Brad Brooks / Spill Collateral Love
Spill Collateral Love Spielzeit: 56:54
Medium: CD
Label: Mouth Magic, 2007
Stil: Power Pop, Indie Rock

Review vom 31.07.2011


Joachim 'Joe' Brookes
"Spill Collateral Love" ist Brad Brooks' zweites Album. Der Amerikaner scheint eine fast unlösbare Aufgabe gelöst zu haben. Brooks hat ganz allgemein Queen mit Freddie Mercury, XTC, Kinks, die Beatles und ein wenig alte Pink Floyd unter einen Hut gebracht. Kaum zu glauben, aber der Mann hat diese gewisse Gabe, in seinen meist selbst verfassten Kompositionen immer genau nur soviel von den gerade genannten Bands und noch einigen mehr durchschimmern zu lassen, dass die dreizehn Nummern noch als eigene Stücke durch den Raum schwirren. Brooks ist aus meiner Sicht auf keinen Fall ein Kupferstecher.
Es tummeln sich ganz schön viele Kollaborateure im Line-up und insbesondere müssen die beiden Multiinstrumentalisten Paul Hoaglin (Mother Hips) sowie Michael Phillip Taylor genannt werden.
Der Sänger, Komponist und Pianomann Brad Brooks hat in seinem musikalischen Werdegang schon so einiges erlebt. Als Kind liebte er es, sich aus dem Haus zu stehlen um heimlich das Duo Brad & Travis zu sehen. Ab 1983 formte er mit Bands wie The Buddy System oder The Distant seinen eigenen musikalischen Geschmack und in den Neunzigerjahren war er Lead-Sänger der Punk-/Funk-Formation Pollo Elastico. Durch "Jarupa Mac" machte man auf sich aufmerksam, so dass die Band mit Faith No More, Primus oder The Meat Puppets spielte. Ende der Neunziger zog Brooks nach San Francisco und die nächste Gruppe hieß Reckonball. Nun spielten sie vor Bands wie 4 Non Blondes, Sister Double Happiness oder The Fluid. Mitte des Jahrzehnts gab es noch die Gruppe Dolorosa und dann gründete Brooks seine ich-AG unter eigenem Namen. 2000 veröffentlichte er "Sanctified Into Astroglide" und nun steht "Spill Collateral Love" in den Regalen.
Alleine der Verweis auf die eingangs genannten Bands macht die zweite Brooks-Platte aber nicht so gut. Da gibt es ausreichend eigene Ideen, die der Protagonist einfließen lässt und sein Hang zur Melodie ist der rote Faden des Albums. Manchmal theatralisch, dann rockend und schließlich noch mit feinem kammermusikalischem Pop versehen, sind die fast siebenundfünfzig Minuten durchweg hoch interessant.
Der erste Eindruck des Openers "Love On The Sleeve" hinterlässt die Spuren eines Freddie Mercury. Aber dann kommt Brooks mit ausgestreckten Armen auf den Hörer zu und der lässt sich von ihm gerne umarmen. Die einzelnen Tracks werden bestens inszeniert. Die anfängliche Oberflächlichkeit weicht relativ schnell einer kompositorischen Tiefe.
Geschickt verquickt man Pop sogar mit jazzigen Elementen und wenn man bis zum Rausschmeißer "Luxurious Latitude" gekommen ist, dann gibt es Musik mit sehr dezent eingesetzten Instrumenten und Brooks begibt sich mit dieser, vom Piano dominierten, Ballade auf ein Filmmusik-Terrain der Sechzigerjahre. "Frances Of Alaska" ist ein Tränendrüsen-Traum mit Streicher-Einsatz in Moll. Besonders schön ist der Chor und die Klangqualität hat man lobenswerter Weise auf einem tollen analogen Niveau eingepegelt. Das Piano klingt immer richtig schön altbacken.
Die Thematik "Katrina Is A Bitch" dürfte klar sein. Hier wabern zu Beginn die Klänge und die akustische Gitarre ist auf Sentimentalität gestimmt. Das Banjo bietet ein wenig Country-Flair und die beiden Vibrafone von Michael Phillip Taylor sowie Scott Solter sorgen für einen jazzigen Ausgleich. "The Loon Of Altitude" ist herrlicher Pop mit Ablegern zur britischen Band XTC und verleitet stante pede zum Mitsingen. Hooklines hat die Nummer satt und im Mittelteil wird fein gerockt. Zum Ende hin ist Dynamik Trumpf und schließlich überschlagen sich sozusagen die Ereignisse. Ganz zum Schluss wechselt die Stimmung und das Piano regiert mit einem Honky Tonk-Zepter in der rechten Hand.
Mit "Spill Collateral Love" ist Brad Brooks ein richtig schön-schräges Album gelungen. Reinhören lohnt sich allemal.
Line-up:
Brad Brooks (vocals, Wurlitzer, piano, glockenspiel, Korg)
Michael Phillip Taylor (piano, Wurlitzer, banjo, vibraphone, drums, jaymar, percussion, vocals)
Matt Cunitz (organtron, mellotron)
Franklin Vasquez (guitar)
Shay Scott (piano, Steinway, Farfisa, Arp synthesizer, intergalactic morsels, vocals)
Paul Hoaglin (bass, 12-string bass, guitars, vibes, bass pedals, drums, lap steel, trombone, flute, vocals)
Matt Greenberg (piano)
Patty Espeseth (violin, cello)
Alan Molina (violin)
Teri Untalan (viola)
Scott Solter (steel box drum harp, vibraphone, percussion)
Chris Barnett (bass)
Brian Zalewski (drums, tambo)
Tracklist
01:Love On My Sleeve [Taylor/Brooks/Hoaglin] (5:58)
02:Latehred In Cream [Brooks] (2:57)
03:Ex-Stripper Liberian [Brooks/Scott/Hoaglin] (5:32)
04:Manic Tourist (5:27)
05:The Loon Of Alitute [Brooks/Scott/Hoaglin] (6:16)
06:Hit Me Like A Smile [Brooks/Scott] (5:08)
07:Katrina Is A Bitch [Brooks/Taylor] (5:07)
08:Francis Of Alaska [Brooks] (2:35)
09:The Sonic Twins [Brooks] (3:13)
10:Pleading Amnesia [Brooks] (4:33)
11:Tiradito [Brooks] (4:22)
12:Pray For A Way To Say Goodbye [Brooks] (3:34)
13:Luxurious Latitude [Brooks/Scott/Hoaglin] (2:10)
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