Bring The Mourning On / Ukiah
Ukiah Spielzeit: 42:14
Medium: CD
Label: Stargazer Records, 2012
Stil: Alternative Country

Review vom 11.11.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Da waren es nur noch drei Musiker und dann doch wieder vier. Gitarrist Robert Wegner sowie Schlagzeuger Jerker Wennström verließen die Band aus familiären Gründen und um sich anderen Projekten zu widmen. Schließlich wendete sich das Blatt doch noch zum Guten, denn Erik Willman war quasi der trommelnde Feuerwehrmann. In letzter Minute besetzte er für vorliegende Platte die Position am Schlagzeug.
Nichtsdestotrotz ist Bring The Mourning On (BTMO) nach dem Vorgänger Going, Going, Gone mit "Ukiah" wieder einmal eine nach innen gekehrte, sentimentale Sichtweise der Dinge, die das Leben prägen, gelungen. So von der Sonne durchflutet, wie sich der Wald mit seinen hellen Lichtkegeln auf dem Coverbild zeigt, sind die zehn musikalischen Wanderungen durch die Tiefenpsychologie der Seele allerdings nicht.
"Ukiah" ist ein Albumtitel, der nicht sehr aussagekräftig ist. Bring The Mourning On ist Meister der Melancholie und ihre, im Vergleich zum Debüt, dieses Mal um fünf Minuten längere Scheibe legt man nur bei gewissen Stimmungslagen auf.
Neben den tiefsinnigen Liedern ist der Klang der CD im wahrsten Sinne des Wortes sehr authentisch. Man hat das Gefühl, im Studio zu sitzen. Sozusagen mittendrin und nicht nur dabei. Dieser Produktionstrick verleiht den Tracks eine ungemeine Eindeutigkeit beziehungsweise Klarheit.
Der phasenweise klagende Gesang weicht etwas in den Hintergrund, wenn BTMO tatsächlich mal das Rad der Geschwindigkeit auf Spannung bringt oder etwas lauter werden. "Ukiah" hat nichts mit Seelenmassage oder Wellness zu tun. Songs offenbaren sich als ein langsamer Tanz an der Stange, bei dem die Emotionen einen Striptease hinlegen.
Henning Pettersson und Erik Schröder sind ein sich klasse ergänzendes Gesangsduo. Ihre Stimmen passen zur Mentalität der Kompositionen. Bring The Mourning On ist eine Band, die die Langsamkeit neu definiert. Zeitweise hat man wirklich das Gefühl, ein Song kommt fast zum Stillstand. Die Band ist perfekt im Einfügen von Pausen.
In "Times Are Passing By" scheinen die Zeiger der Uhr dann endgültig am Punkt der absoluten Bewegungslosigkeit angekommen zu sein. Die Orgel moduliert um einen nebulösen Ton herum und das mittendrin einsetzende Banjo klingt wie eine Erlösung oder Befreiung. Dann gesellt sich eine geradezu freundlich gestimmte Gitarre dazu. Der Hörer beginnt wieder mit dem Atmen. "Ukiah" ist Bring The Mourning Ons zusätzliche Schicht etwas herbstlich gefärbter Blätter, die bei Windstille auf den kalten Waldboden hinabschweben.
In aller Kürze (knapp zwei Minuten) befreit sich die Gruppe ausgerechnet in "Cold" von den Fesseln der Langsamkeit und bietet dem Hörer einen Song mit einer besonderen Folk-Erotik an. Irgendwie aus dem Rahmen fällt das auf ganz geschickte Art und Weise mit dem Tempo spielende "Oh". In den lauten Phasen serviert man dem Hörer eine verzerrte Gitarre und im Verbund mit Henning Petterssons etwas anders klingender Stimme ist es wie ein Ausflug in die musikalische Landschaft eines Neil Young.
Auf ihre ganz individuelle Art und Weise schafft es Bring The Mourning On einen ganz eigenwilligen Zauber zu kreieren. Dabei haben die Lieder in ihrer Einfachheit doch eine magnetische Wirkung. "Ukiah" ist seelischer Beistand und Musik für die Stunden, wenn das Wetter draußen tobt und richtig usselig ist.
Line-up:
Henning Pettersson (guitar, banjo, vocals)
Erika Schröder (piano, vocals)
Sebastian Axelsson (bass)
Erik Willman (drums)
Tracklist
01:Leaving (2:38)
02:Fail (4:12)
03:When (3:10)
04:Oh (5:09)
05:Cold (1:51)
06:If You Want Me To Go (6:42)
07:Smile (4:27)
08:Pass (4:57)
09:Times Are Passing By (4:22)
10:Escape (4:26)
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