Ich hätte damals nie diese Verträge unterschreiben dürfen!
Rocktimes Interview Bonfire sind gerade wieder dabei mit ihrem neusten Album 'Branded' die Charts zu stürmen. Für mich Anlass genug um Gründungsmitglied Hans Ziller ein paar Fragen zu stellen.



Interview vom 28.02.2011


Mike Kempf
Rocktimes: Hallo Hans, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, um unserem Magazin einige Fragen zu beantworten. Lass uns mal gleich mit der Zeitmaschine ins Jahr 1972 zurückbeamen. Ich sag nur Cacumen.
Hans Ziller: Ja, das ist lange her. Ich hab 1972 Cacumen gegründet und wir haben es in Bayern zu einem relativ hohen Bekanntheitsgrad gebracht. Claus Lessman kam 1979 dazu und da nahmen wir unsere erste Single "Riding Away" im Tonstudio Hiltpoltstein, einem damals sehr angesagten Studio, auf. Nach mehreren Besetzungswechseln stießen 1985 Jörg Deisinger und Dominik Hülshorst dazu. 1986 nannten wir uns schließlich in Bonfire um.
Rocktimes: Wie kam es später zu der Umbenennung des Bandnamens? Hat Bonfire vielleicht etwas mit der Rocklegende Bon Scott zu tun?
Hans: Wir hatten unter Cacumen 1985 bereits einen Major-Deal und ein professionelles Management. Man legte uns nahe uns umzubenennen, was wir schließlich auch gemacht haben. Nein das hat nichts mit Bon Scott zu tun. Wir suchten einfach nach einem guten positiv klingenden Namen und kamen schließlich auf Bonfire.
Rocktimes: Damals in den 70ern/80ern, wo downloaden von Musik und brennen von CDs noch nicht üblich waren, das Vinyl noch angesagt war, wie hast Du die Zeit erlebt?
Hans: Ich wäre gerne wieder in dieser Zeit. Ein Stück Vinyl ist einfach was Besonderes. Da war das Cover noch unheimlich wichtig, heutzutage ist das ja so klein, dass du fast nichts mehr erkennen kannst. Außerdem lebte das Vinyl viel mehr, als heute die sterile digitale CD. Da ist einfach der ganze Dreck weg. Aber man kann sich dem neuen Zeitalter natürlich nicht verschließen und es hat ja auch viele positive Sachen gebracht.
Rocktimes: Ja Hans, ich steh auch auf Vinyl. Kann ich von Dir als Berufsmusiker berichten? Wart Ihr damals wie heute so erfolgreich, dass es sich gut davon leben ließ?
Hans: Wir leben bis heute nur von der Musik. Wobei es immer schwerer wird, bei der Masse an Bands. Du musst, wenn du davon leben willst, immer in der ersten Liga mitspielen. Das baut viel Druck auf, wobei dieser Druck auch positiv sein kann so wie bei uns.
Rocktimes: Hans, wie stark hat Dich die Zeit der Rockmusik aus den 70ern und 80ern geprägt? Gab es irgendwelche Highlights mit anderen Rockgrößen aus der Ära, die Du unseren Lesern nicht vorenthalten möchtest?
Hans: In den 70er haben mich Leute wie Jimi Hendrix und Eric Clapton geprägt. Bei den Bands Lynyrd Skynyrd. Leider hatte ich nie das Vergnügen davon jemand kennen zu lernen (lacht). In den Achtzigern haben wir viele Musiker und Bands persönlich getroffen, vor allem bei unseren USA-Aufenthalten. Ich nenne nur ein paar: Gene Simmons, Paul Stanley, Bon Jovi, Journey, W.A.S.P, Lita Ford, Scorpions oder Accept.
Rocktimes: Wie beschwerlich war damals der Weg, als Band aus Bayern internationale Anerkennung zu gewinnen?
Hans: Eigentlich schon sehr beschwerlich. Irgendwie wurden wir als Bayern als Hinterwäldler angesehen und wir haben auch heute noch ein sehr starkes Nord-Süd Gefälle. Manchmal schlägt uns sogar richtiger Hass entgegen. So was ist mir total unverständlich. Wir machen doch nur unsere Musik und wenn's einem nicht gefällt, braucht er sich damit nicht beschäftigen. Im Ausland gab's da nie Probleme. Ganz im Gegenteil, wir werden da von Jahr zu Jahr immer erfolgreicher. Wir spielen heuer sogar auf dem 'Masters Of Rock Festival' und einige andere Hochkaräter sind noch in der Pipeline.
Rocktimes: Da gebe ich Dir Recht! Hass hat im Musikgeschäft nichts zu suchen und finde ich total bescheuert. Bei mir im Berlin-Brandenburg-Raum, existiert leider immer noch ein Ost-West Gefälle. Wollen wir hoffen, dass endlich alle kapieren, dass alle eins sind. Gibt es bei Euch auch außerhalb des Musik-Business gemeinsame Aktivitäten, nach dem Motto "Fünf Freunde müsst ihr sein", oder geht privat jeder seine eigenen Wege?
Hans: Wir sehen uns als Bonfire sehr viel, so dass es uns gut tut privat eigene Wege zu gehen. Du musst dir mal vorstellen, dass, wenn man acht Wochen im Studio aufeinander hockt oder auf Tour jeden Tag auf der Pelle hängt, es schon mal zu Spannungen kommen kann. Da ist man ganz froh, mal andere Gesichter zu sehen. (lacht)
Rocktimes: Gab es Momente in Deinem Leben, die Du aus heutiger Sicht gern rückgängig machen würdest?
Hans: Ja, auf jeden Fall. Ich hätte damals nie diese Verträge unterschreiben dürfen. Sie brachen mir schließlich das Genick und ich musste 1989 die Band verlassen. An alle jungen Bands: Kauft nicht so viele Gitarren, sondern spart euch euer Geld für einen guten Business-Anwalt. Dann kann so was nicht passieren. Ein kleiner Trost ist, dass wir nicht die einzigen waren, die über den Tisch gezogen wurden. Da gibt es noch viel prominentere Vertreter.
Rocktimes: Besitzt Du als Gitarrist eine umfangreiche Gitarrensammlung? Und welche ist Deine absolute Lieblingsklampfe?
Hans: Ja, ich kann schon sagen, dass ich Gitarren sammle. Ich habe mehr als 20 Stück. Meine Lieblingsgitarre ist eine 1968er 'Gibson Les Paul Standard Sunburst', die ich mir 1972 von meinem ersparten eigenen Geld gekauft hatte. Ich spiele sie allerdings nur noch im Studio, da sie mir für Liveauftritte zu schade ist.
Rocktimes: Wie würdest Du die einzelnen Charaktere Deiner musikalischen Mitstreiter beschreiben?
Hans: Das ist sehr schwierig und vor allem sehr privat Charaktere zu beschreiben. Sie sind auf jeden Fall alle sehr liebe nette Zeitgenossen.
Rocktimes: Ihr habt bereits etliche Ton- und Bildträger veröffentlicht. Welches Album oder DVD hat für Dich die meiste Bedeutung?
Hans: Natürlich "Fireworks", unser Gold-Album wobei mir Branded auch sehr am Herzen liegt, weil wir da wieder in die richtige Richtung gegangen sind. Der Charteinstieg hat uns das mehr als bestätigt.
Rocktimes: Hans, wenn Du eine neue Wohnung beziehen müsstest, wie würde Deine Einrichtung aussehen, wie wäre die Farbgestaltung der einzelnen Zimmer?
Hans: Da kann ich wenig dazu sagen, da diese Dinge schon immer meine Frau macht. Da bin ich ganz froh drüber, da mir solche Dinge relativ unwichtig sind. Meine Lieblingsfarbe ist grün.
Rocktimes: Bist Du ein gläubiger Mensch?
Hans: Ja, sehr gläubig sogar, wobei ich mich da von keiner Institution vereinnahmen lasse. Ich habe meinen eigenen Glauben und das ist auch gut so.
Rocktimes: Wenn ich mich im nächsten Monat zu einem Konzertbesuch entschließen sollte, welche Empfehlung würdest Du mir aussprechen?
Hans: Natürlich zu einem Bonfire-Konzert, das ab April in Schweden losgeht. Ich würde dir speziell das Konzert mit Bonfire und John Waite in München empfehlen, denn ich denke, da bekommst du zwei erstklassige Acts für dein Geld.
Rocktimes: So Hans, ich bedanke mich im Namen von RockTimes ganz herzlich für das Interview! Das letzte Wort soll Dir gehören.
Hans: Ich möchte mich bei allen Rock- und vor allem Bonfire-Fans bedanken, die unsere Musik hören und uns zu dem gemacht haben was wir sind. Ohne euch würde es uns nicht geben.
'Keep The Bonfire Burning'.
Euer Hans Ziller
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