c*clay / Miss Greatness
Miss Greatness
Dies ist die Debutplatte einer jungen Formation aus Deutschland, die sich der Tradition der inspirierten und kraftvollen Rockmusik verschrieben hat. Erste beeindruckende Tatsache: Alle Songs stammen von den Bandmitgliedern selbst. Und die, liebe Leute, haben es in sich!
Die CD startet mit Not my Sympathy, das gleich mit seinen Einstiegsriffs, seinen Hammond-untermalten, von Bass und Schlagzeug getriebenen schweren Sounds ohne Zweifel in einer FM-Station des amerikanischen Radios eine hervorragende Figur machen würde, man kann eigentlich nur hoffen, dass es dazu mal kommt. Deutsche Bands hab' ich im Radio auf tausenden Kilometern auf amerikanischen Freeways zwar nur wenige, die dafür aber immer wieder gehört. Und das hier hat eindeutig die Klasse dazu.
Auffallend ist auch der scheinbar mühelose, unverkrampfte und mitreissende Groove, den diese Songs entfalten. Gekonnte Gitarrenfills, mal ein Cello oder auch scharfe Bläsersätze (Deceit) setzen einen Klang zusammen, der zwar irgendwie als Retro-Rock, d.h. eine Mischung von Spät-60ern englischen Bands mit amerikanischer Finesse der 70er daherkommt, der aber auf der anderen Seite auch total modern ist und in die 90er hineinreicht. Sicher hört man mal den Einfluss der "Black Crowes" und anderer "geistiger Verwandter", aber das sind ja auch die besten Referenzen.
Das Programm ist recht Riff-betont (und das ist als Kompliment zu verstehen), aber c*clay haben auch eine so grosse musikalische Bandbreite, dass sich die Balladen hervorragend in das Gesamtwerk integrieren, mal pianogetragen (Enchantress) und immer wieder mit gefühlvoller Gitarrenarbeit (Drowning in Dreams) beeindruckend. Manchmal hat man den Eindruck, etwas so oder so ähnlich schon mal gehört zu haben, und trotzdem ist die Musik der Band völlig eigenständig. Dass sich die Musiker erst vor zwei Jahren das erste Mal getroffen haben (sollen) ist fast unglaublich angesichts des harmonischen Gesamteindrucks, der Spielfreude und der Begeisterungsfähigkeit, die wir hier hören.
Der Gesang ist wie beim Schweizer "Hank Shizzoe" sowohl akzentfrei als auch abgeklärt, man kommt nie auf den Gedanken, dass hier Deutsche englische Texte vortragen - ebenso ungewöhnlich wie faszinierend.
Auch an der Produktion gibt's nichts zu bemängeln, es passt alles, weder über- noch unterproduziert, die Background-Sängerinnen geben manchen Songs das Feeling von schwarzem R&B, wie es viele Bands aus den Südstaaten der USA auch gerne machen - ein von mir geschätztes Stilmittel. Das hat schon internationale Klasse. Der Klang ist dazu passend hervorragend, jede gute Stereoanlage freut sich über dieses Futter.
Diese Platte und vor allem diese Band hat es verdient, von einem grösseren Publikum wahrgenommen zu werden, hier sind echte Talente am Werk, das handwerkliche Können der Musiker von c*clay überzeugt. Nach Lizard's Southern Steel eine weitere herausragende Leistung einer deutschen Band. Noch ein Tip am Rande: Play it LOUD, die anmachende, saftige Art von Miss Greatness macht ungeheuer Spass...Rock on, Folks!
Spielzeit: 54:46, Medium: CD
1: Not my Sympathy 2: Well I smile 3: Golden Cage 4: Intravenous 5: Wisdoms 6: Deceit 7: Enchantress 8: Our bakery 9: Don't misspell my Name 10: Going down 11: Drowning in Dreams 12: Alright with me
Manni Hüther, 1.6.2001