C. Daniel Boling / 07.03.2015, Live in Sande, Zur Scharfen Ecke
C. Daniel Boling
C. Daniel Boling
Sande, Zur Scharfen Ecke
07. März 2015
Konzertbericht
Stil: Singer/Songwriter


Artikel vom 14.03.2015


Wolfgang Giese
C. Daniel Boling Kurz zur Einleitung: Kollege Markus hat die aktuelle Platte des Musikers aus Albuquerque/New Mexico, bereits vorgestellt.
In Albuquerque lebt der Singer/Songwriter, doch geboren wurde er einst in Bremerhaven, das er im Alter von sechs Monaten jedoch schon wieder verließ.
Und so ergab sich nun - anlässlich seiner ersten Europatournee - die Gelegenheit, den Ort der Geburt noch einmal zu besuchen. Am 7. März hatten die hier Einheimischen die Möglichkeit, den Musiker live zu erleben, abermals in Sande in der Gaststätte Zur scharfen Ecke.
Begleitet wurde Dan'l (so schreibt er sich selbst) von seiner Ehefrau Ellen, die - eigenen Angaben zufolge - mitgekommen sei, um darauf zu achten, wohin ihr Ehemann ständig die Brille verlege.
C. Daniel Boling So lernten wir zwei sehr sympathische und humorvolle Menschen kennen, eine weitere Bereicherung der anderen, mit uns befreundeten Musiker aus den USA.
Dan'l und ich hatten darüber gesprochen, wie er seine Auftritte inhaltlich üblicherweise gestaltet und warum er es bevorzuge, überwiegend eigene Songs vorzutragen.
Unter Berücksichtigung dessen, dass man ein Publikum oft dadurch begeistern kann, wenn man es durch 'Sing-A-Longs' (also bekannten Melodien und Songs) mit einbezieht, wagte er das 'Experiment', einen ganz neuen Aufbau seiner Show vorzutragen und so ergab sich eine gelungene Mischung aus eigenen Songs und bekannten Standards.
Mit einem solchen startete der Musiker dann auch das Programm und bei "City Of New Orleans", dem Song von Steve Goodman über den Personenzug zwischen Chicago und New Orleans, allerdings eher bekannt in der Version von Arlo Guthrie, konnte das Publikum auch gleich einsteigen, hatte Rudi Carrell diese Vorlage doch genutzt für »Wann wird's mal wieder richtig Sommer?«.
C. Daniel Boling Weitere Lieder, die das Publikum integrierten, waren "This Land Is Your Land", "The Night They Drove Old Dixie Down" oder "Goodnight Irene" von Leadbelly, das sich zu einem kirchenähnlichen Gesang in einer Gemeinde entwickelte. Ja, hier sang wieder das zahlreich erschienene Publikum leicht schunkelnd mit. Das war eine sehr warmherzige Stimmung. Eine Stimmung, die Dan'l ohnehin verbreiten mit seiner herzlichen Art konnte. Gleich zu Beginn des Konzerts gab es Momente der Rührung, als er seine Frau Ellen bat, ihn bei einem Stück zu unterstützen. ("Tell Me You Love Me So (Much You Could Die)") Einige Nummern aus der aktuellen CD kamen auch zum Vortrag. Hervorheben möchte ich das außerordentlich emotional vorgetragene Titelstück, "Sleeping Dogs", bei dem es aus dem Publikum mitten im Song spontanen Beifall gab, als Dan'l seine kraftvolle und gestaltende Tenorstimme anhob und die Botschaft gänsehautmäßig vermittelte. Ja, Botschaften hat er zu vermitteln. Unter erneuter Beteiligung des Publikums trug er das ergreifende Statement "Someday" vor, in welchem geschildert wird, wie schön es doch auf dieser Welt sein könnte, wenn Einiges geändert werden und wir eines Tages alle verstehen würden, worum es wirklich geht... was wirklich zählt: »Someday, someday, we will, we will understand. When we give as much respect to teachers as to movie stars, when we spend as much on homeless shelters as on prison bars, when we see our fellow man in need and give him some of ours«. Hierin spiegelt sich wohl auch die Umgebung wider, in der die Familie Boling lebt, wo noch heute sehr viele Nachkommen von Indianerstämmen wohnen.
C. Daniel Boling "Doesn't Get Better Than This" mit spanischen Textelementen und eine Betrachtung über eine komplizierte Familiengeschichte (I'm My Own Grandpa") rundeten den Reigen ab. An Fremdkompositionen gab es noch "Long Black Veil", "Won't Back Down" (Tom Petty), "Heart Of Gold" und die sehr originelle Version von "On The Road Again", zu dem Dan'l eine Verballhornung aus früheren Tagen vortrug, indem Zeilen wie "Squash A Toad Again" den Originaltext ersetzten. So, die Kröte wurde also schwarzhumorig zerquetscht, aber ebenso humorvoll gab es auch zwei Beiträge in deutscher Sprache, einen in Plattdeutsch, mit dem zum mitsingenden Textinhalt "Fiderallalla, Fiderallala" und ganz zum Schluss des Konzerts als Zugabe einen ganz frisch entstandenen Song über Freunde, die zusammen Bier trinken. Textauszug: »Möchten Sie einkaufen gehen, mein Freund…, wollen Sie mit mir einen trinken, ein Glas Bier, ein Glas Bier… «, bis hin zu neun Glas Bier führte der Text - ach, das war echt skurril.
C. Daniel Boling Dan'l spielte überwiegend akustische Gitarre und zwischendurch brachte er ein Banjitar zum Einsatz, einem Hybrid aus Banjo und Gitarre - gespielt wie eine Gitarre, mit dem Klang des Banjos.
Nach zwei Sets plus Zugaben war ein unterhaltsamer Abend wie im Flug vergangen und viele aus dem Publikum äußerten den Wunsch nach einem Wiedersehen, dem schließe ich mich an.
Das Ehepaar Boling wird noch einige Tage in der Region verbringen und ich denke, wir werden zusammen noch auf ein wenig musikalische Entdeckungsreise gehen. So habe ich bereits erfahren, dass der ehemalige Drummer der 1910 Fruitgum Company eine Eisdiele betreibt, wir haben zusammen "Red Rubber Ball" von The Cyrcle gesungen. Ich erfuhr von einer ehemaligen Collegeband und weiß nun, dass Dan'l am liebsten solo unterwegs ist, um seine persönlichen Geschichten zu erzählen, und dass nun fast schon dreißig Jahre lang. Für den Rest der Tournee wünsche ich alles Gute und eine sichere Heimkehr.
Beide wollen in zwei Jahren wieder nach Deutschland kommen.
Und erneut geht mein Dank an Mozart von der Scharfen Ecke, der dieses Konzert ermöglicht hat.
Line-up:
C. Daniel Boling (vocals, guitar, banjitar)
Ellen Boling (vocals, on one track)
C. Daniel Boling    C. Daniel Boling
Externer Link: