BluesMotel / Bound To Drive You Crazy
Blound To Drive You Crazy Spielzeit: 51:02
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Blues

Review vom 08.10.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Mit "Built For Comfort" (2010) veröffentlichte die 2007 gegründete, niederländische Band BluesMotel ihr Albumdebüt. "Bound To Drive You Crazy" folgte nur ein Jahr später. Im Unterschied zum Erstling, auf dem Fremdkompositionen unter anderem von Big Bill Broonzy, Willie Dixon, Howlin' Wolf, Robert Johnson oder Muddy Waters den Ton angaben, hat man für vorliegendes Album quasi den Spieß umgedreht und sich nur noch auf einen Coversong von Elmore James bezogen.
BluesMotel spielt einen facettenreichen Chicago Blues, der einerseits voll in der Tradition der Windy City steht, andererseits auch über einige Genüsslichkeiten verfügt, die dem Blues aus der Stadt eine etwas andere Seite abgewinnen. Im Quintett, mit zwei unterschiedlich nuancierenden Gitarristen, einem Bassisten, der die dicken Saiten sehr melodisch zupft, einem klasse Schlagzeuger und Kevin de Harde mit seiner beseelt gespielten Harmonika spielend, sind sie Garanten für guten Blues. Obendrauf kommt noch die richtig gute Stimme von Kevin de Harde, mal einfühlsam, mal zupackend, aber stets mit viel Reibeisen auf den Stimmbändern. So gut singen können nicht gerade viele Leute im Business.
Die Palette der Vielfalt ist sehr gut sortiert. Hier kann Abwechslung in großen Buchstaben geschrieben werden. Wer BluesMotel live erlebt hat, weiß, dass die Combo immer auf geheiztem Niveau aktiv ist und besonders gerne den Funk im Blues betont. Mit dem Rausschmeißer "Eschatology Blues" webt die Gruppe einen Faden zu The Damned And Dirty, einem Delta Blues-Projekt von Gitarrist Micha Sprenger sowie Kevin de Harde.
BluesMotel hat den Groove, kann mit dem Boogie glänzen und ist bei den Balladen ganz knapp über den Erdkrumen des Baumwollfeldes unterwegs. So oder so sorgen die beiden Gitarristen Micha Sprenger und Tim Benniks für mächtig viel Stimmung. Sie ergänzen sich prächtig, haben individuelle Wege, die sich hier und da auch kreuzen und dann die Hörfreude noch mehr bereichern.
Natürlich darf sich die Gruppe mit ihren Eigenkompositionen, zum größten Teil von Micha Sprenger und Kevin de Harde zu Papier gebracht, auch beim typisch stampfenden Muddy Waters-Blues anlehnen. "The Geddup Man" geht dennoch schwer in die Fußwippe und dem gegenüber ist der "Insomniac Blues" das treibend-lockere Apfelkuchenstück der Platte. Ein derart funkiges Stück wie "Crosswires" lässt es aus den Lautsprechern brodeln. Hammer, wie BluesMotel hier mit ihrer elektrisierenden Art die Luftmoleküle in Schwingungen versetzt.
Die Band lässt es in unterschiedlicher Atmosphäre rocken (zum Beispiel in "Washed Out Like Dirt"). Ob mit Hochgeschwindigkeit oder im Midtempobereich, bei diesem Quintett sinkt die Energie-Nadel nie in den Reservebereich. Klasse! Von der Spielzeit her betrachtet ist "Bleedin' Heart" der deutliche Ausreißer nach oben.
Fast neun Minuten Slow Blues mit allem, was der Hörer bei einer solchen Komposition erwartet und in diesem Fall auch serviert bekommt. Ein famos singender Kevin de Harde wird von herrlich agierenden Gitarren begleitet und er selbst ist mit seinem virtuos gespielten kleinen Instrument der erste Solist. Die Alleingänge reihen sich wie Perlen auf einer Schnur aneinander und die Gitarristen treiben es bei fulminantem, aber langsamem Rhythmus auf die Spitze der Gefühlswelt des Blues. Emotionen pur, bei denen nur Bassist Hans Wielaert und Schlagzeuger Frank van Tijn für Bodenhaftung sorgen. Micha Sprenger sowie Tim Benniks spielen in hohen Sphären.
Mit dem Titelstück "Bound To Drive You Crazy" umschmeichelt man die Wangen des Hörers und "Can You Take It" groovt wie eine Flipperkugel durch die eigenen vier Wände. BluesMotel hat 2011 mit "Bound To Drive You Crazy" ein vorzügliches Album veröffentlicht und man darf gespannt sein, was uns die Gruppe auf diesem soliden Fundament in der Zukunft noch zu bieten hat.
Line-up:
Kevin de Harde (vocals, harmonica)
Micha Sprenger (guitar)
Tim Benniks (guitar)
Hans Wielaert (bass)
Frank van Tijn (drums)
Tracklist
01:Hard Lovin' (3:46)
02:Can You Take It (3:21)
03:Insomniac Blues (2:38)
04:Who's Been Loving You? (3:12)
05:Woman On My Mind (3:59)
06:Crosswires (3:03)
07:The Geddup Man (3:39)
08:Bound To Drive You Crazy (5:15)
09:High Tide (3:38)
10:Washed Out Like Dirt (3:37)
11:The Blues I've Seen (3:33)
12:Bleedin' Heart (8:41)
13:Eschatology Blues (2:34)
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