Ryan Bingham / Tomorrowland
Tomorrowland Spielzeit: 62:43
Medium: CD
Label: Axter Bingham Records, 2012
Stil: Americana

Review vom 20.10.2012


Joachim 'Joe' Brookes
"Tomorrowland" ist Ryan Binghams viertes Album. Nachdem beim Vorgänger "Junky Star" (2010) noch T-Bone Burnett an den Reglern saß, produzierte Bingham persönlich, zusammen mit Justin Stanley (Eric Clapton, Sheryl Crow, Amos Lee, Willie Nelson, The Soul Of John Black, The Vines), der hier auch als Musiker an verschiedenen Instrumenten mitwirkt.
Was ein Song so alles auslösen kann. Seine Komposition "The Weary Kind" erschien auf dem Soundtrack zum Film "Crazy Heart". Dafür wurde er mit dem Oscar, Golden Globe und Grammy dekoriert. Vor dieser Karrierewende erschienen "Mescalito" (2007) und "Roadhouse Sun" (2009).
Ryan Bingham rockt! Für mich ist "Rising Of The Ghetto" das zentrale Stück auf der Scheibe und nicht nur, weil es von der Spielzeit mit etwas über acht Minuten aus den anderen Tracks herausragt. Was Bingham mit seinen tollen Begleitmusikern hier offenbart, ist grenzenlos gut. Mit einem herrlich sphärischen Beginn, der seine markante Stimme in den Vordergrund stellt, baut sich in aller Ruhe ein Rocksong auf, der mit allen Wassern gewaschen ist. Mittendrin wird durch ein Break Luft geholt und dann abermals Dynamik aufgebaut. "Rising Of The Ghetto" ist ein fantastisches Stück Musik.
Fast genauso geht es einem der folgenden Ballade "No Help From God". Schlagzeuger Matt Sharrod (Crowded House) greift zu den Jazzbesen und diese Nummer ist eh äußerst sparsam instrumentiert. Der Bass kommt akustisch daher und Binghams Gesang hat man eine effektvolle Weite verpasst. Zur akustischen Gitarrenbegleitung spielt eine sehnsüchtige E-Gitarre. Zuhören und Träumen ist angesagt.
Mit "Flower Bomb" hat Bingham noch so einen ähnlichen Song in der Tracklist. Das Tempo wird etwas angezogen. Die Nummer versprüht Country-Flair und hat einen in der Ruhe verankerten Groove. Der dezente Keyboardteppich trägt zum Gelingen des Stückes bei. Das Spektakuläre liegt im Unspektakulären!
Hammer! Alle Schotten auf... mit "Guess Who's Knocking" rollt ein heftiger Rocker auf den Hörer zu. Die E-Gitarren riffen höllisch und zwischendrin macht sich auch noch ein Sechssaiter in Slide-Auslage bemerkbar. Bei Phasen, als Blitzlichter im Song untergebracht, verfügt die Komposition glatt über eine Prise Psychedelic. Toll!
Treibender Rock wird mit Rock'n'Roll gepaart und auch so funktioniert die Bingham-Genusspackung "Tomorrowland". Die E-Gitarren befinden sich bei "Heart Of Rhythm" in Dauerrotation. Der Opener "Beg For Broken Legs" legt genau die richtige Grundlage für das, was noch folgen wird. Mit rauer Stimme gesungen, verfolgen einen die stellenweise hypnotischen Riffs noch lange nach dem Ende des Songs. Hier sind viele Musiker am Start und Mellotron sowie Streicher verstärken die Dramatik der Nummer. Klasse!
Den Rock'n'Roll hatten wir ja schon. Mit "The Road I'm On" schiebt der Amerikaner noch eine feine Rockabilly-Nummer ein und bei dem sehr gut arrangierten Roots-Song "Neverending Show", der abermals das Country-Genre à la Bingham auslotet, geht es schon dem Ende des Silberlings entgegen. "Too Deep To Fill" ist ein ruhiger, akustischer Ausklang eines Albums, mit dem der Protagonist überzeugen kann. Wer einen Greg Leisz in seinen Reihen hat, kann sich glücklich schätzen.
Durch die Feinheiten in der Instrumentierung und den Arrangements hat jeder Track seine Besonderheiten. "Tomorrowland" gefällt (auch durch die Texte) und sollte unbedingt angetestet werden.
Line-up:
Ryan Bingham (vocals, guitar)
Justin Stanley (guitar, bass, drums, mellotron, piano)
Greg Leisz (guitar, mandolin)
Keith Ciancia (keyboards)
Richard Bowden (fiddle)
Shawn Davis (bass)
Matt Sharrod (drums)
Tracklist
01:Beg For Broken Legs (4:15)
02:Western Shore (6:02)
03:Flower Bomb (4:07)
04:Guess Who's Knockin' (4:04)
05:Heart Of Rhythm (3:35)
06:I Heard 'em Say (4:01)
07:Rising Of The Ghetto (8:07)
08:No Help From God (6:42)
09:Keep It Together (4:31)
10:Never Far Behind (6:12)
11:The Road I'm On (2:22)
12:Never Ending Show (4:59)
13:Too Deep To Fill (3:46)
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