Jeff Beck And Eric Clapton
13.02.2010, O2-Arena, London
Rocktimes Konzertbericht
Jeff Beck and Eric Clapton
Together & Apart
02-Arena, London
13. Februar 2010
Konzertbericht
Stil: Rock


Artikel vom 22. Februar 2010


Jochen v. Arnim
Together & Apart
Einer recht spontanen Eingebung folgend, bin ich Samstag gegen 17:00 Uhr von der Arbeit auf einer Triathlonmesse im Südwesten Londons in den abendlichen Verkehr auf den südlichen Straßen der hauptstädtischen Vororte eingetaucht, um nach ca. 2,5 Stunden des nervigen Herumkurvens auf einem Parkplatz am O2-Dome wieder ausgespuckt zu werden. Wagen untergestellt, zur Kasse gelaufen und dort ein durchaus mitfühlendes »Sorry luv, sold out.« am Schalter hören zu müssen. Im enttäuschten Umdrehen, mit mir selber ob dieses blöden Unterfangens und der Welt ob sämtlicher Ungerechtigkeiten im Zorn, stieß ich mit einer Lady zusammen.
Ich: »Sorry!«
Sie: »That's OK. Do you need any tickets?«
Ich: »Yes, but only one. How much?«
Sie: »They cost me one hundred quid each but you can have one for twenty.«
Ich: »You're kidding!«
Sie: »Absolutely not!«
Ich: '**** me dead! There IS a God!!' [gedacht]
Den Rest erspare ich Euch. Also fix den Deal zum Abschluss gebracht, ein Sandwich und zwei große Bier geholt und schnell nach unten und vorne auf meinen Platz. Die Anlage der O2 Arena ist wahrlich eine beeindruckende Gesamtkonstruktion und der Dome voller Menschen nicht weniger. Jedoch war es mir nicht vergönnt, mich lange mit baulichen oder sozialen Studien aufzuhalten, denn um Punkt Acht gingen die Lichter aus und eine recht simple, aber durchaus imposante Bühnenbeleuchtung vermittelte den Eindruck, man sei in einer großen Kathedrale.
Jeff Beck Ohne weiteres Soundspektakel oder eine großartige Ansage stakste dann Maestro Beck auf die Bühne, rank und schlank wie schon vor vierzig Jahren, ergriff seine Strat und legte los. Ohnehin nie ein Meister der großen Worte oder ausschweifender Kommunikation mit dem Publikum gewesen, gab er dann auch ein gut einstündiges Instrumentalset (nahezu, s.u.) zum Besten, das allererste Sahne war. Unterstützt von seiner sehr überzeugenden funkigen Bassistin Rhonda Smith, einem Drummer, bei dem sich Jeff alleine hinter dessen Armen verstecken könnte sowie Keyboards und einem Orchester ging er mal bluesig, mal rockig, mal ganz anders zur Sache. Für ein sehr eingängiges, mir leider unbekanntes Stück kam die Violinistin Sharon Corr auf die Bühne und das Publikum konnte das Wechselspiel zwischen ihr und Becks Fender aus vollen Zügen genießen. Kaum war sie entschwunden, ließ er sich dann nach "People Get Ready" und "Big Block" doch zu dem Satz hinreißen: »It's all happening up here. Ladies and Gentlemen: Joss Stone!« und schon kam sie barfuß auf die Bühne gesprungen, schüttelte ihre beeindruckende Mähne und legte neben "There's No Other Me" ein "I Put A Spell on You" hin, dass einem Angst und Bange wurde. Küsschen, Winken, Abgang. Gerechnet hatte natürlich niemand damit und es belebte den eingangs erwähnten Instrumentalpart des Abends ungemein. Weitere mir bekannte Songs waren "A Day In The Life", "Stratus" und "Lead Boots" - bei diesen und anderen mir nicht so präsenten Stücken konnten wir die gesamte Bandbreite seiner Spieltechniken und -fähigkeiten eindrucksvoll erleben.
