Barry McCabe / Beyond The Tears
Beyond The Tears Spielzeit: 55:44
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2006
Stil: Celtic-Blues

Review vom 09.09.2006


Michael 'Mike' Schröder
Acht lange Jahre haben wir auf ein neues Studio-Album von Barry McCabe warten müssen. 1998 veröffentlichte der Ire seinen letzten Output "The Peace Within", der nicht nur von Genre-Kennern hoch gelobt wurde. Celtic-Blues nennt Barry seine Musik. Um diesen in die Welt zu tragen, arbeitet der Mann hart, und wer ihn schon mal live auf der Bühne gesehen hat, ist sofort von seiner energiegeladenen Show gefesselt.
Das nun vorliegende Album wirkt sehr ausgereift. Was mich allerdings ein wenig verwunderte, war die Tatsache, dass es auf dieser CD keine Uilleann Pipes zu hören gibt, da dieses Instrument den Sound von Barry McCabe in der Vergangenheit doch maßgeblich mitprägte. Doch Barry war der Meinung, dass die Platte anders klingen sollte und er sich nicht wiederholen wollte. Der Erfolg scheint ihm Recht zu geben. In Irland wird das Album sehr oft im Radio gespielt, öfter als irgendeine seiner vorherigen CDs.
Der Produktions-Manager von U2 meinte sogar: »Ich höre mir nun Barrys CD zum dritten Mal an und muss sagen, es ist sein 'erwachsenstes' Album. Wenn ich die Augen schließe und "Trouble" höre, meine ich, dass Horselips heute so klingen würden. "The Sunset Waltz" ist ein Meisterstück und "Catch Me If You Can", "Rollin", "In The Dead Of Night"...exzellent. Würden die Stones heute solche Songs schreiben, man würde sie als Genies feiern«. Das sind verdammt viele Vorschusslorbeeren. Dann wollen wir uns das Werk mal etwas genauer anhören.
"Johnny Nobody" macht erst mal richtig Dampf. Ein eingängiger Gitarrenriff leitet den Song ein und rockt in typischer Manier, wie man es von Barry McCabe gewohnt ist. Allerdings ist der Song eine Ausnahme auf dem Album. Weiter geht es in ruhigeres Fahrwasser. "In The Dead Of Night" ist im Midtempo-Bereich angesiedelt und verbreitet eine wohlige Peter Green-Stimmung. Einfühlsame Tastenläufe umschmeicheln den Song. Leider ist im Booklet nicht ersichtlich, wer hier die Tasten drückt. Vom Sound und der Spielweise her, vermute ich mal das es sich um Peter van Bogaert handelt, der eine Zeit lang mit Julian Sas auf der Bühne stand.
Orgel und Harmonika leiten die Ballade "Crazy Love" ein. Piano Einsprengsel veredeln den Song, der hervorragend von Barry gesungen wird, ja Barry schafft, was eigentlich unmöglich scheint: Er toppt Mr. Morrisons ausdrucksstarken Gesang.
"Catch Me If You Can" ist eine von drei Instrumental-Nummern, die mehr oder weniger irisch angehaucht sind und für mich zu den Highlights dieser CD zählen. Sehr gut gelungen ist hier der Einsatz des Akkordeons, gespielt von Jo Marsh. Ein schleppender Groove, tolle Orgeleinspielungen und ein etwas monotoner Gesang machen "Trouble" aus. Das Gitarrensolo am Ende des Songs gefällt mir hier besonders.
"Arthur" ist das zweite Instrumental auf der Scheibe. Nur mit der akustischen Gitarre und der Harp gespielt. Sehr emotional. Worte hätten diesem Song vermutlich nur geschadet. Schließt man die Augen, kann man die saftig, grüne Landschaft Irlands förmlich sehen. Plötzlich macht sich Fernweh breit.
Ein weiterer Song, der sehr gefühlvoll zelebriert wird, ist "I Wonder". Wieder untermalt die Hammond-Orgel den Song gekonnt. Die Stimme von Barry kommt hier besonders gut zur Geltung.
"Rollin'" rockt dann wieder gut ab. Bei diesem Song sind besonders die Einlagen der Harp zu erwähnen, die vermutlich von Mark Feltham eingespielt wurden, der als Gast auf diesem Album mitwirkte. Und für die, die Mark Feltham nicht kennen, sei angemerkt, dass er viele Jahre
Rory Gallagher begleitete und heute bei Nine Bellow Zero ein neues musikalisches Zuhause gefunden hat.
Bei "Lonely Road" wird es wieder etwas ruhiger. Ein sehr schönes Solo macht diesen Song zu einem besonders gelungenen Stück. Gefühle wurden auf diesem Album sehr groß geschrieben.
So auch im nächsten Stück "Bye Bye Johnny - Be Good", das nicht mit dem Klassiker von Chuck Berry zu verwechseln ist, denn die beiden Songs haben, außer dem Titel, absolut nichts gemeinsam. Der letzte Instrumental-Song "The Sunset Waltz" beschließt dann auch gleichzeitig die CD. Eine weiteres Indiz für die starke Verbundenheit von Barry McCabe mit seinen irischen Wurzeln. Auch hier reichen Gitarre und Harp, um einen sehr schönen Track vorzutragen.
Im Großen und Ganzen ist das Album sehr gut geworden, sehr emotional und gefühlvoll. Allerdings fehlen mir auf diesem Rundling noch ein paar Abgeh-Nummern. Die hätten das Werk sicherlich noch etwas aufgelockert. Wie dem auch sei, kann ich diese Scheibe ohne Bedenken jedem empfehlen, der sich für gute Musik aus dem Bereich Celtic-Blues interessiert, wobei ich die Leute nicht ausnehmen möchte, die gerne auch mal hinter den Horizont schauen.
Line-up:
Barry McCabe (lead vocals, acoustic, lead & slide guitar)
Pat McManus (guitar)
Sean Maguire (bass)
Ronald Oor (drums)
Guests:
Johnny Fean (guitar & backing vocals)
Mark Feltham (harmonica)
Mick Kinsella (harmonica)
Jo Marsh (accordion)
Pascalle Smolders (backing vocals)
Peter van Bogaert (Hammond organ)
Frankie Vee (Hammond organ)
Tracklist
01:Johnny Nobody
02:In The Dead Of Night
03:Crazy Love (Van Morison)
04:Catch Me If You Can
05:Trouble
06:Arthur (dedicated to Arthur Conley)
07:I Wonder
08:Rollin'
09:Lonely Road
10:Bye Bye Johnny - Be Good
11:The Sunset Waltz
Externe Links: