The Boyscout / My Route 66 (Limited Double CD)
My Route 66 Spielzeit: 40:41 (CD 1), 48:25 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Sonic Revolution, 2015
Stil: Rock

Review vom 02.12.2015


Holger Ott
Hinter dem Pseudonym The Boyscout verbirgt sich Manuel Mijalkovski, seines Zeichens Sänger und Produzent. Da der Mann aber leider nicht alles kann, holt er sich für seine Veröffentlichungen immer namhafte Begleitung ins Boot. Sein neustes Projekt, "My Route 66", schreit förmlich danach von vielen Musikern in Szene gesetzt zu werden. Immerhin handelt es sich dabei um etwas, das man normalerweise Compilation nennt. In diesem Fall betitele ich es aber lieber als einen sehr abwechslungsreichen Ritt durch die Musikgeschichte. Alle zehn Songs könnten sich entlang der legendären Motherroad abspielen, haben sie doch viele Gemeinsamkeiten, die den Hörer gedanklich in die Ferne schweifen lassen.
In meinen Händen halte ich allerdings noch etwas mehr als nur die klassischen Road-Songs. Es ist die 'Limited Double CD Special Edition' zu der als Zugabe die CD "Blood Red Rose - A Rock Fantasy" gehört. Zudem ist diese noch viel spannender, da auf ihr ausschließlich bisher unveröffentlichtes Material enthalten ist. Aber beschäftigen wir uns erst einmal mit der Route 66.
The Boyscout legt sofort mit einem gewaltigen Klassiker los. In Begleitung von Ex-Bonfire Member Claus Lessmann, wird "Born To Be Wild" zelebriert, der vor gefühlten hundert Jahren den Film "Easy Rider" untermalt und populär machte. Für mich die Initialzündung um seit damals auf zwei motorisierten Rädern durch die Lande zu fahren. Natürlich haben wir fast jeden Song dieser CD bereits in X-facher Ausführung von Dutzenden Coverbands gehört und man fragt sich immer wieder, wie oft man das noch möchte. Zumindest ist es hier musikalisch sehr brauchbar, aber gesanglich leider viel zu flach. "Born To Be Wild" ist ein Powersong und der sollte stimmlich auch powervoll getragen werden, was hier leider fehlt. Ebenso im folgenden "Ride The Wind", bei dem die Stimme auch etwas auf der Strecke bleibt. Wären da nicht die hervorragenden Gastmusiker an ihren Instrumenten, könnte man die CD als 'unter ferner liefen…' abhaken. Eine leichte Steigerung erfährt der Hörer bei "Turn The Page". Anfangs etwas ruhig mutiert der Song durch die geniale Gitarre zum Epos. Auch der nächste in der Reihe lässt mich hellhörig werden. Frau Linda Lulka ist als Solistin kaum vom Original zu unterscheiden. Schritt für Schritt erfolgt somit eine Steigerung, die in "Wheel In The Sky" ihren Höhepunkt erreicht. Interessant ist "Take It Easy" mit Tony Carey, der einen schönen Country-Rock spielt. Abgerundet wird die CD "My Route 66" vom, wie ich finde, unpassenden "Hallelujah". Der Song ist bekanntlich völlig lahm und zieht die vorangegangene Gute-Laune-Stimmung total runter. Wer also am Ende der Straße mit der Nummer 66 in Tränen ausbrechen möchte, sollte bis zum letzten Ton am Ball bleiben, allen Anderen rate ich eher von diesem Titel ab.
Somit haben wir die Ansichten über begleitende Musik auf dem Trip über die Route 66 aus den Augen von The Boyscout erlebt. Zum Glück hat jeder seine eigene Vorstellung, wie er diese Reise machen möchte und wir hören nun in "Blood Red Rose - A Rock Fantasy" hinein. Auf ihr sind Robin Beck und Amanda Somerville als Duett-Gäste bei drei Songs vertreten.
Da es sich um neue Songs handelt, können auch keine Assoziationen wie bei der vorangegangenen CD entstehen. Nichts bringt mich dazu, Vergleiche mit Originalsongs anzustellen und somit ist mein Ohr wieder völlig offen. Die Scheibe geht auch gleich gut los. "Sexy Taxi Driver", ein schöner, schneller und gerader Rock mit gut gesetzten Gitarrenbreaks. Der Beginn überzeugt und ich bin gespannt, was Mrs. Somerville auf "Blood Red Rose" in der Single-Fassung zum Besten gibt. Meine Erwartungen werden allerdings jäh zurückgeworfen, als ich feststelle, dass sie lediglich Duett-Partnerin ist, denn eigentlich hatte ich erwartet, dass sie den Song komplett alleine singt, ebenso wie bei ihrem zweiten Auftritt, am Ende der CD beim gleichnamigen Titelsong in der Extended-Version. Das Gleiche erlebe ich mit Robin Beck, auf die ich mich gefreut habe, von der aber recht wenig zu hören ist, da sie lediglich den Refrain verstärkt.
Die Musik verfällt zusehends in den Mainstream. Abwechselnd werden Balladen und schnellere Rocksongs performt. Der CD Titel suggeriert zwar eine fantasievolle Rock-Reise, kann aber für meine Begriffe sein Versprechen leider nicht einhalten. Es mangelt an Höhepunkten oder außergewöhnlichen Instrumentaleinlagen. Einige gute Gitarrenparts sind vorhanden, sonst kann ich aber nichts Bahnbrechendes finden. Leider ist auch hier die Stimme von The Boyscout zu soft und deshalb ist für mich der einzige, aber dafür extrem zu empfehlende Titel, das achtminütige Epos "Blood Red Rose", am Ende der CD.
Wenn der Preis des Gesamtpaketes in Ordnung ist, dann darf der Hörer gerne zugreifen, sollte seine Erwartungen aber nicht zu weit oben ansetzen.
Line-up:
Claus Lessmann (vocals)
Paul Shortino (vocals)
Linda Lulka (vocals)
Robin Beck (vocals)
Amanda Somerville (vocals)
Manuel Mijalkovski (vocals)
Jeff Scott Soto (guitar)
Michael Voss (guitar)
Oliver Hartmann (guitar)
Tony Carey (keyboards)
Tracklist
CD 1: My Route 66
01:Born To Be Wild
02:Ride The Wind
03:Turn The Page
04:Because The Night
05:Get Your Kicks On Route 66
06:Wheel In The Sky
07:No Easy Way Out
08:Take It Easy
09:Juke Box Hero
10:Hallelujah
CD 2: Blood Red Rose - A Rock Fantasy
01:Sexy Taxi Driver
02:Blood Red Rose
03:Will We Ever Make It Through The Night
04:Little Lie
05:Look At Me Now
06:I'll Be There For You
07:Caroline
08:When The Children Play
09:Hey… I Love You
10:Bikers Feeling
11:Angel
12:Blood Red Rose - A Rock Fantasy
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