Collective Soul / Afterwords
Afterwords Spielzeit: 40:37
Medium: CD
Label: India Records, 2008
Stil: Rock

Review vom 05.03.2008


Joachim 'Joe' Brookes
1992 gegründet, spielt Collective Soul (CS), mit sieben veröffentlichten Alben in ihrer Heimat Amerika bei 10 Millionen verkaufen Tonträgern bereits auf dem Center-Court. Und wie sieht es in unseren Breitengraden aus?
Noch ziemlich mau. Im Jahr 2006 traten sie beim Southside- und Hurricane-Festival auf, so ist dem Informationsblatt zu ihrem achten Album "Afterwords" zu entnehmen.
Seit dem Debüt befindet sich die Gruppe in meiner Sammlung und nun ist es doch an der Zeit, Collective Soul, die in fast unverändertem Line-up Bestand haben, auch der RockTimes-Leserschaft näher zu bringen.
Das Zentrum der Band aus dem Nest Stockbridge, Georgia bilden die Brüder Ed und Dean Roland. Wie eh und je ist Ed der kreative Collective Soul-Kopf. Er hat, bis auf zwei Ausnahmen alle Songs geschrieben. "I Don't Need Anymore Friends" und "Hollywood" hat er zusammen mit Joel Kosche, dem Lead-Gitarristen, zu Papier gebracht.
In ihren Anfängen waren sie einen Deut grungiger. In diesen Tagen macht es CS nicht viel anders. Mainstreamige Elemente findet man auch auf Werken aus dem Beginn ihrer Karriere. Die sind immer noch vorhanden. Allerdings sind auch die Ecken und Kanten in der Musik geblieben, was "Afterwords" interessant und abwechslungsreich macht. Der Titel ist Programm, denn Nachworte hat Ed Roland so einige mitzuteilen. Einerseits ist er mittlerweile Familienvater, andererseits verarbeitet er den Tod seines Vaters.
Die Amerikaner haben bereits sehr früh ein Format für ihre Musik gefunden, das sie aus der Masse von vergleichbaren Bands hervorhebt und mit einem großen Wiedererkennungswert ausstattet. Zum einen ist da Ed Rolands Stimme, zum anderen deren größtenteils Gitarren-lastige Stücke, die stets mit einem Überraschungsfaktor ausgestattet sind. Sei es stellenweise durch Verfremdungen der Stimme, Varianten im Sound der Drums oder eben die Gitarren, denn die sind zum Teil zu dritt am Start.
Wie die 6-Saiter einen CS-Song dominieren, verdeutlichen die Männer im Opener "New Vibration". Gepaart mit einprägsamen Melodien gibt es Heftiges auf die Hörerohren. So kennt man die straight rockende Band auch aus der Vergangenheit. Treibende Beats vom neuen Drummer Ryan Hoyle und ein ihm folgender Will Turpin am Tieftöner, übriges auch ein Mann der ersten Stunde, sind fast schon selbstverständlich.
Eine verzerrte Gitarre eröffnet "What I Can Give You". Der Refrain ist Keyboard-getragen und jetzt ist es an der Zeit, in einigen Phasen mal der verfremdeten Stimme des Sängers zu lauschen. Das Wechselspiel zwischen sattem Gitarren-Sound und Keyboard-Teppichen stattet nicht nur diesen Track aus. Ed Roland erweist sich als klasse Songwriter, der bestimmt einen nicht zu unterschätzenden Anteil am musikalischen Erscheinungsbild der Band hatte und hat.
In "Never Here Alone" verarbeitet Ed den Tod seines Vater, zu dem er ein besonderes Verhältnis hatte: »I'm never here alone
I thought I heard some angel say
You'll never be alone
I know I heard my father sing… .«

Die Gitarre ist auf sanft gestimmt und überhaupt ist der gesamte, mit Piano-Stimmung durchtränkte Track, ruhig angelegt.
Als glücklich verheirateter Musiker widmet er "All That I Know" seiner Ehefrau. Ein Song voll mit unterschiedlicher Dynamik, die einen an die Boxen fesselt. Mit großartigem Refrain, der abermals zum Hängen bleiben geschaffen ist, sollte man dieser Nummer mehrere Durchgänge gönnen, denn sie ist gespickt mit feinsten Gitarren-Überraschungen.
Der Text von "Georgia Girl" hat autobiografischen Charakter, denn es gab tatsächlich »ein wunderbares Mädchen, das mir durch eine harte Zeit hindurch geholfen hat.«. Die Keys sind, bezüglich der musikalischen Umsetzung, auf Piano gestellt und den Hörer erwarten sehnsüchtige E-Gitarren.
"Hollywood" verfügt über schöne Hooklines und die eingestreuten Keyboards haben die Ausstrahlung eines Kinderliedes, passen allerdings ins Gefüge des Tracks.
Harte Gitarrenriffs, gepaart mit herrlicher Melodie, begegnet uns abermals in "Persuasion Of You". Singen kann der Ed Roland und das Kosche-Solo pustet die Gehörgänge blitzsauber.
"I Don't Need Anymore Friends" hingegen ist eher unspektakulär. Hier vermisst man irgendwie die überraschenden Momente anderer Lieder.
Ein echter Feuerzeuggas-Verbraucher ist die Ballade "Adored". Ed singt mit schmachtender Stimme und ansonsten versprüht dieser Track eine nachdenkliche Atmosphäre. Auch "Good Morning After All" hat eine verträumt-entspannte Stimmung und wie aus der Info zur Platte hervorgeht, ist der Song Eds und Deans Mutter gewidmet. Jeder muss auf seine Art und Weise mit dem Tod eines geliebten Menschen umgehen.
Mit "Afterwords" hat man nicht nur einen treffenden Albumtitel gewählt, sondern auch, wie früher schon, überzeugt. Collective Soul machen das, was sie können und sehr gut. Die Mischung aus melodischen Refrains und starker Gitarrenarbeit ist stimmig und führt zu
7 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Ed Roland (lead vocals, guitar, keyboards)
Dean Roland (rhythm guitar)
Will Turpin (bass, percussion)
Joel Kosche (lead guitar, lead vocals - #6)
Ryan Hoyle (drums, percussion, programming)
Additional Musicians:
Anthony J. Resta (keyboards - #4, 12, melody guitar - #4, baritone guitar - #12)
Cheney Brannon (tambourine - #2)
Tracklist
01:New Vibration (3:22)
02:What I Can Give You (3:44)
03:Never Here Alone (3:07)
04:Bearing Witness (3:37)
05:All That I Know (4:09)
06:I Don't Need Anymore Friends (3:37)
07:Good Morning After All (4:25)
08:Hollywood (3:06)
09:Persuasion Of You (3:39)
10:Georgia Girl (3:28)
11:Adored (4:17)
12:Hollywood (video)
Externe Links: