingendes "In The Blue Hour" oder "It Ain't The Meat", ohne Drums, dafür mit viel Handclaps und Banjo lassen die älteren Zeiten des Blues nicht Vergessenheit geraten.
Immer wieder fasziniert Huthmann mit seinem honky Piano und die Rhythmusfraktion gießt ein ums andere Mal ein festes Fundament.
Selbst das kurze Country-bluesige "The Price You Got To Pay" mit akustischer Gitarre und Mississippi-Delta-Feeling weiß zu gefallen.
Vielleicht sollte Reinhard Bassenge beim Gesang die ganz hohen Töne auslassen.
Blues Blend: Eine tolle Melange aus R&B, Country Blues, Jump Style, Jazz und Mehr ist sehr hörenswert.
"When Daylight Comes" ticken bereits 7-8 von 10 RockTimes-Uhren in der Morgenröte.
Line-up:
Reinhard Bassenge (guitar, vocals)
Henning Eichler (harp)
André Huthmann (piano)
Jörn Bösel (bass)
Thomas Frömming (drums, vocals)
Tracklist
01:I Get The Bone (4:43)
02:Too Late (3:45)
03:Barefoot Boogie (4:53)
04:Dark Night (4:44)
05:When Daylight Comes (4:06)
06:Blues Cruise (3:42)
07:In The Blue Hour (3:37)
08:Tenderly (3:13)
09:It Ain't The Meat (2:42)
10:Mellow Down Easy (4:11)
11:Kiss Goodbye (4:44)
12:Sad Eyes (3:27)
13:Moon Dog Boogie (2:22)
14:The Price You Got To Pay (1:40)
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