Eric Clapton Nach einer zeitlich sehr überschaubaren 'Umbau'-Pause wurde es dann erneut ernst, als Clapton auf die Bühne schritt, sich eine akustische Gitarre nahm, sorry, geben ließ und sich auf einen simplen Stuhl am vorderen Bühnenrand begab. Die Fotografen hatte man vorsichtshalber schon weit in die Mitte der Halle ans Mischpult verbannt (von wo man sie dann auch nach dem dritten Stück wegkomplimentierte...).
Eric Clapton Unterstützt von zwei Backgroundsängerinnen, Bass, Drums und zwei Keyboardern legte er ein Solo-Set von ca. einer Stunde hin, angefangen mit "Driftin' Blues", "Layla" und "Nobody Knows You When You're Down And Out" sowie einigen weiteren Akustik-Stücken, bis er sich dann endlich die Stratocaster griff und es rockiger wurde. Obwohl er anmerkte, erkältet zu sein, kam er stimmlich auch und gerade im akustischen Part wirklich beeindruckend gut und klar rüber. Gegen Ende schwächelten die Stimmbänder dann etwas, aber wir wollen ja nicht undankbar sein. "I Shot The Sheriff", "Wonderful Tonight", "Cocaine" und natürlich "Crossroads" ließen das ansonsten schon recht gediegene Publikum in Begeisterungsstürme ausbrechen.
Clapton und Beck Applaus, Abgang und eine weitere Pause, die noch nicht mal zum Gang zu den facilities ausgereicht hätte. Lichter aus und jetzt alle zusammen auf die Bühne und nochmal über eine Stunde volles Strat-Programm mit kleinen angedeuteten Duellen zwischen Beck und Clapton. An "Moon River", "Little Brown Bird" und "I Want To Take You Higher" habe ich noch die deutlichsten Erinnerungen, sowie an "Hi Ho Silver Lining" als Zugabe. Letzteres wird mir wohl ewig in Erinnerung bleiben, denn hier ließ sich Jeff Beck zu einer der ganz wenigen Sangeseinlagen seiner Live-Karriere - zumindest soweit mir bekannt - hinreißen, und wir haben es dankbar aufgenommen.
Fazit: Der Kampf mit dem Feierabendverkehr hat sich mehr als gelohnt, der Eintrittspreis für mich sowieso und ich habe mich mit dem Wissen auf den dann verkehrstechnisch etwas entspannteren Heimweg gemacht, noch einmal zwei der ganz Großen - zusammen - gesehen zu haben. Ich war extrem begeistert, hier ein dreistündiges Vollprogramm geboten bekommen zu haben. Die Auswahl der Stücke war wirklich durchdacht, es hat nicht so richtig was gefehlt (bis auf Kommunikation mit dem Publikum!).
Da die Sache ja nicht geplant war, bitte ich auch die Qualität der Fotos zu entschuldigen, denn ich hatte nur so eine kleine Blödmannskamera mit...
Setlist:
Jeff Beck
Eternity’s Breath
Stratus
Led Boots
Corpus Christi Carol - with 12-piece orchestra (from Jeff’s forthcoming album)
Bass solo by Rhonda Smith
Hammerhead - with 12-piece orchestra (from Jeff's forthcoming album)
Mna Na Heireann - with Sharon Corr on violin and orchestra
People Get Ready Big Block
There's No Other Me - with Joss Stone (from Jeff's forthcoming album)
I Put A Spell On You - with Joss Stone (from Jeff's forthcoming album)
A Day In The Life - with 12-piece orchestra
Eric Clapton
Driftin' - acoustic
Layla - acoustic
Nobody Knows You When You're Down And Out - acoustic
Running On Faith - acoustic
When Somebody Thinks You're Wonderful
Tell The Truth
Key To The Highway
I Shot The Sheriff
Wonderful Tonight
Cocaine
Crossroads
Jeff Beck & Eric Clapton:
Shake Your Moneymaker
Moon River
You Need Love
Outside Woman Blues
Little Brown Bird
Wee Wee Baby
(I Want To Take You) Higher
Encore break
Hi Ho Silver Lining - encore (Eric and Jeff shared vocals)
Externe Links: