Dee Dee Bridgewater, Irvin Mayfield & The New Orleans Jazz Orchestra / Dee Dee's Feathers
Dee Dee's Feathers Spielzeit: 20:17 (Side 1), 14:47 (Side 2), 15:15 (Side 3), 17:18 (Side 4)
Medium: Do-LP
Label: Music On Vinyl (Cargo Records), 2015
Stil: New Orleans Jazz

Review vom 18.10.2015


Markus Kerren
Bereits seit dem zarten Alter von 16 Jahren ist Dee Dee Bridgewater auf den Bühnen der Welt (zunächst natürlich vornehmlich Amerikas) unterwegs und begeistert seither eine ständig wachsende Fangemeinde. Ob mit ihrem Steckenpferd, dem Jazz, oder in den siebziger Jahren auf dem Broadway, den Aufnahmen ihrer Jahre in Paris - diese Lady kann scheinbar nichts falsch machen. Vor ein paar Jahren hat unser Wolfgang bereits Dee Dees Tribut an die unvergessene Billie Holiday gebührend reviewt und einen dicken Tipp vergeben.
Auf "Dee Dee's Feathers" kollaboriert die Sängerin mit dem Trompeter Irvin Mayfield und dessen 18-köpfigen New Orleans Jazz Orchestra. Ein Streifzug durch die Jahrhunderte der Musik eben dieser sagenumwobenen Stadt, der sich hier mit zwölf Tracks auf vier pralle 180g-Vinyl-Seiten erstreckt. Bekannte und unbekanntere Stücke wurden zu einem brodelnden, mitreißenden und teilweise gar fiebrigen Potpourri zusammengestellt, das man nur als höchst gelungen bewerten kann. Hier regieren mal die Bläser, dort die Percussion - und über dem gesamten Projekt steht Dee Dees Stimme, die uns je nach Laune und Situation unschuldig, extrovertiert, ein bisschen dreckig oder einfach nur wunderschön durch die Tracks führt.
Bereits beim Opener "One Fine Thing" wird man in den Süden der USA entführt, schon hier hat der Hörer sehr schnell das Gefühl, es mit einer besonderen Scheibe zu tun zu haben. Es swingt und groovt, Mayfields Trompete setzt die Akzente und Frau Bridgewater gibt eine erste Kostprobe ihres Könnens ab. Ein neuer Song und männlicher Gesang und ich fühle mich umgehend an Dr. John zu seinen besten Zeiten erinnert. Nein, verdammt, das IST Dr. John in höllenstarker Form, der mit der guten Dee Dee ein Duett seines bereits in den Siebzigern aufgenommenen "Big Chief" zum Besten gibt. Spätestens hier kommt wahre Begeisterung auf und die Stimmung scheint ins Überschwengliche zu kippen.
Tja, wenn schon New Orleans, dann auch richtig und somit darf natürlich auch Louis 'Satchmo' Armstrong nicht fehlen, der hier noch einmal mit "What A Wonderful World" geehrt wird. Dabei drückt die Protagonistin der Nummer ihren ganz eigenen Stempel auf und das New Orleans Jazz Orchestra bzw. dessen Leader Irvin Mayfield (u. a. mit einem ganz starken Solo) glänzen ebenfalls auf ganzer Linie. Bluesig, aber immer noch brillant wird es bei "Saint James Infirmary", bei dem uns die Sängerin ein Exempel ihrer ganzen Stimmbreite auf dem Silberteller präsentiert.
Jeder einzelne dieser zwölf Tracks hätte es verdient, einzeln reviewt und auseinandergenommen zu werden, was den Rahmen dieses Reviews jedoch sprengen würde. Vermerkt sei aber noch, dass Dee Dee auch richtig scatten kann, Irvin Mayfield immer wieder mit seinen Trompetensoli brilliert und was die Dame bei "New Orleans" gesanglich abzieht, schlichtweg nicht von diesem Planeten ist.
Den Kennern von Miss Bridgewater muss dieses Album erst gar nicht empfohlen werden, ans Herz gelegt sei es aber unbedingt auch allen, die den (New Orleans) Jazz bisher noch nicht auf ihrer musikalischen Landkarte eingezeichnet hatten. Die Songs sind grandios gespielt, Dee Dee Bridgewater ist eine Koryphäe auf ihrem Gebiet und der Sound dieser Doppel-LP schlichtweg superb. Und wenn es für nichts anderes wäre, so eignen sich diese beiden Scheiben auch noch hervorragend als Einstieg in die Welt des Jazz.
Was darf man eigentlich noch mehr erwarten?
Line-up:
Dee Dee Bridgewater (lead vocals)
Irvin Mayfield (trumpet, vocals)
Adonis Rose (drums)
Don Vappie (guitars, banjo)
Victor Atkins (piano)
Jasen Weaver (bass)
Khari Allen Lee (lead alto & tenor saxophone)
Rex Gregory (2nd alto saxophone, clarinet, flute)
Derek Douget (first tenor saxophone)
Edward Petersen (2nd trumpet)
Ashlin Parker (2nd trumpet, background vocals)
Eric Lucero (3rd trumpet)
Leon 'Chocolate' Brown (4th trumpet, background vocals)
Michael Watson (lead trombone, background vocals)
David L. Harris (2nd trombone)
Emily Frederickson (3rd trombone)
Bill Summers (percussion)
Glen David Andrews (background vocals)

With:
Dr. John (lead vocals - #A-3)
Peter Harris (bass - #B-3)
Brendan Lewis (4th trumpet - #D-3)
Tracklist
Seite 1:
01:One Fine Thing
02:What A Wonderful World
03:Big Chief
Seite 2:
01:Saint James Infirmary
02:Dee Dee's Feathers
03:New Orleans
Seite 3:
01:Theme Song/Do Watcha Wanna
02:Come Sunday
03:Congo Square
Seite 4:
01:C'est ici que je t'aime
02:Do You Know What It Means
03:Whoopin' Blues
Externe Links: