Eric Bibb / Diamond Days
Diamond Days Spielzeit: 49:42 + Videotrack 11:19
Medium: CD
Label: Telarc, 2007
Stil: Blues

Review vom 26.01.2007


Norbert Neugebauer
Der Mittfünfziger Eric Bibb gehört in die Kategorie von Keb' Mo' oder Guy Davis, sowohl alters- als auch musikmäßig. Sie spielen einen sehr 'smoothen' Blues auf ihren Akustik-Gitarren, Folk-Pop-orientiert und verfügen über sehr angenehme, warme Stimmen, die sofort für gute Laune sorgen. Auch wenn sie über eher traurige Stationen in ihrem Leben singen.
Viel zu klagen hat der New Yorker eigentlich nicht. In einer musikalischen Familie aufgewachsen (mit Vater Leon Bibb hat er "A Familiy Affair" eingespielt), die auch namhafte Freunde wie Odetta oder Pete Seeger hat, begann er früh mit dem Gitarrespiel und sog die Einflüsse aus seinem Blues- und Folkumfeld auf. Sein Studium in Russisch und Psychologie erschien ihm bald sinnlos und er haute nach Paris ab, um dann länger in Stockholm zu leben. Dort traf er auf eine blühende Musikszene, die ihn an die große Zeit des Greenwich Village mit seinem Folk-Revival zuhause erinnerte. Mit schwedischen Musikern nahm er seine ersten Alben auf, für die sich auch amerikanische und englische Labels interessierten. Tourneen in Europa und auch jenseits des großen Teichs, in seiner Heimat und in Kanada, folgten. Das neue Jahrtausend brachte ihm Grammy- und W.C.Handy-Nominierungen, seine Songs wurden gern für verschiedenen Fernsehsendungen beiderseits des Atlantiks genommen und er trat rund um die Welt auf. Mit John Mayall's Bluesbreakers und Robben Ford war er auf U.S.-Tour und sein Album "A Ship Called Love" wurde für die Kategorie des besten Akustik Blues-Albums für den Blues Musik Award 2006 vorgeschlagen.
"Diamond Days" ist schon wieder das übernächste seiner mittlerweile zwölf regulären Alben, dazu kommt "A Retrospective" und eine Live-DVD. Auch darin ist er sich und seiner akustischen Ausrichtung treu. In der Tradition der alten Folkblueser 'on the road', ein immer wohltönender Erzähler, ein schmeichelnder Singer/Songwriter, der mit Unterstützung zahlreicher Kollegen aus seinem gesamten Umfeld 13 ebensolche Songs eingespielt hat. Elf davon stammen von ihm selbst, teilweise zusammen mit Kollegen geschrieben, dazu das Dylan-Cover "Buckets Of Rain", als Bonus-Track das Traditional "Worried Man Blues" und das Video "An Afternoon In Paris". Das zeigt den eleganten Bluesman in seinem Lieblings-Gitarrenladen in der Seine-Metropole, in dem er natürlich auch aufspielt.
Das Album ist ein weiterer Seelenstreichler in seiner Diskografie, etwas fürs Gemüt. Mit allerlei modischen Zutaten. Hier eine afrikanische 'High-Life Guitar', da ein Gospel Chor, mal eine sentimentale Mundharmonika oder ein Akkordeon zur Slide, verblüffend passende Flamenco-Klatschrhythmen, sanfte Loops, eine Mandola, eine gestopfte Trompete, eine pumpende Tuba oder eine schmelzende Hawaii-Gitarre - geschickt zu einem Wellness-Sound vereint, der gut tut, aber auch nirgends aneckt. Im Klartext: Weichspüler-Blues, Frühstück-im-Bett-geeignet, östrogen-haltig und puschelig.
Zumindest im ersten Teil des Albums. Der Live-Track "In My Father's House" geht richtig gut ab und das ist eine klare Empfehlung für die beiden Gigs am 21. und 22. Mai beim Ingolstädter Bluesfest (den einzigen Auftritten 2007 in Europa). Und der Rest macht auch Spaß. "Forgiveness Is Gold" ist ein durchaus hörenswerter Ambient-Blues, der neugierig auf mehr aus dieser Richtung macht. Ob die ohrenscheinliche Affinität zu Claptons "My Father's Eyes" gewollt ist, mag dahin gestellt bleiben. Jedenfalls tönt Bibb, wie der große Kollege wohl klingen wollte. Dylans Song singt Bibb als fröhlichen Folk-Blues mit Akustik-Gitarrenbegleitung, die sehr an die britischen Folker der 60er Jahre erinnert.
"Still Livin' On" ist eine gelungene Hommage an diverse Blues-Größen und führt mit seinem Gospel-Chor und der Tuba musikalisch direkt ins Mississippi-Delta. Dass der smarte Mann mit dem obligatorischen Hut eigentlich 'Old Time Music' auf "Diamond Days" machen wollte, hört man zu Beginn und Ende der 'regulären' Tracklist - es knistert und rauscht wie bei oft gespielten Vinyl-LPs. Weshalb allerdings der ebenfalls gelungene "Worried Man Blues" als Bonus-Track hintan gestellt wurde, werden wohl nur die Marketing-Fritzen wissen.
Definitiv keine Empfehlung für Blues-Puristen. Aber für alle, die es bluesig-schmusig mögen. Oder die der bis dato skeptischen Gespielin (dem … Gespielen) bei passend-erotischer Gelegenheit dezent die Blue Notes gleich mit einimpfen wollen.
Tracklist
01:Tall Cotton
02:Destiny Blues
03:Shine On
04:So Glad
05:Storybook Hero
06:Diamond Days
07:Dr Shine
08:Heading Home
09:In My Father's House (Live)
10:Forgiveness Is Gold
11:Buckets Of Rain
12:Still Livin' On
13:Worried Man Blues (Bonus Track)
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