Burton-Corea-Metheny-Haynes-Holland / Like Minds
Like Minds Spielzeit: 68:23
Medium: CD
Label: Concord Jazz, 1997/2011
Stil: Jazz


Review vom 24.10.2011


Wolfgang Giese
1997 entstanden diese Aufnahmen einer Supergroup, wie man im Rockbereich sagen würde. In irgendeiner Kombination hatten sie bereits alle zusammen gespielt, diese Hochkaräter des Jazz. Nur alle miteinander in einer Formation, das gab es noch nicht.
Entgegen dessen, was die einzelnen Musiker in der Vergangenheit an Musik abgeliefert hatten, ergab sich anlässlich dieser Session moderner Jazz ohne Schnörkel. Unabhängig von ihrem jeweiligen Status, finden hier keine egomanischen Zurschaustellungen statt. Vielmehr arbeiten alle Fünf als Band - eine Mixtur gleichwertiger und gleichgestellter Individualmusiker, mit einem unglaublich 'runden' Ergebnis. Absolut professionell, ohne auch nur ansatzweise 'glatt' zu wirken, treibt die Band durch die - bis auf "Soon" (komponiert von George Gershwin) - Eigenkompositionen.
Selten hörte man zuvor eine solch homogene Atmosphäre, wenn sich derart individuell ausgeprägte Künstler zusammen tun. Es gibt keinen Star, auch wenn Gary Burton an erster Stelle genannt wird. Betrachtet man die Kompositionen, dann liegt Pat Metheny mit deren vier vorn. Klar erkennbar ist seine Handschrift, nur wird sie hier in einem anderen Umfeld dargeboten. Die anderen Kompositionen tragen auch die klaren Züge ihrer Schöpfer.
Alle drei Solisten - also an Vibrafon, Gitarre und Klavier - dürfen sich über einem einzigartigen Rhythmusteppich austoben. Holland und Haynes bieten Meisterliches; Bass und Schlagzeug füllen gegenseitig die offen gelassenen Lücken aus, und verdichten so gemeinsam ein Geflecht erster Güte. Die Solisten bieten allesamt Ideenreichtum und Virtuosität mit einer Menge Feeling gekoppelt. Was für mich deutlich zu hören ist, ist diese unglaubliche Lockerheit und Entspanntheit in der Musik, die unweigerlich dazu führt, dass man fasziniert sein muss. Das Fehlen eines jazztypischen Instrumentes, dem Saxofon, ist mir zunächst nicht aufgefallen. Mir als Fan dieses Blasinstruments fehlt es hier überhaupt nicht.
Da es schwierig ist, das hohe Qualitätsniveau dieser Platte zu toppen, muss ich unbedingt das Prädikat 'Dicker Tipp' anheften! Wenn man sich die Mühe macht, jedem Instrument einmal allein und isoliert zu lauschen, wird man bemerken, wovon ich die ganze Zeit schreibe. Und dann bitte noch einmal der Kommunikation zwischen den Musikern lauschen, das ist vortrefflich!
Für LP-Fans sei noch hinzugefügt, dass das Pure Audiophile-Label dieses Album auch als Vinyl veröffentlicht hat. Auf jeden Fall ist die Klangqualität bei der vorliegenden CD umwerfend klar und akzentuiert, alles ist perfekt verortbar und klingt mit warmem Ton. Zwischen schnellen und antreibenden Titeln finden wir auch melancholische Balladen - das über zehn Minuten lange "Futures" von Chick Corea ist ein gutes Beispiel dafür. Aber auch der Fusion-Bereich mit etwas mehr rockendem Schlagzeug wird auf "Country Roads" berührt. Prädikat äußerst gelungen!
Line-up:
Gary Burton (vibes)
Chick Corea (piano)
Pat Metheny (guitar)
Roy Haynes (drums)
Dave Holland (bass)
Tracklist
01:Question And Answer [Metheny] (6:24)
02:Elucidation [Metheny] (5:19)
03:Windows [Corea] (6:15)
04:Futures [Corea] (10:35)
05:Like Minds [Burton] (5:46)
06:Country Roads [Burton] (6:21)
07:Tears Of Rain [Metheny] (6:28)
08:Soon [Gershwin] (6:22)
09:For A Thousand Years [Metheny] (5:20)
10:Straight Up And Down [Corea] (8:59)
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