Chaedrist / Grandevality
Grandevality Spielzeit: 38:25
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2015
Stil: Extreme Metal

Review vom 26.02.2015


Andrea Groh
»Nihil possunt homines
contra vastiatem mundi
Ave Chaedra!
Ave Chaedra, vecreatrix mundi!
(Deutsche Übersetzung:)
Nichts vermögen die Menschen
Gegen die Leere der Welt
Gegrüßt seist du, Chaedra!
(…), Weheschöpferin der Welt!«

(aus "Schöpferskraft und Weltenbrand")
Na, wenn das nicht mal nach einer Muttergottheit und einem interessanten Konzept klingt…
Und tatsächlich: Der Begriff Chaedra ist eine Ableitung von Chaos, feminisiert Chaidra, lateinisiert Chaedra.
Chaos als das Nichts, aus dem die Schöpfung entsteht, wie aus der griechischen Mythologie bekannt, verknüpft mit der Vorstellung der großen Mutter, was mich einerseits an die Kelten, andererseits an C. G. Jung erinnert.
Wenn eine Band mit so etwas daherkommt, hat sie bei mir gleich einen Stein im Brett oder eher gleich einen ganzen Steinbruch…
Gemeint sind Chaedrist aus Bayern, 2010 gegründet von Steff alias 'Chaedrist', von dem auch die Konzeption stammt.
Nun, 2015, erscheint das Debüt "Grandevality". Darauf wurde der erwähnte Inhalt in ein klangliches Gewand gepackt, das von der Band selbst als metal sounds - mystic words - magick arts - oder kurz: Extreme Metal - umschrieben wird, was man durchaus so stehenlassen kann. Wer sich darunter nichts vorstellen kann: Von den bekannten Schubladen trifft es Black Metal am ehesten, wenn man das nicht zu eng sieht, denn hier gibt - wie erwartet - kein billiges 'Hail Satan'-Gebrülle und auch musikalisch lassen sich Chaedrist nicht einengen. Genau das finde ich reizvoll.
Die oft keifende Stimme und die schneidenden Riffs wirken schwarzmetallisch, doch dann kommen auch mal Death-/Thrash-Einflüsse und mehr vor, ebenso wie epische Elemente und schräge Melodien.
Trotz der Tatsache, dass vorwiegend drauflos geballert wird, sind die Songs abwechslungsreich gestaltet und bieten immer wieder interessante Momente, ob durch leicht gedrosseltes Tempo oder Leads, die aufhorchen lassen.
Obwohl viel variiert wird, wirkt das Material in seiner Gesamtheit wie eine Einheit. Das Ganze erscheint gut durchdacht und strukturiert, auch wenn es im ersten Eindruck vielleicht etwas chaotisch erscheint. Aber hinter dem Chaos steckt ein Plan… und es gilt, diesen zu erkennen...
Das ist spannend, vor allem kombiniert mit dem anspruchsvollen lyrischen Konzept. Gut, verständlich sind die Vocals genrebedingt nicht gerade, aber wozu gibt es denn das Booklet mit abgedruckten Texten…
Wobei sich auch ein Durchlauf mit geschlossenen Augen und Konzentration auf die Feinheiten der Musik lohnt. Oder mehrere, um tiefere Schichten zu entdecken, die zunächst nur unbewusst wahrgenommen werden.
"Grandevality" ist eine Reise in eine eigene Welt, nämlich die der Göttin Chaedra. Eine vielfältige Welt, mit vielen Kontrasten, mit harmonischen und eher abstoßenden Aspekten. Manche davon finde ich großartig, manche weniger - wobei dies sicherlich subjektiv ist.
Was ich jedoch kritisieren muss, ist der Schlagzeugsound - okay, zum Thema 'triggern' kann man unterschiedlicher Meinung sein.
Davon abgesehen ist die Produktion für eine Eigenproduktion (und nicht nur dafür!) erstaunlich gut gelungen, viele Feinheiten sind wahrzunehmen. Kaum zu glauben, dass es sich bei dieser Scheibe um ein Debüt handelt.
… um ein Debüt, dem ein Funke des Universums innewohnt, der 'omnis anima', der Seele des Gesamten, der Lebenshauch von allem.
»Chaedra…omnis anima…
grandeval goddess…
transcendental sigma…«

(aus "Grandeval Goddess")
Line-up:
Steff (vocals, lyrics, composing, conception)
Mike (instruments, composing)
Tracklist
01:Jenseits aller Sonnen
02:Anything Goes But Nothing Remains
03:Schöpferkraft und Weltenbrand
04:Whichever Signs We Carve
05:Alte eiserne Brücken
06:Den Verdens Nye Avguden
07:Im Widerschein der Wirklichkeit
08:Grandevall Goddess
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