Buika / El último trago
El último trago Spielzeit: 45:47
Medium: CD
Label: Warner Music Germany, 2010
Stil: Folklore

Review vom 24.05.2010


Wolfgang Giese
»Ein Künstler ist kein Mensch, der singt oder Bilder malt, sondern jemand, der sein Leben zur Kunst macht«. Diese Worte von Concha Buika sollen der Auftakt sein.
1972 auf Mallorca geboren, hat sie von klein auf unter dem Einfluss verschiedener Musikstile gestanden, sei es die Musik ihrer aus Äquatorial-Guinea eingewanderten Eltern, sei es der Flamenco oder letztlich jener Musik, die von der Sängerin Chavela Vargas aus Costa Rica interpretiert wurde. Denn Titel dieser Künstlerin sind es, die Buika hier vorstellt. Und darüber hinaus hat sie auch ein ähnliches Timbre in der Stimme. Das passt!
Aber es kommen zu der mexikanischen Ausrichtung noch Einflüsse aus Soul, Blues, Pop, Rumba und Jazz, sowie - für mich ganz entscheidend - der Einfluss eines großartigen Musikers aus Kuba, der Legende aus Jazz und Klassik: Chucho Valdés! Allerdings wirkt er hier weniger vordergründig, durch ausufernde Aktion, als durch Gestaltung, relativ stark im Hintergrund, aber - wäre er nicht dabei, ich denke, es wäre andere Musik geworden!
Aufgenommen worden ist im April 2009 in Kuba.
"Soledad", das Eröffnungsstück, geschrieben von Enrique Fabregat Jodar, entführt uns mit lasziv-kubanischem Flair sogleich in eine exotische Klangwelt, die Perkussion bestimmt die geschmeidige Atmosphäre, über die Buika mit ihrer rauchigen Stimme Akzente setzt. Ein gelungener Auftakt.
"Besame Mucho": Das ist der Titel, der mir sofort einfällt nach den ersten Takten von "Sombras", denn in etwa so muss man ihn sich vorstellen, und auch ist es wieder die schnarrend-klackernde Perkussion, die uns einbindet in ein sich vom Piano geführtes geschmeidiges, sich windendes Arrangement. Hier hat Chucho dann auch ein kleines Solo, und selbst mit diesem kurzen Ausflug stellt er seine Professionalität und Kreativität unter Beweis. Tief bewegt im Ausdruck dringt die Stimme von Buika in uns ein, das sind allesamt kleine dramatische Auftritte der Spanierin. Manchmal scheint es, als wolle sie die kleinen Erzählungen für sich behalten, solch intimer Charakter wohnt ihnen inne. Dann wieder, aus der Verhaltenheit heraus, springt sie uns förmlich entgegen.
Eine neue Stimme, eine Künstlerin, von der ich gern einmal eine Jazzplatte hören möchte. Sie vermag Gebrechlichkeit, Pathos, Wärme, Verzweiflung und Freude auf eine ganz besondere Weise auszudrücken. Ein Paradebeispiel hierzu ist der der dritte Titel, "Las Ciudades", bei dem sie nur von Valdés am Piano begleitet wird. Faszinierend! Ein überschäumendes Wechselbad der Gefühle!
Musik für die laue Sommernacht in der Karibik, für kalte Winterabende zum Wärmen, Musik für die Zeit zu zweit, Musik für einsame Seelen, Musik, die trotz ihres manchmal verzweifelt klingenden Ausdrucks und der Melancholie hoffnungsvoll erklingt. Die Arrangements sind allesamt recht einfach gehalten, konzentrieren sich aufs Wesentliche und ich freue mich, ab und an ein feines, perlendes Pianosolo genießen zu dürfen und empfehle hier u.a. "Cruz De Olvido".
Wechsel zwischen Rumbarhythmus und schnellem Tempo ("El Andariego" prescht vorwärts) bestimmen das Bild und die Sängerin überrascht immer wieder mit ihrer flexiblen und im Ausdruck wandlungsfähigen Stimme. Es fällt mir schwer, ein Lieblingsstück heraus zu picken, denn es sind alle meine Lieblingsstücke!
Als Jazzer gebe ich allerdings z. B. einem Titel wie "Luz De Luna" etwas Vorzug, weil gleich zu Beginn Trompetenklänge den Sound bestimmen, die die Musik eben doch eher in diese Richtung bringen.
Eine wirklich mehr als würdige Ehrung des großen Vorbilds Chavela Vargas, die alte Dame sollte stolz darauf sein, dass auf diese Weise das Erbe weitergetragen worden ist. Eine gelungene Darstellung einer Palette von Gefühlen mit einer stark kubanischen Ausrichtung.
Line-up:
Concha Buika (lead vocals)
Chucho Valdés (piano, arrangements)
Lazaro Rivero Alarcón (double bass)
Juan Carlos Rojas Catro (drums)
Yaroldy Abreu Robles (latin and minor percussion)
Javier Limón (flamenco guitar, producer)
Carlos Sarduy (trumpet)
Tracklist
01:Soledad (Jodar)
02:Sombras (Sansores/Brito)
03:Las Ciudades (Sandoval)
04:Cruz De Olvido (Torres)
05:El Andariego (Carrillo)
06:En El ultimo Trago (Sandoval)
07:Se Me Hizo Facil (Lara)
08:Un Mundo Raro (Sandoval)
09:Las Simplas Cosas (Isella/Gómez)
10:Somos (Clavell)
11:Luz De Luna (Carrillo)
12:Vámonos (Sandoval)
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