Ray Bonneville / Goin' By Feel
Goin' By Feel Spielzeit: 49:05
Medium: CD
Label: Red House Records, 2008
Stil: Roots Rock, Singer/Songwriter, Americana


Review vom 24.04.2008


Norbert Neugebauer
Die jüngste Scheibe von Ray Bonneville hat sich ganz schön verzögert. Bereits bei seinem wunderbaren Konzert in Saalfeld im April 2007 wollte er sie im Gepäck haben, hat sie dann dort für Juni angekündigt. Nun, es wurde Januar 2008, als sie schließlich, nunmehr bei in-akustik in Deutschland, herauskam.
Wer bei dem Mann grundlegende Neuerungen erwartet, ist verkehrt dran. Der weit herumgekommene Kanadier hat seinen Stil gefunden, einen unverkennbaren - und einen, der zumindest für seine Fans keinen Wunsch auf wesentliche Veränderungen hervorruft. Wenn ich sage, wie eine Mischung aus J. J. Cale und Mark Knopfler, dann wiederhole ich nicht nur die landläufige Typisierung, sondern durchaus auch meine eigene Empfindung.
Die zwölf Songs rollen wie die berühmten Steppenhexen aus den Boxen und verbreiten die trügerische Ruhe eines Sonnenuntergangs kurz vor dem Showdown in einer Geisterstadt. Der Meister des Laid Back, längst legitimer Nachfolger des 'Tulsa Man', lässt seine gezupfte Les Paul sanft grooven, bläst eine wehmütige Harp und singt dazu mit angenehmer Stimme Songs von irgendwelchen Begegnungen und Stimmungen unterwegs, von seinen vielen Heimaten auf Zeit. Mit dem Süden der USA, speziell dem geschundenen New Orlenas, beschäftigen sich mehrere Titel und dann kippt das vermeintliche Easy Feeling in eine melancholische, sogar bittere Stimmung, je mehr das Ende des Albums naht. Nein, unter den schönen, relaxten Tönen klingt das Déjà Vu des Mannes heraus, der sehr sensibel und genau registriert, was im Land vorgeht.
Die ganze Scheibe tönt wie aus einem Guss, die einzelnen Songs unterscheiden sich in der Anlage und vom Tempo her nicht wesentlich. Alles eher gemächlich, unspektakulär. Aber voller Spannung, wenn man richtig hinhört. Neben dem Gitarrenspiel sorgt sein langjähriger Partner und Landsmann Geoff Arsenault am Schlagzeug (größtenteils) für den entsprechenden Drive und die perfekte Begleitung. Die beiden bilden ein kongeniales Paar, blind aufeinander eingespielt, live wie im Studio. Gurf Morlix ist der Mann an den tiefen Saiten und am Banjo, Brad Hayes steuert seine Gitarre bei, die nur füllenden Keyboards stammen von Nick Connolly, mit Eliza Gilkyson sorgt eine weibliche zweite Stimme für einen zarten Schmelz auf einigen Tracks.
Schon seltsam. Bei den ersten Hördurchgängen kam mir das aktuelle Album als gelungene Zweitauflage von Roll It Down vor. Ohne Zweifel ist es das soundmäßig, jedoch noch intensiver, der melancholische, bluesy Touch gibt "Goin' By Feel" zusätzliche Tiefe. Etwas schade, dass die Texte nicht abgedruckt sind, aber dank der perfekten Aufnahme sind sie gut verständlich. Die Produktion stellt auch audiophile Geister mehr als zufrieden, ein absoluter Hörgenuss!
Dieser Tage ist der sanfte Gitarrenzauberer wieder bei uns unterwegs. Wenn's klappt, kann ich unseren Lesern vom letzten Gig der Tour in meiner Heimat berichten.
Tracklist
01:Crow John
02:What Katy Did
03:Sabine River
04:Cemetery Road
05:I'm The Big Easy
06:So Long Blues
07:Reckless Feeling
08:Carry The Fallen
09:Goin' By Feel
10:Shy Star
11:Run Jolee Run
12:Cool Cool Rain
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