Philip Bardowell / In The Cut
In The Cut
Für den in Kingston, Jamaika geborenen, aber in Süd-Kalifornien groß gewordenen Philip Bardowell stand seit frühester Kindheit fest, dass sein Lebensweg auf jeden Fall in Verbindung zur Musik stehen würde. Mit fünf Jahren erlernte er das Pianospielen, mit zwölf kam die Gitarre dazu. Die erste Band zusammen mit seinem Bruder Habib folgte nur unwesentlich später. Sein Interesse galt vornehmlich Bands wie The Beatles, Elton John, Led Zeppelin oder Bob Marley.
Mit 27 Jahren stand er dann das erste Mal so richtig im Rampenlicht, und zwar als Sänger und Gitarrist der Band Chriss, die von Peter Chriss und Kiss-Mitglied Ace Frehley formiert wurde. Weitere Stationen: zusammen mit Ex-House Of Lords-Leuten wie Chuck Wright, Lanny Cordola und Ken Mary in einer Band namens Magdalen, als Sänger und Gitarrist der Beach Boys nach der Erkrankung und dem Tod von Carl Wilson, und als Frontmann von Unruly Child.
2001 erschien seine erste Solo-CD "In A Perfect World..." in Kooperation mit seinem Unruly Child-Bandmate Bruce Gowdy, die recht gute Kritiken erhielt.
Mittlerweile legt er mit "In The Cut" sein zweites Werk vor, dass vom auf Melodic Rock spezialisierten italienischen Label 'Frontiers Records' am 19. September veröffentlicht wird.
Für die zehn Stücke konnte Philip neben zwei Eigenkompositionen recht namhafte Songwriter verpflichten, wie z. B. Stan Bush, Jim Peterik (Survivor, Pride Of Lions, Mark Spiro (House Of Lords, Bad English), Curt Cuomo (Kiss, Steve Perry) oder Bobby Barth (Axe).
Dass man dank moderner Technik mit relativ wenig Aufwand gute Musik erzeugen kann, wenn man so gute Instrumentalisten wie Daniel Flores (Mind's Eye, Xsavior) am Schlagzeug und den Alleskönner Tommy Denander (Radioactive) an Bass, Keyboards, Gitarren und auch bei der Produktion an seiner Seite hat, zeigt diese Scheibe eindrucksvoll.
Bardowell's kräftiger und engagierter Gesang, der unweigerlich Reminiszenzen an Lou Gramm aufkommen lässt, ist eigentlich wie für's Genre geschaffen und kann im Prinzip jedes Tempo bedenkenlos mitgehen. Der eigentliche Star des Werkes ist für mich aber Tommy Denander, der auf diesem Silberling, wie oben beschrieben, allgegenwärtig erscheint, und immer wieder mit glänzenden Gitarrensoli Akzente zu setzen weiß.
Highlights auf einer für mich recht flüssig und angenehm durchzuhörenden CD u. a. der Titeltrack, mit seinem strammen Synthie-/Gitarrenrhythmus, schönen Piano-Fills und einem schweren E-Solo; "She Will Never Know" im stark an Foreigner erinnernden Stil - klingt wie eine Abwandlung von "Say You Will"; der wirklich typische Melodic Rocker "Never Too Late For Love" mit integrierten Double-Leads-Einlagen; "It's A Long Road", bei dem die Axe-Handschrift von Bobby Barth deutlich eingekerbt ist: Furiose Wechsel zwischen balladesken Strophen und temporeichen Refrains sowie starke Gitarrenarbeit machen hier richtig Laune.
Auch die beiden Stücke am Ende lassen keine Zweifel daran aufkommen, wer hier die Finger mit im Spiel hatte: Survivor-Grundmuster, gemixt mit ein wenig Van Halen, und beim ausklingenden "Voices Of The Heart" mit leicht mystischem Flair in Richtung Magnum, gehen unzweifelhaft auf das Konto von Jim Peterik.
Philip Bardowell's zweite Solo-Scheibe ist auch dank Tommy Denander ein Melodic-Rocker wie aus dem Lehrbuch geworden. Wer meine Reviews von AOR, Blanc Faces oder Robin Beck studiert hat und damit was anfangen kann, wird auch hier angenehm bedient und kann bedenkenlos zugreifen.


Spielzeit: 40:40, Medium: CD, Frontiers Records, 2005
1:In The Cut 2:Through My Eyes 3:Heart Of A Hero 4:I Gotta Believe 5:She Will Never Know 6:Never Too Late For Love 7:It's A Long Road 8:One Day In January 9:Dreamin' With My Eyes Wide Open 10:Voices Of The Heart
Daniel Daus, 15.09.2005