Bluesball / Bluesball
Bluesball
Eine CD - zwei Meinungen:
Unsere beiden Redakteure Ella und Peter haben sich das Album der Band Bluesball auf die Ohren gegeben. Dabei herausgekommen sind zwei völlig unterschiedliche und voneinander unbabhängige Eindrücke. Aber lest selbst:
Zuerst Ellas Meinung:
Die Legende erzählt: Mel Eubanks und Jamie Hunter waren alte Kumpel, hatten sich seit Jahren nicht gesehen und stolperten plötzlich in irgendeinem Nachtclub in Nashville übereinander. Na, und was macht man, wenn man einen alten Freund ewig nicht gesehen hat? Richtig, man verabredet sich fürs nächste Wochenende - zu einer kleinen Jam-Session!
Die beiden hatten so viel Spaß dabei, dass sie beschlossen, gleich was "Richtiges" daraus zu machen. Sie holten sich Kevin Grantt für den Bass, Randy Hardison für die Drums, für Backing Vocals Vicki Hampton und Cindy Walker, diverse Gastmusiker sowie - tatah! - Johnny Neel fürs Keyboard. Ja genau, der Johnny Neel, der auch schon für die Allman Brothers und Gov't Mule in die Tasten haute.
Heraus gekommen ist bei diesem Experiment eine Blues-Rock Platte, die Einflüsse aus verschiedenen Richtungen verwebt: Rock, Southern Rock, Rhythm & Blues, Jazz, Funk. Das alles aber durchaus homogen!
Meine Anspieltipps: Gleich der Opener "She's On A Roll" geht in Richtung Funk und in die Beine. "I Know Why" gefällt als R & B -Nummer.
Ausgerechnet "You're The Reason I Got The Blues" ist weniger ein Blues; das Piano treibt diesen Song mit leichtem, lockeren Boogie voran.
"The One Who Loved Me" groovt wieder gut ab, ebenso "Fool" - hey, das könnte auch Jake und Elwood gefallen!
Die beiden dürften sich allerdings bei "Let Him Cry" in ihren Hühnerkäfig zurück versetzt fühlen; das Stück ist recht countrylastig, aber als Abschluss durchaus passend.
Fazit: Ein locker-flockiges Bluesrock Album, sauber produziert; Mel Eubanks Stimme ist absolut passend, sein und Jamie Hunters Gitarrenspiel durchaus gekonnt. Die Platte ist keine Innovation auf dem Markt, mit grade mal 39 Minuten recht kurz geraten, weiß aber durchaus zu gefallen. Also, wenn Ihr das nächste Mal einen alten Kumpel wieder trefft, lasst Euch doch mal von Bluesball inspirieren.
Nun Peter, was hast Du zu der Scheibe zu sagen?
Peter:
Bluesball nennt sich die Truppe aus Nashville, Amerika, die sich neben einem gewissen Mel Eubanks (vocals/guitar) und Jamie Hunter (lead guitar und Songwriter aller auf der CD enthaltenen Tracks) weiterhin zusammensetzt aus Kevin "Swine" Grant am Bass, Don "Smitty" Smith und Randy "Tiny" Hardison (die sich an den Drums abwechseln), Tony Castle und Johnny Neel (verantwortlich für die Tasten), Vicky Hampton und Cindy Walker (für den background Gesang) sowie den Singing Mulvaney´s, die die Background Vocals bei "Let him Cry" beisteuern.
Und da mit diesen Angaben - bis auf ein paar Danksagungen nebst der Info, dass das Album größtenteils in den Westwood Studios aufgenommen wurde - die Aussagekraft des überaus mager gehaltenen Booklets schon weitestgehend erschöpft ist, wenden auch wir uns ohne große Umschweife den insgesamt zehn auf dem Silberling enthaltenen Tracks zu.
Leider geht es auch hierbei eher mit Magerkost weiter, denn bis auf einige wenige gute Ansätze kommt die gesamte CD nicht über bereits tausendfach gehörte Rock- und Bluesstandards hinaus.
Bereits der Opener "She´s On A Roll" plätschert nichtssagend aus den Lautsprechern. Es ist Bluesrock, vermischt mit ein paar jazzigen Elementen und einem mittelmäßigem Gesang.
Danach folgt mit "I Know Why" ein "Suzi Q"-Verschnitt in mittlerem Tempo - wobei "Suzi Q" von den Creedence Clearwater-Leuten schon vor Jahrzehnten bedeutend markanter rüberkam. Das Stück beginnt mit einem Gitarrenstandard und wird ohne großartige Höhepunkte bis zum Ende durchgezogen. Mit "Her Memory" folgt ein langsam arrangierter Zwölftakter der Kategorie Blues - und auch hier erscheint mir die Mucke als viel zu glatt und ausdruckslos. Der Sänger bemüht sich zwar hörbar Farbe ins Spiel zu bringen, richtig gelingen will es ihm jedoch nicht. "These Blues" ist ein Bluesrock-Stück mittlerer Gangart, welches ebenfalls ohne einschneidendere Passagen und Höhepunkte auskommt.
Die Musik enthält nichts, was eventuell ein bisschen tiefer "schürft", und fließt leichtverdaulich und unspektakulär durch meine Gehörgänge. Ich bin der Meinung, wenn man sich auf ein so ausgetretenes Pflaster begibt, muss man einfach mehr Akzente setzen um sich von der breiten Masse abzuheben.
Weiter geht's mit "Can´t Get Over You": leider gibt es auch hier wieder nur mittelschnellen Softrock, bei dem man vergebens darauf wartet, dass etwas passiert. Aber jetzt: mit "What Has Changed?" wird ein langsamer, melodischer Blues angestimmt - und endlich: zum ersten Mal kommt bei mir das Gefühl auf, das hat was. Es ist ein schöner und gefühlvoll gespielter Blues, jedoch stört mich nun bei den höheren Passagen der gesangliche Teil der Darbietung.
"You´re The Reason I Got The Blues", ein Boogie, startet schwungvoll. Jedoch versickert der anfängliche Drive leider im weiteren Verlauf des Stückes. Auch hier ist die gesangliche Leistung in meinen Augen nur dürftig.
Mit "The One Who Loved Me" und "Fool" folgen zwei weitere Weichspüler, dann startet mit "Let Him Cry" das letzte Stück wieder etwas verheißungsvoller: ein sehr schön gespieltes Intro auf der Gitarre, bluesig-balladesk legt der Sänger seine Stimme darüber. Gefällt mir wirklich gut - bis es in höhere Gesangslagen hineingeht - und irgendwie ist der ganze Anfangszauber wieder verflogen.
Fazit:
Die CD ist zwar sauber und einwandfrei abgemischt, allein das, worauf es in erster Linie ankommt - nämlich die Musik selber - ist nach meinem Dafürhalten nicht mehr als unteres Mittelmaß. Unter diesem Aspekt wird wohl leider schon bedeutungslos, dass auch die Gesamtspielzeit des Albums von 39 Minuten recht dürftig ist.
Spielzeit: 39:05, Medium: CD, Doghouse Records, 2003
1:She´s On A Roll 2:I Know Why 3:Her Memory 4:These Blues 5:Can´t Get Over You 6:What Has Changed? 7:You´re The Reason I Got The Blues 8:The One Who Loved Me 9:Fool 10:Let Him Cry
Ella Wirtz, Peter Rodenbüsch, 07.03.2005