Cirith Ungol / King Of The Dead
King Of The Dead Spielzeit: 45:54
Medium: LP
Label: Roadrunner Records, 1984
(Metal Blade Records - CD: 1999)
Stil: US-Epic Heavy Metal


Review vom 07.12.2007


Jens Groh
Warum ich nun ausgerechnet diese LP von Cirith Ungol ausgewählt habe, kann ich nicht mal so genau sagen, sind doch alle ihre Alben Meilensteine des US-amerikanischen Heavy Metal - alle einzigartig, irgendwie miteinander verbunden und doch so unterschiedlich wie es nur gehen kann. Alle verdienen es, mit größtem Respekt behandelt zu werden und irgendwie liebe ich sie alle, aber wahrscheinlich "King Of The Dead" am meisten.
Cirith Ungol gründeten sich 1976 in Ventura, CA. Anfangs noch im Rock anzusiedeln, wurde die Musik des Vierers doch zunehmend metallischer (wobei Cirith Ungol immer von sich selbst behaupteten, Gothic Death Rock zu spielen). Vom Musikbusiness und von den Printmedien immer wieder verlacht und missachtet, löste sich die Band 1996 völlig desillusioniert nach nur vier LPs auf.
Der Name selbst beruht auf J.R.R. Tolkiens Werk "Herr der Ringe", aus dem man sich den Namen für den 'Spinnenpass', nämlich "Cirith Ungol", entlieh, und genau wie für Herrn Frodo und seinen Begleiter Sam, sollte es auch kein leichter Weg für die Musiker werden. Zu extrem war doch für viele der sehr hohe, fast schon als Kreischen anzusehende sirenenartige Gesang Tim Bakers, (der sich bei ihren wenigen Liveauftritten gerne mal in einem Sarg auf die Bühne tragen ließ). Auch nach über zwanzig Jahren gibt und gab es KEINE vergleichbare Stimme im Heavy Metal! Aber dennoch passt genau diese Stimme so perfekt zur Musik, wie keine zweite.
Trotz des Tolkienschen Namens verarbeitete die Band hauptsächlich Michael Moorcocks Story um seinen Helden Elric von Melniboné, jenen schwächlichen Albino-Prinzen, der nur durch Drogen und später durch sein schwarzes Chaosschwert überleben kann. Dieser bot auf allen Alben Cirith Ungols das Hauptthema, auch wenn hier und da mal andere Themen wie Umweltzerstörung oder so banale Dinge wie mit 180 Sachen über den Highway zu rasen einflossen (beide, doch sehr widersprüchlichen Themen sind auf "One Foot In Hell" zu finden).
Auch ziert jener Held alle vier Cover der Entropie-Anhänger, wunderschön von Michael Whelan in Szene gesetzt. Eben jener überließ seine Bilder der Band für sehr wenig Geld, war er doch erklärter Fan Bakers Truppe.
Aber nun zu "King Of The Dead". Diese Platte hat eine so unglaublich dichte Atmosphäre, wie man es nur selten im Metal findet und heutzutage noch viel seltener zu hören bekommt.
Ungeachtet, ob der Gesang einem gefällt oder nicht, sind hier absolute Meister an ihren Instrumenten am Werk, denn wo findet man eine so geniale Umsetzung der "Toccata in Dm" von J.S. Bach? Später spielten zwar auch andere Bands die "Toccata", aber keine von ihnen erreichte das Gespür dafür wie Jerry Fogle, Flint und Robert Garven, die jenes Stück so gefühlvoll und doch so sehr nach Cirith Ungol klingen lassen, dass man fast glauben könnte, es wäre eine Eigenkomposition.
Irgendwelche Lieder besonders hervorzuheben ist fast unmöglich, sind doch alle acht kleine Meisterwerke, und das sage ich jetzt nicht einfach so dahin, sondern meine das todernst. Alleine schon der Opener "Atom Smasher", der mit einem Grollen startet, um dann von den Drums und einem herrlich knurrenden Bass eingeleitet wird, bis Gitarre und Gesang einsteigen und Tim Baker folgendes von sich gibt: »Welcome to the brave new world. The future's here, or haven't you heard?«. Auch nach über zwanzig Jahren jagen mit immer noch solche Gänsehautschauer über den Rücken, dass es fast schon an Wolllust grenzt. ☺
Auch beim Titellied, das sehr vom unglaublichen Bassspiel lebt, wird einem immer wieder bewusst, wie unrecht Cirith Ungol getan wurde, denn das fast schon als doomig zu bezeichnende Stück ist eine unglaubliche Hymne - markerschütternde Schreie, als hätte es einen persönlich wirklich zum Todeskönig und zum Ende hin verschlagen. Das Tempo wird hier etwas angezogen und man glaubt wirklich, dass der Untotenherrscher von Nadsokor einem auf den Fersen sei.
Wer aber spätestens beim über acht Minuten langen "Finger Of Scorn", das mit einer Akustik-Gitarre beginnt, um von getragenen Melodien sich in eine immer höher und härter werdende Spirale von metallischen Soli und wildem Bassspiel - das dann ganz allmählich wieder abebbt, um einen dann endgültig in die Tiefen des Chaosreiches zu ziehen - nicht endlich in den Bann der Entropiker gezogen wird, dem würde ich attestieren, dass demjenigen schon lange jegliches Gefühl abhanden gekommen ist!
So bleibt mir am Schluss nur zu sagen, dass Cirith Ungol eine von den wirklich wenigen Bands sind, auf die das Prädikat 'Kult' wirklich zutrifft, denn nirgendwo anders wird man mit so viel Können, Detailverliebtheit, einem Gespür für feine Melodien und einer Andersartigkeit belohnt, wie bei dieser Band und speziell bei vorliegender Scheibe.
1999 erschien "King Of The Dead" als CD im Digipack mit einem Bonus-Livetrack. Meist für kleines Geld zu bekommen, wo hingegen man für die Original-LP doch schon einige Euronen hinblättern muss, die sich aber alleine schon wegen des Covers lohnt, in den heimischen Plattenschrank gestellt zu werden.
May the Guardians of the Pit be with You!!!
Line-up:
Tim Baker (vocals)
Flint (bass)
Robert Garven (drums)
Jerry Fogle (guitars)
Tracklist
01:Atom Smasher
02:Black Machine
03:Master Of The Pit
04:King Of The Dead
05:Death Of The Sun
06:Finger Of Scorn
07:Toccata In Dm
08:Cirith Ungol

CD Bonus:
09:Last Laugh (live)
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