Breed 77 / In My Blood (En Mi Sangre)
In My Blood (En Mi Sangre) Spielzeit: 45:42
Medium: CD
Label: Albert Productions, 2006
Stil: Heavy Metal

Review vom 19.11.2006


Tom Machoy
"In My Blood" ist das dritte Studioalbum von Breed 77, die ursprünglich aus Gibraltar stammen. Der Vorgänger ("Cultura") brachte es in GB immerhin auf verkaufte 30.000 Einheiten und diese CD hat bereits im Vorfeld sehr gute Pressekritiken bekommen.
Die Musik von Breed 77 ist eine Mischung aus Rock und Metal mit spanischen und orientalischen Einflüssen durchzogen. Das hörte sich für mich schon mal sehr interessant an. Im Booklet wird noch ganz vielen Musikern, Technikern und Freunden gedankt, die bei der Produktion mitgeholfen haben, u.a. dem Schulchor der Monkswalk School, Welwyn Garden City.
Mit spanisch-orientalisch Klängen beginnt "Petroleo (You Will Be King)", steigert sich übergangslos mit harten Gitarren zu einer regelrechten Metal-Symphonie. Kurz darauf folgt ein Break. Der daraufhin einsetzende charismatische Gesang des Fronters erinnert an Midnight Oil - es folgen wieder diese folkloristische Elemente, gespielt mit der Konzertgitarre und Händeklatschen und das alles im steten Wechsel.
Es entsteht eine Sound-Mischung, der ich mich einfach nicht entziehen kann, dazu wohltuende Klangfülle im gesanglichen (mit Chor und folkloristisch beeinflussten Rythmen, dazu ein Mix aus spanischer und englischer Sprache) und instrumentalen (sehr schöne, knallharte Gitarreneinsätze) Bereich. Zum Schluss steigert sich die Musik nochmals und bricht dann schnörkellos ab.
Äußerst interessant beginnt auch "Empty Words"- da brechen die Gitarren aus den rechten Boxen, schwenken nach links usw. Der Gesang setzt genau umgekehrt ein, erst links, dann rechts. Es klingt nach einer kleinen Verfolgung, eine zweite, nachhallende Stimme beginnt den verbliebenen Klangraum auszufüllen - ein wahrhaft grandioser Beginn.
Ein hart getrommeltes Schlagzeug führt in den Hauptteil des Stückes, das dann jedoch zwischen knallhart und gefühlvoll hin und her gerissen wird. An manchen Stellen sind Anklänge zu Riverside zu hören, dieser klare Gesang zu lauter, harter Melodie, diese Rhythmuswechsel in der Aufbereitung des Titels.
Es folgt ein spanischer Titel, "Viento De Levante", dazu eine akustische, konzertant gespielte Gitarre, natürlich auch mit spanischem Gesang - das grenzt schon fast an Flamenco! Doch nach 50 Sekunden wird dieser (kurze) Traum übergangslos vom vierten Titel ("Blind") abgelöst, der alles andere als 'weiche Kost' ist. Kraftvoll wird aufgespielt, und so nebenbei ist sogar eine Akustik-Gitarre zu hören, die den Rhythmus mitträgt und nie so ganz verschwindet, egal ob es im Refrain melodisch oder hart zugeht, egal ob es spanischen und englischen Text-Mix zu hören gibt. Saubere, satte Gitarrensoli runden den Titel ab. Breed 77 mögen auch in diesem Stück den plötzlichen Schluss.
Zur Abwechslung wird bei "Remember That Day" mit orientalischen Klängen begonnen, auch ein Tambourin spielt auf. Die Saiteninstrumente klingen wie bei Alex Oriental Experience, bevor es zurück zum Metal-Sound geht, der sozusagen 'darübergelegt' wird. Schöner Refrain, zum Teil wieder - wie Eingangs - mit orientalischer Melodieführung, E-Gitarren im Basar-Sound, E-Gitarren im Metal-Sound und dazu klasse Soli, das schreit geradezu nach mehr!!! Am Ende hallt "...That Day" aus.
Mit ruhigem Pianospiel beginnt "Look At Me Now". Eine Stimme, gefühlvoll bis an ihre Grenzen gehend, wird nun von metallischem Sound begleitet. Ein Titel, der mit seinen viereinhalb Minuten viel zu kurz ist, der in Schleife laufen könnte, der einfach nur schön ist.
Zunächst gibt es ca. eine Minute lang ruhigen Gesang mit virtuosen Flamenco-Attacken unterlegt. Was soll ich sagen: Gesang und Spiel lassen mich an Late September Dogs denken, die hatten auch diese tollen Gänsehaut-Klänge.
Sehr melodisch, ja 'unplugged' geht es mit an ein Cello-Spiel erinnernden Melodien in "So You Now" weiter. Eine Steigerung erfolgt durch das Einsetzen der Flamenco-Gitarren, der Basar ist eröffnet ("Kashmir" lässt grüßen), E-Gitarren fallen ein. Am Ende jedoch wird der Song ganz langsam ausklingen.
Dreieinhalb Takte spanische Gitarre, dann hart gespielte Riffs, spanischer und englischer Textmix - so beginnt "The Game", ein sehr rockiger Track, der nach zwei Minuten seinen Rhythmus wechselt, eine Art Zwischenspiel mit Latin-Einschlag hinlegt, in den Ursprungsrhyhthmus wieder zurückfindet und kurz und knapp beendet wird.
Auch "Alive" erinnert zuerst an spanische Folklore, um sich dann in einen Rausch zu spielen, einen Rausch aus fetzenden Gitarren, powervollen Drums und mehrstimmigen Vocals. Das Gitarrensolo wird mit dem orientalischem Gesang verwoben, es gibt ein Wechselbad zwischen modernen Metalklängen und landestypischer Tradition.
Marschartig stampfende Rhythmen mit Gitarre und Drums, es klingt wie der Gang auf dem letzten Weg, so beginnt "Libertad", jedoch: Die Metalband schlägt wieder erbarmungslos zu, reißt die Nummer mit einer 'hell' klingenden, Maiden-mäßigen E-Gitarre an sich. Es folgt, wie schon zu Beginn, der Marsch. Diesmal wird er sich jedoch melodiös einfügen - von der Axt begleitet, die mit einem Solo 'den Anspruch auf die Herrschaft' übernimmt, wieder zurück in den Refrain erneut einmündet und langsam aushallt - irre! Alles läuft so schnell ab, ich merke gar nicht, dass nun schon knapp sechs Minuten vorbei sind.
"Tears", der letzte Song auf der CD, beginnt mit ruhigen Akustik-Akkorden und mehrstimmigem Gesang: Langsam setzen die übrigen Instrumente ein, es wird 'metallisch'.
"Tears" hat etwas von Größe, besonders im Gitarrensolo, gewaltig, gekonnt und dann kommt der bereits erwähnte Schulchor, der dem Stück einen hymnischen Charakter verleiht. Mit einer kleinen technischen Finesse, die an das Drehen eines Sendeknopfes an einem Radio erinnert, einem im Hintergrund singenden Chor und einem explosionsartigem Donnerschlag endet der Song.
Fazit: eine feine Scheibe, ich konnte wirklich keine Schwachstelle finden.
Wer mit einem Gemisch aus Tradition und Metal umgehen kann, der sollte dem Album eine Chance geben und einfach mal reinhören.
Einziges Manko: einige Nummern sind leider zu kurz, weil sie so gut sind!
Das Album ist auf jeden Fall eine Bereicherung auf dem bereits übersättigten Markt!
Line-up:
Paul Isola (Vocals)
Danny Felice (Guitars)
Pedro Caparros (Guitars)
Stuart Cavilla (Bass)
Adam Lewis (Drums)
Tracklist
01:Petroleo (You Will Be King)
02:Empty Words
03:Viento De Levante
04:Blind
05:Remember That Day
06:Look At Me Now
07:So You Know
08:The Game
09:Alive
10:Libertad
11:Tears
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