Blues Caravan 'Fresh Blues' Bluesgarage, Isernhagen 14. Februar 2009 Stil: Blues Rock Artikel vom 19.02.2009 Jürgen Bauerochse

Schon im Jahr 2005, als die Blues Karawane von Thomas Ruf zum ersten Mal auf Tour ging, war die RockTimes-Redaktion hautnah dabei und berichtete, wie sich dieses neue Event dem Publikum präsentierte.
Seitdem sind einige Jahre ins Land gegangen und Blues Caravan ist inzwischen zu einer festen Größe unter den Fans dieser Musikrichtung geworden. Jedes Jahr aufs Neue gelingt es dem Boss von Ruf Records mehr oder weniger bekannte Musiker dieses Genres zusammen durch die Lande zu jagen, wobei die Zuhörer-Resonanz stetig ansteigt und so den Beweis liefert, was für eine geniale Idee dem guten Thomas da eingefallen ist.

Und in jedem Jahr waren Redakteure von uns dabei, um sich von Leuten wie
Ana Popovic, Aynsley Lister, Ian Parker und wie sie alle heißen, verwöhnen zu lassen. So auch bei der fünften Auflage im Jahr 2009, die unter dem Motto "Fresh Blues" an den Start geht und mit
Joanne Shaw Taylor und Oli Brown zwei ganz junge Musiker auf die Bühne bringt. Als Dritte im Bunde ist die finnische Slide-Gitarristin
Erja Lyytinen mit dabei, die bereits zum zweiten Mal an der Karawane teilnimmt und mit ihren neunundzwanzig Lenzen die Erfahrenste unter den drei Interpreten ist.

Etwas ganz Besonderes hatte diese Tour 2009 schon mal im Vorhinein, denn der Terminkalender wollte es so, dass wir zwei Gigs an aufeinander folgenden Tagen beobachten und unabhängig voneinander bewerten konnten. So kommt es durch puren Zufall zu zwei Konzertberichten innerhalb kürzester Zeit, die vielleicht die verschiedenen Meinungen der Redakteure widerspiegeln werden, denn schließlich sieht jeder Besucher die Konzerte aus einer anderen Sicht und urteilt somit subjektiv. Ich für meinen Teil bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie Kollege Mike Kempf die Show im Berliner Quasimodo gesehen hat, die einen Tag vor dem Konzert in der Bluesgarage stattfand.

Doch kommen wir nun zum Event selbst. Ganz wichtig für das Gelingen so einer Veranstaltung ist immer die Rhythmus-Sektion, die mit dem ehemaligen Ana Popovic-Begleiter Denis Palatin am Schlagzeug, sowie Mike Griot am Bass hervorragend besetzt war. Ganz cool und locker absolvierten sie den zweieinhalbstündigen Gig und stellten sich ganz prima auf den/die jeweilige/n Frontmann/-frau. Lediglich Erja Lyytinen hatte bei ihrem Set noch Davide Floreno zusätzlich an der Rhythmus-Gitarre dabei. So war gewährleistet, dass immer genügend Power vorhanden war, um die Gitarristen perfekt in Szene zu setzen. Ganz ohne Zweifel bildeten diese Begleiter das perfekte Rückgrat für diese Session.

Nach einem Aufwärm-Song mit allen Beteiligten begann Joanne Shaw Taylor ihren Solo-Part an diesem Abend und stellte dabei ihr aktuelles Album White Sugar vor, das vom Kollegen Joe sehr gute Kritiken bekam, und das völlig zu Recht. Ihr harter, stellenweise an Stevie Ray Vaughan erinnernder Blues Rock, brachte gleich richtig Stimmung in die Bluesgarage. Dazu verfügt die erst 23 Jahre alte Engländerin auch über eine sehr markante und kräftige Stimme, die ihren Eigenkompositionen einen ganz besonderen Kick gab. Besonders auffällig waren dabei ihre Ausflüge in den Texas Boogie-Bereich, sowie die gefühlvollen Slow Blues-Nummern, von denen mir das gewaltige "Blackest Day" am Besten gefiel. Diese fünfundvierzig Minuten boten wirklich sehr starke Musik von einer tollen Künstlerin. Joanne Shaw Taylor war für mich die Überraschung des Abends!

Es folgte der Jüngste im Bunde. Oli Brown, ganze neunzehn Lenze alt und noch jünger aussehend, überraschte durch schon sehr ausgereifte Vocals, die ich ihm in dieser Form gar nicht zugetraut hätte. Vom Outfit her etwas gewöhnungsbedürftig in karierter Weste und Hose und schwarzweißen Schuhen, groovte sich dieser spindeldürre fast zart aussehende Junge durch sein Programm und konnte das Publikum ebenfalls voll überzeugen. Seine Titel, die er als Tribute an die Altmeister Leadbelly und Luther Allison versteht, brachte er absolut professionell rüber. Die größte Überraschung für mich war aber eine Coverversion, denn ich hätte nie erwartet, den durch Ram Jam bekannt gewordenen Song "Black Betty" an dieser Stelle zu hören. Wunderbar gemacht, Oli! Der Mann ist schon jetzt ein Könner seines Fachs und ich bin echt gespannt, wie er sich in Zukunft weiter entwickeln wird.

Es folgte eine dreißigminütige Pause, dann war die Zeit für Erja Lyytinen gekommen. Wie immer optisch eine absolute Augenweide, bestach sie natürlich auch durch ihre Klasse an der Slide-Gitarre. Wie schon erwähnt, wurde sie zusätzlich von Davide Floreno unterstützt, was dem Band-Sound einen noch dichteren Klang verlieh. Auch bei ihr stand das aktuelle Album Grip Of The Blues im Mittelpunkt, doch zwei Cover-Songs stachen besonders hervor. So spielte sie eine tolle Fassung des Tina Turner- Stückes "Steamy Windows" und zeigte ihr Blues-Feeling bei "Rollin' And Tumblin'". Nach wie vor verfügt sie nicht über die kräftigste Stimme, was aber bei ihrer etwas gesetzteren Musik nicht unbedingt ein Nachteil ist. Gitarrentechnisch ist die symphatische Finnin jedenfalls eine Bank und immer wieder anhörenswert.

Die letzte halbe Stunde wurde es dann noch einmal voll auf der Bühne der Bluesgarage. Die für die Blues Caravan-Touren schon obligatorische Jam-Session stand an. Hier gab es dann auch den einzigen Solo-Ausflug von Floreno, bei dem er sein Können als Lead-Gitarrist unter Beweis stellen konnte. Ansonsten warfen sich die drei Hauptakteure immer wieder die Bälle zu und lösten sich sowohl bei den Gitarren-Soli als auch am Mikrofon ständig ab. Dabei trat ein erstaunlich gutes Verständnis im Zusammenspiel zu Tage.
Von diesen drei jungen Musikern werden wir in der nächsten Zeit noch eine Menge hören. Thomas Ruf hat auch in der fünften Auflage von Blues Caravan ein starkes Team auf die Beine gestellt und ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Interpreten bewiesen. Weiter so, von dieser Art kann ich noch einige Konzerte vertragen!

Line-up:
Joanne Shaw Taylor (guitar, vocals)
Erja Lyytinen (guitar, vocals)
Oli Brown (guitar, vocals)
Mike Griot (bass)
Denis Palatin (drums)
Davide Floreno (rhythm guitar)