Declan de Barra / Fragments, Footprints & The Forgotten
Fragments, Footprints & The Forgotten Spielzeit: 39:50
Medium: CD
Label: Black Star Foundation, 2011
Stil: Indie

Review vom 07.04.2011


Wolfgang Giese
Das sieht sehr düster aus, wenn man das Booklet aus Pappe in der Hand hält, ein tanzendes Skelettpärchen als Cover. Und wenn man die Lasche öffnet, offenbart sich ein Faltblatt, aufgeklappt etwas größer als im DIN A 4-Format.
In diesem Booklet sind alle Texte abgedruckt, ausgeschmückt mit den Abbildungen der angekleideten Skelette, die in verschiedenen Situationen dargestellt werden, alles selbstgemalt von Declan.
Der Künstler stammt aus Irland, geboren in Bonmahon, Waterford, und siedelte nach Australien über, wo er zusammen mit der Band Clann Zú musizierte - etwa ab 1999. Auf deren Cover fanden sich seine Skelettmännchen auch bereits. Nachdem er 2002 nach Irland zurückkehrte, ist dies nun sein drittes Soloalbum, eingespielt in Dublin. Um nun noch einmal auf das Artwork zurückzukommen, erklärt der Künstler dazu selbst, dass es auf alten Fotos basiert, die er von um 1916 in die USA immigrierten Leuten als Inspirationsquelle genutzt habe.
'Zu den Waffen' ruft de Barra gleich mit dem ersten Song, »This is a call to arms for all those bleeding on the floor« . Mit hart gespielter akustischer Gitarre klingt es für mich atmosphärisch leicht nach Nick Cave.
Über den Klängen eines Harmoniums erhebt der Künstler seine Stimme in höchste Töne, sehr fließend und eigentlich ohne Rhythmus läuft der Song über die "Black Crow" dahin. So wird die akustische Gitarre bei anderen Titeln auch durch den Gebrauch einer mit Reverb gespickten E-Gitarre ("Midnight Swell"), durch heftig schrammelnde Gitarren im Doppelpack, inklusive einer Slide ("Fuck The Begrudgers") ergänzt - oder auch einmal a-capella hören wir de Barra auf "Breadcrumb Trail", das er sehr dramatisch und kraftvoll im Ausdruck vorträgt, ganz in der Tradition alter irischer Folksongs.
Manchmal wirkt die Aneinanderreihung der unterschiedlich mehr oder weniger spartanisch arrangierter Songs fragmentarisch und angedeutet, ich sehe daher das Album als Ganzes. Wie der Künstler selbst ausführt, könne man die Titel auch gut in einem Pub im Westen Irlands, in einem Indieclub in New York, einem Café im Libanon oder in einer Punkkaschemme in Berlin vorgetragen werden. Die Musik fließe durch verschiedene Welten und gehöre eigentlich niemandem. Sehr introvertiert klingt die Musik für mich, so dass sie mindestens der Künstler sein Eigen nennen kann. Wer sich darauf einlassen kann, muss sich mit einer ungewöhnlichen Atmosphäre abgeben, die mitunter auch zudringlich wirken kann. Eines ist es eigentlich nicht - schön.
Der äußere Schein geht eher ins Negative, Klagende und scheint viel gemein zu haben mit den gezeichneten Totenmännchen, so schließt die Platte dann auch mit der einzigen Fremdkomposition, "The Wind That Shakes The Barley" - ein Lied über einen irischen Rebellen der 1798er Rebellion, auch mit nicht gutem Ende eben. Was die Musik ungewöhnlich macht, ist ihre Eigenart, den Hörer auf gewisse Weise doch zu packen und zum Zuhören zu zwingen, ob man will oder nicht.
Auf jeden Fall kann der Wunsch erweckt werden, mehr zu erfahren, und so kommt es dann auch sehr gelegen, dass man sich den Texten zuwenden kann um nachzulesen.
Prädikat: sehr ungewöhnlich.
Line-up:
Declan de Barra (vocals, all instruments)
Tracklist
01:Call To Arms
02:Black Crow Call
03:Sunrise
04:Midnight Swell
05:Breadcrumb Trail
06:Deep In The Ferns
07:You Will Overcome
08:Blossom Tree
09:Fuck The Begrudgers
10:Watch It Burn
11:A City Somewhere
12:A Storín
13:Wind That Shakes The Barley
(all songs written, performed & recorded in Dublin, August 2010 by Declan de Barra, except for "TheWind That Shakes The Barley" written by Robert Dwyer Joice (1836-1883) )
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