The Bullhounds / Protector
Protector Spielzeit: 45:31
Medium: CD
Label: Rockbastard Records, 2014
Stil: (Schweine-) Rock

Review vom 09.06.2014


Steve Braun
Same procedure as every year - it's supergroup time!! Keith Christopher und Mauro Magellan, langjährige Mitglieder der Georgia Satellites rsp. von Dan Baird & Homemade Sin, gehen mit den Gitarristen Peter Stroud (Sheryl Crow, Stevie Nicks) und Rick Richards (aktuelles Satellites-Mitglied, Ex-Izzy Stradlin) eine hochexplosive musikalisch-chemische Verbindung ein. Als 'Zünder' fungiert der hierzulande eher wenig bekannte dänische Musikfreak Erling Daell. Allen Bandmitgliedern seit Jahren freundschaftlich verbunden 'nervte' er diese so lange, bis keiner mehr zu dem Spaßprojekt The Bullhounds 'Nein' sagen konnte, 'klaubte' das Songmaterial von verschiedenen Songwritern (u. a. Dan Baird) zusammen und stellte sich zu guter Letzt für die Gesangsaufnahmen ans Mikro.

In der 'Ursuppe' der unmittelbaren Prä-Satellites-Phase geisterte - nebenbei bemerkt - eine Band namens The Hell Hounds, um Mauro Magellan formiert, herum. Überlegungen, inwieweit diese bei der Namensfindung für das neue Projekt eine inspirierende Rolle spielte, wären allerdings reine Spekulationen...
Keine Angst, der beißt nicht, der Bullhound... der will doch nur spielen!! Zartbesaitete Musikfreunde sollten also hiermit beruhigt sein. Die blaffende, rotzfreche Mixtur aus simpel riffendem Stones'schen (Hard-)Rock, Cowpunk und Boogie ist nur Ausdruck eines enormen Spieltriebs. Das Knurren und Kläffen des dänischen Sängers liegt sicher auch nur daran, dass er zu viele von diesen ekligen, knallroten Würstchen gefressen hat...
Eigentlich könnte ich jetzt schreiben, dass The Bullhounds original wie die Satellites und Homemade Sin klingen und damit den Sack zu machen. Wenn... ja, wenn dieser dreckige Bullshit-Rock'n'Roll nicht derart beherzt an den Eier packen würde. Autsch, nicht so fest!!
Es ist schon eine Kunst für sich, derart ungehobelten 'Garagenrock' in eine blitzsaubere und dennoch urwüchsige Produktion (die Arbeiten fanden bezeichnenderweise in Atlanta/Georiga statt!) zu packen. Da kann man die jahrzehntelange Erfahrung der beteiligten Musiker spüren. Okay, Erling Daells Röhre ist selbst für Hartgesottene pure Geschmackssache, wer aber ein Faible für die Referenzbands oder gar die rüpeligen Jason & The Scorchers hat, wird und kann hier unmöglich danebengreifen.
Wie schon gesagt handelt es sich bei den zwölf Songs vorwiegend um Fremdkompositionen, bezeichnenderweise schießen allerdings zwei eigene Sachen die Vögel ab. Keith Christophers "Born With Nothin'" entwickelt mit seinem druckvoll pumpenden Bass und im gezügelten Midtempo rockend eine geradezu hypnotische Magie. Bei Mauro Magellans "Mean Mean Girl", einem räudigen Rock'n'Roller, steuert ein gewisser Tom Gray fulminantes Lap Steel-Feuer bei. Und dieser verbreitert mit einer gefühlvollen Hammond die stimmungsmäßige Bandbreite in der tollen Ballade "Moments" zusätzlich. Mit "Little Lady" (irrwitzige Slide-Passagen) und Dan Bairds augenzwinkerndem "Star Treatment" haben die Bullhounds [warum will ich nur immer 'Hell Hounds' schreiben??] sogar zwei kleine Hits mit Airplay-Garantie in den Nischenradios sicher.
Wenn da nur nicht Erling Daells stahlharte, angerostete Stimmbänder wären... Was anfangs noch angenehme Assoziationen hervorruft, beginnt mit zunehmender Spieldauer (mich) etwas zu nerven. Und wenn er dann beim abschließenden "Red Kroovy" endlich mit seinem Knödeln fertig ist, ertappt man sich beim erleichterten Aufatmen. Gerade bei diesem musikalisch anspruchsvollen Song fällt die Diskrepanz zwischen der hochklassigen Band und dem deutlich weniger begnadeten Sänger besonders unangenehm auf.
Musikalisch Top, gesanglich Hopp - so muss (leider!!) mein Resümee für "The Protector" ausfallen. Leider, weil ich eben diese Art von rotzfrecher, vor ungezügelter Ernergie nur so überströmende Mucke unglaublich mag. Aber - sorry, Leute - mit diesem Frontmann wird das sicherlich ein Spaßprojekt bleiben. Zumindest was Studioproduktionen betrifft - unter Livebedingungen kann die Sache wieder völlig anders aussehen!!
Btw: Das Cover ziert übrigens der Ausschnitt einer Tintenskizze Paul Klees - "Der Beschützer", 1926 entstanden. (Womit der Albumtitel, "Protector", ebenfalls geklärt wäre.) Bezeichnenderweise wurde die Hundeleine wegretouchiert. Damit der Däne auch richtig zubeißen kann... Hahaha!!
Line-up:
Erling Daell (vocals)
Peter Stroud (guitars)
Rick Richards (guitars)
Keith Christopher (bass)
Mauro Magellan (drums)

Special Guests:
Tom Gray (lap steel - #4, Hammond - #9)
Matt Wachope (piano - #11, Hammond - #12)
Tracklist
01:Fugitive (4:21)
02:Make It (3:26)
03:Little Lady (3:31)
04:Mean Mean Girl (3:33)
05:Cruel (2:57)
06:Born With Nothin' (4:07)
07:If You Got No One (3:34)
08:What Makes A Man (3:52)
09:Moments (4:24)
10:Star Treatment (3:28)
11:Drunk, Tired & Mean (3:31)
12:Red Kroovy (5:07)
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