Jimmy Bowskill / Back Number
Back Number Spielzeit: 47:20
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2012
Stil: Blues Rock

Review vom 04.01.2012


Mike Kempf
Wer mit 21 Lebensjahren bereits sein fünftes Album auf den Markt wirft, hat entweder superreiche Eltern, die ihren Sprössling mit einem üppigen Taschengeld unterstützen oder der Künstler besitzt einfach das Können, um sich bereits im jugendlichen Alter erfolgreich im Musik-Business durchzusetzen. Bei Jimmy Bowskill ist zweifelsohne das musikalische Verständnis so groß, dass er sich, für sein Alter vielleicht eher untypisch, in der Blues Rock-Sparte bereits einen Namen erspielt hat, und nicht wie so viele vor ihm in seiner Generation versucht, mit einer Boy-Group in kürzester Zeit die erste Million zu scheffeln.
Mir fiel der Jungspund bereits am 25.1.2009 auf, als ich von ihm im Quasimodo für eine gute Stunde eine geballte Ladung Blues Rock-Power um die Ohren gehauen bekam. Seitdem steht er fett unterstrichen in meinem Notizbuch.
In der Folgezeit hat er sich bei mir als toller Sänger und Gitarrist unlöschbar in mein Hirn eingefräst. Diesmal versucht er mich, auch als Songwriter zu überzeugen. Liegt es vielleicht daran, dass er sich auch sonst runderneuert hat? Denn mit dem Tieftonspezi Ian McKeown und dem Holzhammer- Anästhesisten Dan Reiff hat er sein Line-up komplett ausgetauscht. Warum auch nicht? Ein Auto braucht schließlich auch mal neue Zündkerzen und einen Ölwechsel um besser ans Ziel zu kommen. Und der Vergleich erscheint mir gar nicht abwegig, denn es sollte auch Jimmys Ziel sein, sich stetig zu verbessern. Und um es gleich vorweg zu nehmen, er hat für meinen Geschmack sein bisher bestes Album unter dem Ruf Records-Label veröffentlicht und gleichzeitig seine Meisterprüfung als Lied-Architekt bestanden.
Im Sommer des letzten Jahres ging die Band in Torontos berühmte Metalworks-Aufnahmestudios, in denen der junge Gitarrenflitzer bereits 2008 sein drittes Album "Jimmy Bowskill" einspielte. Dass als Co-Produzent Brian Moncarz mit an Bord war, erscheint mir keine schlechte Wahl und könnte für so manche Inspiration beim Songschmieden dienlich gewesen sein. Ebenso die Tatsache, dass der Bandboss auch seine musikalischen Mitstreiter in den Entstehungsprozess der Songs mit einbezog.
Die Hauptmerkmale aus dem Hause Bowskill sind wie eh und je die Textvorträge und das geniale Geklampfe des jungen Kanadiers. Dabei stelle ich bei ihm eine positive Entwicklung fest, klingt sein Gitarrenspiel nicht nur, wie vorher auch, sehr gekonnt, sondern noch eine Spur gefühlvoller als sonst. Ebenso erscheint mir sein Gesang viel routinierter als seine bisherigen Textvorträge. Als ein weiteres Indiz für seinen Fortschritt bewerte ich die Tatsache, dass er bei "Spirit Of The Town" erstmalig mit Blasinstrumenten arbeitet und er selbst sich einer Trompete bedient! Ich denke, Jimmy durchläuft gerade einen tollen Entwicklungsprozess, der ihm sehr zu Gute kommt.
Bezüglich der Trackliste der Platte hat er mit "Spirit Of The Town" einen 'Schmusi-Blueser' der Nachwelt hinterlassen, den er mit so viel Gefühl offenbart, wie ich es vorher von ihm noch nicht zu Gehör bekam. Das folgende "Sin's A Good Man's Brother" wird in allerbester Blues Rock-Manier der Marke Bowskill präsentiert, rasant, dynamisch und druckvoll, so wie man es von ihm gewohnt ist. Neben den beiden Songs eignen sich noch "Sinkin Down", "Down The Road" sowie das Anfangsstück "Take A Ride" und Titel Nummer drei, "Salty Dog", als Anspieltipps. Da kein Teil der Tonkonserve entscheidend abfällt, kann ich mir gut vorstellen, dass ich beim nächsten Durchlauf andere Lieder favorisiere.
Fazit: Die musikalischen Fähigkeiten des Blues Rockers sind für mich unumstritten gut bis sehr gut und bedürfen trotz seines jugendlichen Alters keiner weiteren Aufklärung. Dazu hat er sich längst einen hohen Bekanntheitsgrad erspielt, bei seinen Live-Auftritten wahre Lobeshymnen geerntet, und in der Fachpresse meist für positive Schlagzeilen gesorgt. Dass er sich nun auch noch als Songarchitekt versucht, betrachte ich nicht nur als logische Entwicklung seines musikalischen Schaffens, sondern als SEHR gelungen! Sein 2009er Album hatte ich bereits mit einem 'Tipp' versehen, und wenn auch diesmal die neue Scheibe von nicht minderer Qualität ist, ist er mittlerweile in der Blues Rock-Szene längst kein Tipp mehr.
Line-up:
Jimmy Bowskill (vocals, guitar, piano, trumpet)
Ian McKeown (vocals, bass, trombone)
Dan Reiff (vocals, percussion, drums)
Tracklist
01:Take A Ride
02:Linger On The Sweet Time
03:Salty Dog
04:Little Bird
05:Spirit Of The Town
06:Sin's A Good Man's Brother
07:Sinking Down
08:Down The Road
09:Seasons Change
10:Broke Down Engine
11:Least Of My Worris
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