The Brilliant Mistakes / Distant Drumming
Distant Drumming Spielzeit: 38:37
Medium: CD
Label: Aunt Mimi's Records, 2008
Stil: Amerikana

Review vom 26.11.2009


Markus Kerren
Brillante Fehler… gibt es so was überhaupt? Ganz sicher gibt es die, und das letzte Beispiel dafür ist dieses Trio aus New York City. Bereits zehn Jahre ist die Band nun zusammen und mit "Distant Drumming" legen die Amerikaner ihr drittes Album vor. Und das hat es in sich, wenn ich das einfach mal so lapidar sagen darf. Tonangebend sind die beiden Songwriter Alan Walker und Erik Philbrook, die zwar für sich alleine komponieren, sich die Anzahl der Tracks auf diesem Album jedoch brüderlich geteilt haben. Ergänzt werden die Komponisten von dem Schlagzeuger Paul Mauceri, der neben weiteren perkussiven Instrumenten auch noch (allerdings nicht alleine) für Background Vocals zuständig ist.
Einer der ganz großen Pluspunkte von The Brilliant Mistakes ist das Songwriting, denn die Melodien und der Gesang dieser zehn Stücke machen spätestens ab dem dritten Durchlauf geradezu süchtig. Verschmolzen wird hier Folk, Singer/Songwriter, eine leichte Prise Rock und ein ganz ordentlicher Batzen an poppigen Gesangsmelodien, die aber mit soviel Feeling und Seele gebracht werden, dass sich die Band eigentlich schon wieder in Americana-Gefilden aufhält. Gesetzt wird selbstverständlich auf 'echte' Instrumente wie Tasten aller Art, Schlagzeug, Bass und natürlich auch jede Menge Gitarren, die jedoch nie mehr tun, als die Songs optimal zu unterstützen.
Apropos Gitarren: Es gibt keinen hauptamtlichen Gitarristen unter den Bandmitgliedern. Bassist Erik Philbrook hat die ein oder andere Akustik-Gitarre für dieses Album eingespielt, aber wie bereits seit Bandgründung wurden ansonsten Gäste für die Sechs-, oder auch mal Zwölfsaitige eingeladen. Produziert hat hier Lincoln Schleifer (Levon Helm Band), der auch tatkräftig bei der Einspielung mithalf und außerdem für einen Track den Gitarristen und Produzenten Larry Campbell mit ins Studio brachte, der in diesem Jahr bereits ganz dick mit Beteiligungen an den neuen Alben von Levon Helm und The Black Crowes punkten konnte.
Eröffnet wird "Distant Drumming" mit dem lockeren "The Day I Found My Hands", einer warmen 12-saitigen, der schönen Orgel, der geschmackssicheren Rhythmus-Abteilung und den ersten einnehmenden Gesangsmelodien. Gefolgt von dem ersten absoluten Highlight der Scheibe, "Monday Morning (Sky Above You)", das eine gewisse Melancholie versprüht, über Unmengen Feeling verfügt und sich dennoch, oder gerade deshalb gnadenlos in die Gehörgänge fräst. Oberste Kajüte! Diese Band hat sich ihren ganz eigenen Sound erschaffen, der sich zwar vielseitig an verschiedenen Stilen bedient, am Ende aber dennoch ein Unikum darstellt. Immer wieder klasse auch das Wechselspiel der Tasten, vom Piano zur Hammond, der Wurlitzer und dann zum E-Piano.
Textlich sind The Brilliant Mistakes zumeist mit tiefer gehenden menschlichen Beziehungen und Gedanken beschäftigt, die dann aber in eine derart lockere und Raum öffnende Musik verpackt werden, dass man die Mischung schon als nahezu perfekt beschreiben kann. Treibender kommt dann "The Circle's Not Broken", bei dem auch schon mal richtig gerockt wird, während sich der Grossteil der Tracks des Albums im Americana/Folk Pop-Bereich aufhalten. Mit "Water Falling Down" ändert sich der Kurs dann allerdings wieder dramatisch, es wird wieder sehr nachdenklich und melancholisch, ohne jedoch auf diese fantastischen Gesangsmelodien zu verzichten. Definitiv der zweite Anspieltipp dieses Albums!
Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, hätte ich nicht vor dem Verfassen dieses Reviews recherchiert, dass diese Truppe aus einer der Metropolen dieses Planeten stammt. Nicht, dass sich die Songs nach Country, der hier kaum auftaucht, anhören, sondern weil die Tracks einfach einen so großen bzw. weiten Raum vor dem geistigen Auge aufgehen lassen, der kaum was mit der Hektik einer Großstadt gemeinsam hat. Und schließlich haben sich The Brilliant Mistakes mit "Wake Up Your Heart" noch einen ganz besonderen Leckerbissen für das Finale aufgehoben. Nachdem es bei "Let's Pretend" ziemlich flott zuging, herrscht hier wieder eine gewisse Tristesse, eine Spielart, die dieser Dreier geradezu blind beherrscht.
The Brilliant Mistakes verstehen es vorzüglich, tödlich eingängige Gesangsmelodien mit solider, handgemachter Musik zu kombinieren. Einen schwachen Track sucht man auf dieser Scheibe vergeblich und "Distant Drumming" dürfte eine Bereicherung für jeden Musikliebhaber sein, der auf melodische, handgemachte, hervorragend komponierte und produzierte Songs steht. Ein sehr starkes Album, das Lust auf Mehr macht!
Line-up:
Alan Walker (lead & background vocals, piano, Hammond B3, Wurlitzer, clavinet, electric piano, Fender Rhodes, Farfisa organ)
Erik Philbrook (bass, acoustic guitars, background vocals)
Paul Mauceri (drums, bongos, handclaps, background vocals)

Gäste:
Lincoln Schleifer (electric & acoustic guitars, tambourine, mandolin, bass, harmonium, handclaps, sleigh bells)
Mike Viola (additional vocals - #1, electric guitar - #9)
John Putnam (12-string guitars, electric guitars)
Marc Schulman (electric guitars)
Larry Campbell (acoustic guitar - #7)
Tracklist
01:The Day I Found My Hands
02:Monday Morning (Sky Above You)
03:Becoming
04:Good Year For A Change
05:The Circle's Not Broken
06:Water Falling Down
07:The Words
08:Time In The Night
09:Let's Pretend
10:Wake Up Your Heart
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