Carl Carlton And The Songdogs - Love & Respect
Love &amo; Respect
Wie schon auf dem Vorgänger "Revolution Avenue" staunt man auch hier wieder, wenn man sich mal die Besetzungsliste ansieht. Wenn im Winter der Glühwein die Innereinen wärmt und man wieder Zeit hat, mal im Rocklexikon zu blättern, begegnet man dort doch so manchem der Mitstreiter Carl Carltons, die hier für ihn ihre Talente (die Jüngeren) oder ihre Erfahrung (die Älteren) in die Waagschale werfen.
Carlton, der Anfang der 90er zusammen mit Bertram Engel die Band New Legend gründete, ist ein geschätzter Kollege, auch jenseits des grossen Teichs. Wer sonst könnte als Deutscher eine solch illustre Gesellschaft von renommierten Musikern um sich scharen?
"Love & Respect" fängt da an, wo "Revolution Avenue" aufhörte, es gliedert sich nahtlos in einen Sound, der ihm eigen zu sein scheint. Und das, obwohl man so viel Retro hört als wäre dies der Versuch, ein musikalisches Rock-Potpourri zu schaffen. Manche Töne kommen einem richtig vertraut vor, sind aber immer um spannende moderne Arrangements erweitert.
Die Musik, die Carl Carlton mit seinen Songdogs hier am Start hat, schafft einen grossen Spannungbogen zwischen Southern Rock'n'Soul, etwas Reggae, etwas Country, auch Blues ("Deep Colors Bleed") und vor allem auch den Rolling Stones, als die noch Rock spielen konnten. Die "Greatest Rock'n'Roll Band of the World" würde heutzutage mit Recht so bezeichnet, könnte sie denn ihre eigene Vorstellung von Rock so gekonnt umsetzen wie Carl Carlton das hier zelebriert.
Die CD kommt sofort voll aus den Startlöchern mit dem treibenden "Days of Magic", bei dem der Einfluss von Sonny Landreth unüberhörbar ist. Kein Wunder, steht der Mann aus Louisiana doch an der (Slide-)Gitarre. Songs wie "Queen of Attitude" oder auch "Kingston" lassen dann die Rock-Opas von der englischen Insel uralt aussehen. Schöne von Bläsern (Edgar Winter's White Trash Horns!) untermalte Reggaeklänge im Verein mit Xavier Naidoo und Robert Palmer in "Love, Understanding & Respect", aber auch die von Endzeitstimmung getragene Ballade "My Oh My" überzeugen vollkommen mit perfekter Struktur.
Das Songwriting ist über alle Zweifel erhaben und es macht jede Menge Spass zu hören, wie alle Beteiligten hier nicht irgendeinen "Job" runterdreschen, sondern alle deutlich vernehmbar mit Herzblut bei der Sache sind. Dabei ist dieser Rock der Edelmarke "ehrlich und gekonnt" so kurzweilig, dass die Zeit wie im Flug vergeht und man unweigerlich die Platte noch mal hören will.
Die Produktion ist hochgradig gelungen, perfekter Klang eine Selbstverständlichkeit. Die CD bietet neben der Musik noch ein 10-minütiges Video (MPG-Format) mit Ausschnitten aus dem Studio und eines Konzertes sowie ein darin verflochtenes Interview mit Carl Carlton. Mein Rezensionsexemplar macht keinerlei Angaben zum Produzenten. Wer immer es war, Hut ab!
Wer nur wenig Geld zur Verfügung hat, kann eine kluge Entscheidung treffen, indem es genau für diese CD ausgegeben wird. Die Investition zahlt sich dann aus durch eine Platte, die Hörspass pur bietet und auch nach Jahren noch nicht langweilig geworden ist. Um es kurz und bündig zu sagen: "Love & Respect" sollte in jeder vernünftigen Plattensammlung stehen!
Spielzeit: 56:33, Medium: CD, SPV, 2003
1:Days Of Magic 2:Queen Of Attitude 3:Lucky 4:Love, Understanding & Respect 5:Kingston 6:The Downfall 7:You Can Tell Me 8:My Oh My 9:He Gave The Names 10:Deep Colors Bleed 11:Alive
Manni Hüther, 08.06.2003