Sarah Bettens / Shine
Shine Spielzeit: 43:02
Medium: CD
Label: Naïve/Indigo, 2007
Stil: Indie Rock

Review vom 20.11.2007


Daniel Daus
Musik aus Belgien ist mir bis zum heutigen Tage mit Ausnahme des schon länger nicht mehr existierenden (mir damals gut gefallenden) Pop-Duos Soulsister gänzlich verborgen geblieben. So sagte mir weder der Name Sarah Bettens, wie auch der ihrer früheren Band K's Choice, in der sie zusammen mit ihrem Bruder Gert wirkte (und wohl zumindest in Europa recht populär gewesen ist), eigentlich erst mal gar nichts.
Die Recherche ergab, dass Sarah, die ihren Lebensmittelpunkt seit geraumer Zeit in die USA verlegt hat, bereits mit "Scream" eine erste Solo-CD aufgenommen und diese auch bei diversen Gelegenheiten in den Staaten und in Europa live vorgestellt hat. Mittlerweile ist jetzt auch ihr zweites Werk "Shine" fertig, das von Brad Wood (Placebo, Smashing Pumpkins) produziert wurde. Erwähnenswert im Vorfeld sicher auch, dass "Shine" von der belgischen Zeitung DeMorgan (Auflage normalerweise 50.000) als Beilage geordert wurde und diese innerhalb kürzester Zeit 180.000 Exemplare restlos ausverkaufen konnte.
Beim Blick auf das von Erstklässler-Hand gefertigte Krickel-Krackel-Cover (ich konnte schon im Kindergarten besser malen), dazu mit der Aussicht, was Indie-/Alternative-mäßiges serviert zu bekommen, stockte mir ehrlich gesagt - unvoreingenommen wie der RockTimes-Redakteur von seinem Wesen nun mal ist - zunächst ganz schön der Atem. Oh dachte ich, bestimmt so eine alleinerziehende Frau, die ihre schlechten Männererfahrungen entweder in akustisch ummantelten Liedchen zerbrechlich herausklagt oder im anderen Extrem, in psychedelischem Ambiente aggressiv hektisch rockend aus sich herauskreischt.
Beides ist Gott sei Dank nicht der Fall, zumal die Dame, wenn ich es richtig verfolgt habe, eher dem eigenen Geschlecht zugeneigt ist. Sarah Bettens serviert einen wunderschönen ausgewogenen Mix aus melodischen, ruhigeren Popsongs und eingängigen, manchmal etwas lebhafteren Rockstücken. Es dominiert naturgemäß ihre Stimme, ansonsten eine klassische Begleitung aus Drums, Bass und einer recht variabel gestalteten E-Gitarre (mit einigen kurzen Soli). Ganz selten gesellt sich mal eine Akustikgitarre (beim recht forsch startenden Opener "I Can't Get Out" und beim abschließenden solo eingespielten "The Soldier Song") und bei "It's Alright" ein zurückhaltendes Piano im zweiten Teil (meine ich jedenfalls entdeckt zu haben) dazu.
Eine typische Platte, die man in diesen ungemütlichen Tagen zum Relaxen auf der Couch oder auch bei Besuch als Hintergrundmusik laufen lassen kann. Sehr angenehmer und sympathisch wirkender Stoff! Aus den o. a. Gründen dürfte es auch kein Problem sein, die Songs im Konzert recht authentisch rüber zu bringen. Die Gelegenheit, Sarah Bettens live in Deutschland zu erleben, bietet sich in Kürze an drei Terminen (08.12 Duisburg, 09.12. Köln, 10.12. Frankfurt). Ich überlege angesichts der für mich überraschend guten Leistung glatt, ob ich den Gig in der benachbarten Ruhrgebietsstadt besuchen werde!
Tracklist
01:I Can't Get Out
02:Shine
03:Put It Out For Good
04:Daddy's Gun
05:Just Another Day
06:Feel Me Break
07:Pave The Day
08:Rescue Me
09:Driving Alone
10:It's Alright
11:Coasting Speed
12:The Soldier Song
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