Bodyntime / Gran Rodeo
Gran Rodeo Spielzeit: 35:08
Medium: CD
Label: Go Down Records, 2010
Stil: Stoner Rock

Review vom 29.10.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Stoner Rock aus Italien. Seit 2005 steht das aktuelle Line-up der Band Bodyntime mit einer Frau am Schlagzeug. Der Fünfer ohne Keyboarder hat seine Wurzeln in ziemlich unterschiedlichen Musikrichtungen und so ist deren erstes Album folglich auch recht unterschiedlich ausgefallen. Es lässt sich allerdings ganz gut unter dem Mantel Stoner Rock einsortieren, ohne das Kleidungsstück großartig teilen zu müssen. Aus dem Saum schaut hier und da vielleicht ein wenig Punk oder Noise heraus.
Beim Rodeo geht es ja immer solange richtig rund, bis ein Bronco nicht mehr zügellos ist. Bei Bodyntime geht es auch entsprechend zur Sache. Nur darf man sich als Hörer der fünfunddreißig Minuten die Frage stellen, ob der Cowboy die richtigen Qualitäten mitbringt, um das wilde Pferd zur Ruhe zu bringen. Bodyntime hat da bestimmt einen hörenswerten sowie spannenden Ritt zu bieten. Die Dramatik stellt sich allerdings so dar, dass der Fünfer des Öfteren droht, abzustürzen.
Vielleicht gibt es aufgrund der unterschiedlichen Herkünfte der Mitglieder noch keine so ganz astreine Chemie, was den gemeinsamen Weg angeht. Auf "Gran Rodeo" stehen viele musikalische Einflüsse nebeneinander. Über die instrumentalen Qualitäten der Leute braucht man sich keine Gedanken zu machen. Was die Mucke angeht, steht dafür man im Team gerade und doch bewegt sich die Kurve der Hörfreude nicht stetig nach oben.
Mit gleich zwei Gitarren am Start wirbelt Bodyntime natürlich ordentlich Staub auf. Das Schwert wird zweischneidig, wenn es zum Gesang von Simone Moscon kommt. Einerseits kann man sagen, dass sein nicht ganz akzentfreies Englisch Charme hat, andererseits kann man so etwas auch als Manko auslegen. Ich tendiere eher zum Letzteren, auch wenn diese Art der Artikulation nicht immer zum Tragen kommt. Seine Screams und Growls (wenn man so will) fallen wohl nicht in besagtes Schema.
Lisa Cappellazzo offenbart im Opener "Sex In The City (Road Routes)" nicht gerade das Gelbe des Drummings. Zu gradlinig geht es über Felle und Becken. Nur in ganz leichten Nuancen weicht sie von der Marschrichtung ab. Okay, die beiden Gitarristen Enrico Mattiuzzo sowie Luca Panetta machen gute gemeinsame Sache und schaffen zwischendrin unterschiedliche Stimmungen. Gut, dass im Booklet die zum Teil ansprechenden Texte abgedruckt sind. Aus Simone Moscons Gesang lässt sich da ziemlich wenig heraushören, auch weil seine Stimme von den Sechssaitern zu sehr überschattet wird.
Viele Kompositionen flutschen einfach so durch, sodass man sich manchmal fragt, was denn da gerade vorbeigerauscht ist. Einige Haken hat Bodyntime schon am Gürtel. "Having Your Sister" hat lecker eingeflochtene Punk-Attitüden und "Alone In The Dark" mag durch seine balladeske Stimmung gefallen. Auch hier gibt es einen Wermutstropfen: Man weiß mit den fast sechseinhalb Minuten nicht ganz so viel anzufangen, die Spielzeit wird mit wenig Spektakulärem gefüllt.
"Burden" oder "Law & Order" gehören da schon eher zu den Lieblingen. Allerdings bleibt unter dem Strich keine große Menge übrig, um Bodyntimes erste Platte mit ruhigem Gewissen empfehlen zu können. Vielleicht beim nächsten Mal. Eine zweite Chance muss man jeder Band einräumen.
Line-up:
Simone Mascon (vocals)
Enrico Mattiuzzo (guitars)
Luca Panetta (guitars)
Frederico Mora (bass)
Lisa Cappellazzo (drums)
Tracklist
01:Sex In The City (Road Routes) (3:03)
02:Ever (4:33)
03:Having Your Sister (4:27)
04:Everybody To Hell (3:58)
05:Alone In The Dark (6:22)
06:Burden (3:56)
07:Later (4:19)
08:Law & Order (4:31)
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